Dienstag, 19. März 2024

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Sexueller Missbrauch
"Das ist das falsche Signal"

Bis Mitte 2016 hat der Deutsche Olympische Sportbund 170.000 Euro in den Fonds sexueller Missbrauch eingezahlt. Seitdem sind die Zahlungen eingestellt. "Ich finde das empörend", sagte Aktivist Matthias Katsch im Dlf. Die Opfer würden allein gelassen. Es sei das falsche Signal den Opfern zuzumuten, sich selbst zu helfen.

Matthias Katsch im Gespräch mit Maximillian Rieger | 20.07.2019
Die Umrisse von Fans auf der Tribüne bei einem Bundesligaspiel.
Opfer von sexuellem Missbrauch im Sport werden allein gelassen, sagt Aktivist Matthias Katsch im Dlf. (dpa / picture alliance / Bernd Lauter)
Der Rückzug des Sports bei der Entschädigung für Opfer von sexuellen Missbrauchs zeige eindrucksvoll, dass man aus dem Missbrauchskandal von 2010 nichts gelernt habe. "Ich finde das empörend", sagte Matthias Katsch im Dlf. Es zeige welcher Stellenwert der Kampf gegen den sexuellen Missbrauch in Deutschland habe. Katsch war als Jugendlicher an einem Jesuiten-Kolleg selbst sexuell misshandelt worden und hatte mitgeholfen die Missbrauchsfälle ab 2010 publik zu machen.
Matthias Katsch, ehemaliger Schüler des Canisius-Kollegs; vor der Jesuitenschule in Berlin. In dem Gebäude fanden viele der sexuellen Übergriffe auf Schüler statt.
Matthias Katsch, Aktivist für die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs (dpa / picture alliance / Stephanie Pilick)
Schweigekartelle im Sport
Der organisierte Sport verweist bei der Entschädigung auf die Reform des Opferentschädigungsgesetzes. Der Sport wäre sehr wohl in der Lage zu handeln, sagte Katsch. Es sei das falsche Signal den Opfern zuzumuten, sich selbst zu helfen. Katsch verwies damit auf den Fall der betroffenen Nadine, die mithilfe einer Crowdfunding-Aktion versuche, eine Summe einzusammeln, um ihr Studium zu finanzieren.
Anscheinend gebe es auch im Sport Schweigekartelle, die es den Opfern schwer machen, sich zu äußern. Man müsse den Betroffenen deswegen helfen, mit ihren indivuellen Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen, damit sich in den Strukturen etwas ändert und Kinder und Jugendliche in Zukunft sicherer sind. Es sei der falsche Weg, wenn man diejenigen, die sich als erste getraut hätten, dann im Anschluss alleine zu lassen.