Freitag, 19. April 2024

Archiv

Sinn oder Unsinn eines Mondfluges?
Das Helium 3-Gespinst

Wenn es um die wirtschaftliche Nutzung des Mondes geht, taucht immer wieder das Element Helium-3 auf. Anhänger einer Mond-"Ökonomie" sehen in diesem Stoff die perfekte Rechtfertigung für eine Mission zu unserem Trabanten.

Von Dirk Lorenzen | 13.12.2019
Viele Krater, viel Gestein, viel Staub, aber kaum Helium-3: der Mond
Viele Krater, viel Gestein, viel Staub, aber kaum Helium-3: der Mond (NASA)
Diese leichte Helium-Variante entsteht in der Sonne und wird mit dem Sonnenwind ins All gepustet, einem Strom energiereicher Teilchen. Diese Teilchen treffen auch auf den Mond und könnten sich dort ansammeln. Vermutlich enthält der Staub auf der Mondoberfläche deutlich mehr Helium-3 als es auf der Erde gibt – dennoch dürfte die Menge sehr gering sein.
Helium-3 könnte in Fusionsreaktoren zum Einsatz kommen. Kernfusion ist eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle: Über mehrere Zwischenschritte verschmelzen Wasserstoffkerne zu Helium – dabei werden große Mengen Energie frei.
Die Sonne ist ein brodelndes Kraftwerk
Perfekter Kernfusionsreaktor, aber ohne Helium-3: die Sonne (NASA)
Der Traum vom Helium-3 hat allerdings mehrere Haken: Erstens ist völlig unklar, wie viel davon wirklich auf dem Mond vorhanden ist. Zweitens müsste man es vor Ort mühsam aus dem Mondmaterial lösen, anreichern und zurück zur Erde bringen. Das alles erfordert hohen technischen Aufwand und ist sehr kostspielig.
Und drittens gibt es noch gar keine Fusionsreaktoren. Nach einem Physiker-Kalauer ist die Kernfusion stets 50 Jahre entfernt. Sie ist die Energiequelle der Zukunft – und zwar für immer.
Dieser Stoff ist also mehr ein Gespinst in den Monddebatten. Wer seinetwegen zum Mond fliegen will, kaschiert damit nur, dass es offenbar keinen praktischen Nutzen einer Mondmission gibt.