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Sicherer Schiffsverkehr und schmutzige Meere

Nord- und Ostsee sind viel befahren und werden intensiv befischt. Windparks für die Energiewende kommen nun noch dazu, die Gefahr von Unfällen wächst. Um diese zu verhindern, vermisst das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie die See regelmäßig. Auf der Jahrespressekonferenz wurden Ergebnisse vorgestellt.

Von Axel Schröder | 15.01.2013
    Die Vermessung von Nord- und Ostsee wird nie abgeschlossen werden. Denn der Meeresboden verändert sich im Laufe der Jahre und Gezeiten, die vielen hundert Schiffswracks können durch starke Strömungen ihre Lage verändern und zur Gefahr für den Schiffsverkehr auf Nord- und Ostsee werden. Damit auf den deutschen Meeren sicher navigiert werden kann, setzt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie, BSH, in regelmäßigen Abständen vier Vermessungs- und Wracksuchschiffe ein und kartiert die See. Darüber hinaus arbeitet die dem Bundesverkehrsministerium zugeordnete Behörde mit der IMO, der International Maritime Organization zusammen, um das die Navigation auf den Weltmeeren noch sicherer zu machen. Über dieses Projekt berichtet die BSH-Präsidentin, Monika Breuch- Moritz anlässlich der heutigen Jahrespressekonferenz der Behörde:

    "Das heißt E-Navigation. In diesem Projekt werden Informationen auf der Brücke zusammengeführt. Auch unsere Leistungen wie Vorhersagen von Seegang, von Sturm, von Wellen, von Strömungen, die wir mit dem Deutschen Wetterdienst zusammen machen, gehen in solche Informationen ein. Und das hilft, die Navigation zu verbessern."

    Nach Abschluss des Projekts, an dem Unternehmen der maritimen Wirtschaft, Hafen- und Meeresbehörden aus der ganzen Welt mitarbeiten, soll es den Schiffsbesatzungen möglich sein, auf sehr genaues, stets aktualisiertes Datenmaterial zugreifen zu können. Havarien wie die der Costa Concordia vor einem Jahr ließen sich damit allerdings nicht verhindert, so Breuch-Moritz:

    "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie. Und hier ging es nicht um Technik oder sonst etwas. Ich will keinem Ergebnis eines laufenden Verfahrens vorgreifen - aber Seekarten oder Technik waren nicht schuld."

    Gute Nachrichten kann die BSH-Präsidentin zum Zustand von Nord- und Ostsee vermelden. Die Kontrollflüge von Flugzeugen über dem Meer wurden in den letzten Jahren ausgeweitet, heute ist die kontrollierte Fläche rund doppelt so groß wie vor zehn Jahren. Und angesichts verschärfter Strafen sind die Fälle von illegal entsorgtem Schiffsöl stark gesunken:

    "Beim Öl können wir ganz klar sagen: Wir haben deutlich weniger Fälle als noch vor 20 Jahren. Vor 20 Jahren kamen uns ungefähr 120 Fälle von Verschmutzungen zu Ohren, heute sind es noch zehn. Obwohl viel intensiver kontrolliert wird als noch vor 20 Jahren."

    Und in kommenden Jahren, so Breuch-Moritz werden neue Vorschriften für die Ausrüstung der Schiffe bindend. Dann kann das Ballastwasser über Filter gereinigt werden, bevor es ins Meer gepumpt wird. Auf diese Weise kann auch der Einschleppung fremder Tier- und Pflanzenarten in die heimischen Gewässer vorgebeugt werden. Beim Thema Offshore-Windkraft sorgte in letzten Wochen eine Meldung über die Gefahren der Baustellen für Aufregung. Mehrere Zeitungsmeldungen zitierten den im BSH für diesen Bereich zuständigen Abteilungsleiter Christian Dahlke. Der hatte die Wichtigkeit der Baustellensicherung durch extra dafür abgestellte Schiffe betont. Immerhin könnten Frachtschiffe – falls sie die aus dem Wasser ragenden Fundamente rammen – Leck schlagen. In der Vergangenheit gab es Fälle, in denen Offshore-Wind-Unternehmen versucht hatten, an der Baustellensicherung zu sparen. Damals wurde sofort das BSH aktiv und verhinderte ein Herunterfahren der Sicherungsmaßnahmen. Die Präsidentin der Behörde Monika Breuch-Moritz gibt Entwarnung:

    "Windparks werden definitiv nicht in Schifffahrtsrouten gebaut. Und zu den Schifffahrtsrouten gibt es auch noch Sicherheitsabstände von zwei Seemeilen auf beiden Seiten. Die Schiffe haben Platz genug und sind weit genug von den Windparks und Baustellen entfernt. Verkehrsicherungsfahrzeuge verkehren dort und sichern die Baustelle und warnen gegebenenfalls kommende Schiffe. Also, eine Windparkbaustelle ist nicht gefährlicher als wenn da eine Insel wäre, die in einer Seekarte eingezeichnet ist. Und unsere Nautiker sind so gut, die können damit umgehen."