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Silvester in Deutschland
Weitgehend friedlich

Raketen, Böller, Feiern: Deutschland hat das neue Jahr mit einem farbenfrohen Feuerwerk begrüßt. Nach der berüchtigten Kölner Silvesternacht vor zwei Jahren standen auch in diesem Jahr sexuelle Übergriffe zum Jahreswechsel besonders im Fokus der Polizei. Bisher zählte die aber nur vereinzelte Fälle.

Von Moritz Küpper | 01.01.2018
    Lichtshow vor dem Brandenburger Tor mit dem Schriftzug "Willkommen 2018".
    Bei der Silvesterparty auf der Festmeile am Brandenburger Tor gab es nach Polizeiangaben insgesamt zehn Fälle von sexueller Belästigung (Ralf Hirschberger / dpa-Zentralbild)
    Mit Handy-Taschenlampen statt mit Raketen oder Böllern, so begrüßten mehre tausend Menschen auf der Kölner Domplatte das neue Jahr.
    Ein Gospel-Chor sang, die Lichtinstallation, mit der Begriffe und Wünsche für das kommende Jahr auf den Boden und die anliegenden Gebäude projiziert wurden, sorgte für eine außergewöhnliche Atmosphäre, doch unmittelbar nach 0 Uhr strömten die Menschen – wohl auch wegen des einsetzenden Regens – in Richtung Hauptbahnhof, in anliegende Kneipen oder zu privaten Feiern. Die Domplatte leerte sich rasch, das Konzept einer erneuten böllerfreien Schutzzone in jenem Areal, wo es vor zwei Jahre bei der sogenannten Kölner Silvesternacht zu zahlreichen sexuellen Übergriffen von Männergruppen auf Frauen gegeben hatte, ging auf, wie Engelbert Rummel, Leiter der Kölner Ordnungsamtes und des am Jahreswechsel eingesetzten Koordinierungsstabes bilanzierte:
    "Es gibt natürlich Vorfälle, es gibt Personalien-Feststellungen, es gibt Platzverweise, gibt auch Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, es gibt auch mal eine Schlägerei, aber das ist alles im völlig unteren Rahmen. Wir sind sehr froh über die Schutzzone, die hat sich total bewährt, dort fühlen sich die Menschen wohl, die schätzen diese ruhige Atmosphäre."
    Anzeigen gehen oft erst ein paar Tage später ein
    Die Kölner Polizei gab am Morgen bekannt, dass sie in acht Fällen mit sexuellem Hintergrund ermittelt, zumeist Belästigungen, in drei Fällen stellten die Beamten die Verdächtigen noch am Tatort. Und auch bundesweit gab es nach Berichten der Nachrichtenagenturen nur vereinzelte Vorfälle in Großstädten. Bei der Silvesterparty auf der Festmeile am Brandenburger Tor, in Berlin, auf der laut Veranstalter mehrere Hunderttausend Menschen feierten, gab es nach Polizeiangaben am Morgen danach insgesamt zehn Fälle von sexueller Belästigung. Sieben Personen seien in Gewahrsam genommen worden.
    In Leipzig kam es zu Ausschreitungen, bei denen Randalierer die Polizei mit Böllern und Steinen beworfen habe, diese setzte Wasserwerfer ein, nahm mehrere Personen wegen schweren Landfriedensbruchs in Gewahrsam. Auch in Hamburg war die Polizei in diesem Jahr im Sondereinsatz, in der Silvesternacht waren nach ihren Angaben verhältnismäßig wenige Frauen und viele Männer mit augenscheinlichem Migrationshintergrund auf der Reeperbahn unterwegs. Die Zahl der gemeldeten sexuellen Übergriffe bewege sich in einem – wörtlich – "sehr geringen Maß", wie ein Polizeisprecher mitteilte, genaue Zahlen lägen zunächst nicht vor. In München sei "gar nichts" Derartiges gemeldet worden, so die dortige Polizei. Allerorts wiesen die Behörden jedoch darauf hin, dass es für eine seriöse Bilanz noch viel zu früh sei, die Erfahrung zeige, dass so etwas oft erst ein, zwei Tage später angezeigt werde.
    1.400 Polizeibeamte sorgten in Köln für ein Gefühl der Sicherheit
    Sicherheitstechnischer Ausnahmezustand also – und auch in Köln war das Areal zwischen Hauptbahnhof und Dom mit unzähligen Absperrgittern versehen, an den Zugangsstellen, an denen jede Person abgetastet wurde, kam es kurzfristig zu Wartezeiten.
    "Frauen hierher, Männer zu den Männern."
    Tatsächlich ließen sich um den Kölner Dom auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gruppen junger Männer beobachten, doch die alleine in der Domstadt eingesetzten 1.400 Polizeibeamten, sorgten für ein Gefühl der Sicherheit. Für NRWs Innenminister Herbert Reul, CDU, der sich am Abend vor Ort ein Bild des Einsatzes machte, wird der Ausnahmezustand zum Alltag:
    "Ich gehe davon aus, dass wir dafür da sind, die Menschen zu schützen. Das erwarten die Menschen zu Recht. Also müssen diejenigen, deren Job das ist, Polizisten, Feuerwehr, Ordnungsdienste diese Aufgaben auch wahrnehmen. Und das schöne ist ja, dass die Menschen das gar nicht als störend empfinden."
    Der Leiter des Kölner Koordinierungsstabes, Engelbert Rummel, hat jedoch auch eine andere Hoffnung:
    "Ich glaube, unsere Maßnahmen haben sich bewährt, glaube auch, dass wir ruhig überlegen können, ob wir Maßnahmen auch etwas zurückfahren. Die Menschen scheinen kapiert zu haben, dass wir hier in Köln ein ruhiges Silvester haben wollen, ein ruhiges Neujahr haben wollen und das finde ich schon einmal eine ganz gute Erkenntnis."