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Sicherheitskopie vom eigenen Hund

Gentechnik. - Die Behauptung des südkoreanischen Stammzellforschers Woo-Suk Hwang, Stammzellen aus einem geklonten menschlichen Embryo gewonnen zu haben, war eine inzwischen berühmte Fälschung. Allerdings hat Hwang tatsächlich als erster einen Hund geklont. Sein Können setzt Hwang nun für eine amerikanische Firma ein, die daraus ein Geschäftsmodell entwickelt hat: das Klonen lieb gewonnener Haustiere.

Von Arndt Reuning | 18.06.2008
    Begonnen hatte alles mit einer verrückten Idee im Jahr 1997. Lou Hawthorne saß mit seiner Familie am Frühstückstisch und las in der New York Times von Ian Wilmut und dessen Klonschaf Dolly. Und plötzlich stand die Frage im Raum: Warum klonen wir nicht unseren Familienhund Missy? Denn Missy sei der beste Hund gewesen, den er je gehabt habe, sagt Hawthorne, der Geschäftsführer der kalifornischen Biotechnologie-Firma BioArts. Zehn Jahre später war es dann soweit.

    " Sie sitzt gerade auf meinem Schoß, die erste geklonte Missy, Mira. Das ist eine wunderbare Erfahrung. Damals am Anfang war es natürlich frustrierend. Zehn Jahre lang hat sich ein Forscher-Team nach dem anderen daran versucht - und ist gescheitert. Und wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, je einen Klon von ihr zu bekommen. "

    Geklappt hat es dann durch die Zusammenarbeit mit einem südkoreanischen Forschungsinstitut, Sooam Biotech. Dort arbeitet der Veterinärmediziner Woo-Suk Hwang, berüchtigt durch einen der spektakulärsten Fälschungsskandale in der Welt der Wissenschaft in den vergangenen Jahren. Und berühmt für seine erfolgreichen Klonversuche an Hunden. Ihm ist gelungen, woran drei amerikanische Projekte zuvor gescheitert waren: den Familienhund der Hawthornes zu duplizieren. Missy war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben, aber mit einer tiefgekühlten Gewebeprobe konnten die Koreaner sie wieder erwecken. Mira, einer von drei Missy-Klonen, sieht aus wie ein eineiiger Zwilling des genetischen Spendertieres, hat das gleiche weiche Fell und verhält sich auch ähnlich, sagt Lou Hawthorne.

    " Sie sind alle "Diebe". Das war Missys Lieblingsspiel: Sie versuchte herauszufinden, welche Gegenstände einem am wertvollsten sind - die Socken, die Schuhe oder das Huhn auf der Anrichte, das teure Mikrofon. Und dann hat sie genau das gestohlen. Ist damit weggerannt, aber niemals so schnell, dass man ihr nicht hätte folgen können. Sie hat ein Spiel daraus gemacht. Und als Mira zum ersten Mal dasselbe gemacht hat, als sie sich meine Schuh geschnappt hat und damit weggerannt ist - das war für mich ein Deja-vu-Erlebnis." "

    Und nun bietet Lou Hawthornes Firma solch einen Hunde-Kopier-Service zahlungskräftigen Kunden an. Wer seinen Hund klonen lassen möchte und auch gerade mindestens 100.000 Dollar übrig hat, der kann ab dem 5. Juli im Internet mitsteigern. Muss sich aber vorher registrieren und auf Solvenz überprüfen lassen. Fünf Auktionen sind geplant mit einer Laufzeit von jeweils zwölf Stunden. Die Gewinner der Auktion müssen anschließend mit ihrem Liebling zum Tierarzt, der eine Gewebeprobe entnimmt und sie nach Korea schickt. Dort beginnt dann der schwierige Teil der Arbeit: Die Forscher müssen einer Hündin eine Eizelle entnehmen und den Kern austauschen gegen das Erbmaterial des zu klonenden Tieres. Es entsteht ein Embryo, den die Wissenschaftler dann wieder einem Muttertier zum richtigen Zeitpunkt implantieren müssen, so dass der Klon heranwachsen kann.

    " Die Brunstzeit, die Fruchtbarkeitsperiode findet alle sechs bis zwölf Monate statt, also nicht sehr häufig. Sie lässt sich nicht vorhersagen und nicht mit Hormonen einleiten. Bei anderen Tierarten kann man mit Hormonen den Fruchtbarkeitszyklus manipulieren. Bei Hunden funktioniert das nicht. Daher sind sie viel schwieriger zu klonen. "

    Und weil das Forscherteam mit dem besten Know-how dafür sich noch immer um den ehemaligen Stammzell-Betrüger Hoo-Suk Hwang gruppiert, hat sich Lou Hawthorne im vergangenen Jahr den Südkoreanern zugewandt.

    " Wir wussten, dass seine Arbeit sehr umstritten war. Aber wir haben diese Auswahl getroffen. Denn wir wussten, dass er auch der weltbeste Hundekloner ist. Er hat sie als erster geklont und seine Erfolgsrate war höher als alles, was wir damals für möglich gehalten hätten. Es war einfach eine Geschäftsentscheidung: Wir halten uns an den besten, den es gibt. Und als wir begonnen haben, mit ihm zusammen zu arbeiten, durften wir feststellen, dass wir tatsächlich eine sehr gute Wahl getroffen hatten. Welche Probleme es auch immer bei seiner Stammzellforschung gegeben hat: Wenn es um seine Arbeit an unserem Hunde-Klon-Projekt geht, hat er genau das eingehalten, was er versprochen hat. "