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Sesshaft und produktiv

Nobelpreis. – Die beiden frisch gekürten Physiknobelpreisträger Peter Grünberg und Albert Fert sind nie groß in der Welt herumgezogen, an den US-amerikanischen Forschungshochburgen haben sie nie gearbeitet. Geschadet hat es nicht, große Entdeckungen gelingen auch in Jülich – oder in Orsay, im Süden von Paris.

Von Ralf Krauter | 09.10.2007
    Peter Grünberg ist – wenn man so will – der Goldesel des Forschungszentrums Jülich. Von 1972 an hat der aus dem tschechischen Pilsen stammende Vater dreier Kinder insgesamt 32 Jahre lang in Jülich gearbeitet. Die Entdeckung des Riesenmagnetwiderstandes Mitte der 1980er Jahre spielte seinem Arbeitgeber seitdem zweistellige Millionenbeträge in Form von Lizenzgebühren ein. Die langjährige Allianz hat sich also für beide Seiten gelohnt. Als Peter Grünberg 2004 offiziell in den Ruhestand ging – was ihn freilich nicht davon abhält, weiter zu arbeiten - hielt sein Kollege und heutiger Mit-Nobelpreisgewinner, der Franzose Albert Fert den Festvortrag.

    "”Oh, Peter Grünberg – very fair relationship…”"

    Mit Peter Grünberg habe er sich immer sehr gut verstanden, erklärte der Physik-Professor von der Universität Paris-Süd vorhin am Telefon. Die entscheidende Entdeckung habe man zwar unabhängig voneinander gemacht, aber danach habe es einen regen fachlichen Austausch gegeben.

    Der in Carcassonne geborene Albert Fert hat sich schon in seiner Doktorarbeit mit der Leitfähigkeit von dünnen Magnetfilmen beschäftigt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und genau wie Peter Grünberg hat es auch ihn nie lange in die große weite Welt gezogen. Die Professur und sein Labor in Paris hat er seit 1976, also auch schon über 30 Jahre lang. Offenbar hat sich diese Sesshaftigkeit auch für ihn ausgezahlt. Fert:

    "Ich fühle mich heute fantastisch. Ich bin sehr glücklich. Die Wissenschaft ist doch einfach etwas Wunderbares. Eine Idee, die vor vielen Jahren in unseren Köpfen entstand, hat mittlerweile zu handfesten Produkten geführt, die unser Leben verändert haben. Wissenschaft ist sehr mächtig."

    Den beiden frisch gekürten Laureaten mangelnde Weltoffenheit vorzuwerfen, wäre übrigens ungerecht. Vor seiner Zeit in Jülich forschte Peter Grünberg drei Jahre im kanadischen Ottawa. Danach sorgte seine Frau dafür, dass internationale Kontakte nicht zu kurz kamen, indem sie ausländischen Wissenschaftlern am Forschungszentrum Jülich mit Informationsveranstaltungen das Einleben erleichterte.