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Shoa Naqvis Unistart in Münster

Die indische Doktorandin Shoa Naqvis studiert in Münster Biochemie und ist DAAD-Stipendiatin. Nach vier Wochen Sprachkurs in Köln, arbeitet sie nun im Labor und hat ihr Studentenleben begonnen, was ein wenig anders ist als in ihrer Heimat Indien.

Von Nina Treude | 14.10.2010
    Schwungvoll begrüßt die Big Band der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, kurz WWU, die neuen Erstsemester. Unter ihnen ist auch Shoa Naqvi. Die indische Doktorandin ist erst seit wenigen Wochen in Münster, hat aber schon intensiv mit ihrer Arbeit begonnen. Die letzten vier Monate hat Shoa an einer Sprachschule in Köln verbracht. Nun muss sie sich erst einmal an ihre neue Heimat in Westfalen gewöhnen. Viel Zeit zur Orientierung hatte sie noch nicht. Shoa verbringt jeden Tag im Labor und arbeitet an ihrer Dissertation. Shoa Naqvi:

    "Ja, ich finde Münster gut und sehr schön, aber kleiner als Köln. Ich habe die Innenstadt gesehen, aber noch nicht so viel Münster jetzt gesehen. Mein Tagesablauf ist sehr interessant. Ich lese viel über mein Thema."

    In ihrem Labor am biochemischen Institut arbeitet Shoa an einem Zuckermolekül, das in der Industrie unter anderem zur Wundheilung eingesetzt wird. Dieses Molekül will Shoa auf biotechnologische Weise herstellen und optimieren, da die übliche chemische Herstellung zu viel Energie verbraucht und die Umwelt belastet. Ihr Laborplatz in Münster bietet bessere Forschungsbedingungen als der an Shoas indischer Uni. Gemeinsam mit anderen Doktoranden ist Shoa in einer Arbeitsgruppe. So können die Studenten sich untereinander austauschen und helfen. Janina ist eine Kommilitonin von Shoa und schätzt die internationale Vielfalt im Labor sehr:

    "Also wissenschaftlich gesehen ist es schon eine Bereicherung, weil man auch die ganze Zeit auf Englisch kommuniziert, auf der anderen Seite kann es schon mal zu Missverständnissen kommen, auch kulturell ist es manchmal ein bisschen schwierig, aber im Prinzip arbeiten wir ganz gut zusammen. Für uns ist es auch wichtig, dass wir zusammen Mittagessen gehen und uns mal außerhalb von den wissenschaftlichen Themen auch mal so unterhalten.""

    Mit ihren Laborkollegen versteht die aufgeweckte Shoa sich schon gut, mit ihrer Wohnsituation in Münster ist sie aber noch nicht richtig zufrieden. Übergangsweise wohnt sie in einem internationalen Studentenwohnheim. Liebe wären ihr eigene vier Wände, in denen sie sich nach langen Labortagen ausruhen kann:

    ""Ich muss mein Bad und meine Toilette mit anderen Leuten teilen, das ist manchmal nicht so gut für mich, weil ich habe das noch nie gemacht und ich fühle mich nicht sehr bequem dabei, aber ich hoffe mit der Zeit werde ich eine gute Wohnung finden und dann es geht mir gut. Ein eigenes Zimmer ist besser."

    In Shoas Labor gibt es auch noch viele andere indische Studenten, da der leitende Professor des Institutes, Bruno Moerschbacher, ein deutsch-indisches Austauschprogramm ins Leben gerufen hat. Diese Kooperation ist in seinen Augen von großem Nutzen und ermöglicht seinen Studenten den Blick über den Tellerrand:

    "Auf wissenschaftlicher Ebene ist es auch so, dass wir uns sehr gut ergänzen. Die indischen Studenten bringen in der Regel sehr gutes theoretisches Wissen mit, aber es fehlt ihnen häufig die experimentelle Praxis, die sie dann bei uns lernen können und andersrum unsere Studenten bekommen im Studium sehr viel Praxis, aber manchmal hapert es ein bisschen bei der Theorie."

    Auch Shoa ist froh über ihre indischen Kommilitonen, die sie während ihres Neuanfangs in Münster unterstützen und manchmal vielleicht besser verstehen, als die deutschen Laborpartner. Um Missverständnisse zu vermeiden, macht die Laborgruppe ein interkulturelles Training, bei dem die Studenten lernen mit den verschiedenen Kulturen umzugehen:

    "Ich glaube es ist manchmal leichter, weil ich habe Leute aus meinem Land, sie können mir helfen, wenn ich Hilfe brauche, über wo kann ich indisches Essen finden oder wo kann ich die indischen Feiertage feiern, sie können mir immer Informationen geben. Aber das ist kein großes Thema für mich. Ich möchte alles kennenlernen."

    Shoa will sich in Münster vor allem schnell zurechtfinden und mit anderen Deutschen in Kontakt kommen, statt sich nur mit ihren Landsleuten zu treffen. Gemeinsame Ausflüge mit ihrer Arbeitsgruppe, zum Beispiel zum Wandern in den nahen Teutoburger Wald, machen ihr dieses Vorhaben leichter. Auch Professor Moerschbacher ist begeistert von Shoas offener Art:

    "Shoa hat sich sofort hingesetzt, hat mit uns geredet um genau rauszufinden was sie machen will und hat sich gleich vom ersten Tag an prima ins Labor eingefügt. Vor allen Dingen, was auffällig war, sie hat vom ersten Tag an deutsch gesprochen und sie hat gesagt ich möchte deutsch reden, ich bin ich Deutschland und das ist sowohl bei den deutschen Studenten sehr gut angekommen als auch bei den anderen internationalen Studenten, die teilweise ihr Deutsch schon fast wieder verlernt haben, weil wir im Labor viel Englisch reden und Shoa sagt, ihr müsste Deutsch reden, ihr müsst das lernen. Und das tun sie auch und das freut uns alle."

    Auch wenn Shoa am Anfang noch ein bisschen Heimweh hatte und traurig war Köln verlassen zu müssen, wo sie schon viele Freunde gefunden hatte, blickt sie positiv in die Zukunft und freut sich auf die Zeit in Münster:

    "Ja, ich habe mich mit manchen Leuten sehr gut angefreundet, ich glaube ich habe alle Leute aus meinem Lab kennengelernt. Und sie sind auch sehr höflich und sehr freundlich, so ich fühle mich sehr bequem hier."

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