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Serienjahr 2018
Epische Stoffe und düstere Neuauflagen

Das Serienjahr 2018 verspricht bekannte und opulente Geschichten in neuem Glanz. Mancher Filmklassiker wird als Serie neu aufgelegt. Auch hierzulande - denn Deutschland wird zunehmend Serienland.

Von Julian Ignatowitsch | 08.01.2018
    Ein junger Mann lässt sich eine Seite der Videostreaming-Firma Netflix auf einem Laptop und auf einem Fernsehbildschirm zeigen.
    Streamingportale wie Netflix bauen auch 2018 ihr Serienangebot weiter aus. (dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka)
    2018 bringt schwarzdunkle Tiefe auf klaustrophobischem Raum:
    Der Filmklassiker "Das Boot" von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981 wird neu aufgelegt - als achtteilige TV-Serie. Sky und die Bavaria Filmstudios stemmen das 25-Millionen-Euro Projekt, das zum Ende des Jahres erscheinen wird und bei dem unter anderem Serienstars wie Vincent Kartheiser und Tom Wlaschiha mitwirken. Ein prototypisches Highlight in diesem Jahr.
    Filme in Serienlänge neuverfilmt
    Gleich dreierlei zeigt dieses ambitionierte Mammutprojekt: Erstens: Der Pay-TV-Sender Sky mischt 2018 noch mehr mit auf dem Serienmarkt. Zweitens: Er und viele andere setzen dabei immer mehr auf deutsche Produktionen, denn Deutschland wird zunehmend Serienland. Und drittens: Neuauflagen oder Spin-Offs von Filmen und deren epischer Stoffe sind in diesem Jahr schwer angesagt.
    Ein paar Beispiele gefällig: In Amerika wird aktuell an der Science-Fiction-Serie "Snowpiercer" gearbeitet. Der sehenswerte Film von 2013 zeigte Eiszeit-Endzeit und einen Zug, der als schutzbringende"Zweiklassen"-Arche - arm und reich - um den Globus fährt.
    Die Serie "The Dark Tower" soll die Vorgeschichte zum gerade erst erschienenen, gleichnamigen Fantasy-Film auf Grundlage von Stephen King liefern. Und "Trust" heißt das Serienpardon zu "Alles Geld der Welt", sie wissen schon, der Film, gerade erschienen, aus dem Kevin Spacey wegen Sexismus-Vorwürfen kurzerhand rausgeschnitten wurde und der den Entführungsfall um den Ölmilliardär J. Paul Getty zeigt. Getty wird hier in der Serie übrigens gespielt von Donald Sutherland.
    Also frei nach dem Motto: Wieso kurz, wenn es auch lang geht, verdrei- bis vierfachen diese Serien einfach mal renommierten Stoff von der Kinoleinwand. Ist das schon Einfallslosigkeit? Zumindest scheint es so zu sein, dass Bewährtes auch in der schönen neuen Serienwelt immer wichtiger wird.
    Deutsche Produktionen im Kommen
    Und damit zum aufstrebenden Serienland Deutschland: Auch hierzulande sind Trends erkennbar. Neben "Das Boot" ist "Dogs of Berlin" auf Netflix eine der vielversprechendsten Neuankündigungen. Mal wieder Berlin, mal wieder ein Krimi-Drama - das hat sich ja bereits 2017 mit "4 Blocks" oder "Babylon Berlin" bewährt. Bei "Dogs of Berlin" kommt nun noch ein beinhartes Milieu dazu, denn das Opfer ist ein deutsch-türkischer Fußballspieler. Der Starttermin steht allerdings noch nicht fest.
    Ein guter Beweis für den kommerziellen Erfolg der deutschen Serien ist, dass wir in diesem Jahr viele Fortsetzungen zu sehen bekommen werden: Von Schweighöfers "You Are Wanted" auf Amazon über "Dark" auf Netflix bis hin zum bayerischen Breaking-Bad "Hindafing" im öffentlich-rechtlichen Fernsehen - Staffel zwei ist in der Mache. Aber das hat auch gesetzliche Gründe, denn Streaming-Anbieter sind ab dem Frühjahr per EU-Beschluss dazu verpflichtet, 30 Prozent europäische Produktionen ins Programm zu nehmen.
    Und dann wird auch weiter Neues ausprobiert auf dem Serienmarkt: Steven Soderbergh legt im Januar die Krimiserie "Mosaic" auf Sky vor, das interessante dabei, der Zuschauer kann per App zusätzliche Inhalte und Erzählstränge abrufen. Viel mehr als eine lange Version, eine Art Director's Cut der Serie, scheint das aber nicht zu sein, denn interaktive Elemente fehlen. Hier könnte sich mancher Serienmacher in Zukunft etwas bei Computerspielen abschauen, die ja bereits zunehmende serielle Erzählweisen aufgreifen: Kein Wunder also, dass mit "Life is Strange" (Sender und Release noch unbekannt) nun auch eine Serie auf Vorlage eines Computerspiels entsteht. Die sehr stimmungsvolle Coming-of-Age-Geschichte dürfte mit echten Darstellern und Schauplätzen noch mehr Wirkung entfachen.
    Also, so viele Neuerscheinungen wie noch nie - damit Sie das auch alles gucken können, noch eine gute Nachricht zum Schluss: Streaming-Dienste können schon bald von überall im europäischen Ausland genutzt werden. Kein Geoblocking mehr, dafür massig neuer Stoff.