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Sinneseindrücke
Das Phänomen der Synästhesie und die Musik

Synästhetiker empfinden die Musikwelt besonders bunt: Der Ton e ist für sie senfgelb, das Es goldglänzend und Fis türkisblau mit schwarz-weißem Rand. Eine Subdominante fühlt sich an wie saure Gurken nach zuviel Torte, eine Brahms-Sinfonie schmeckt rahmig-süß und eine dunkle Frauenstimme klingt gelb.

Von Eva Blaskewitz | 10.11.2014
    György Ligeti setzte seine Synästhesie in Kompositionen um
    Synästhetiker und Komponist: György Ligeti (picture alliance / dpa / APA / Alexander Rüsche)
    Ein solcher Sinneseindruck löst im Kopf von Synästhetiker unweigerlich weitere aus. Zahlen, Buchstaben, Wochentage, Monate, Töne oder Klänge haben bestimmte Farben, manchmal auch einen festgelegten Geschmack oder Geruch. Das Phänomen ist bis heute rätselhaft.
    Es interessiert Neurophysiologen und Hirnforscher, die sich davon Aufschluss über noch unbekannte Funktionsweisen des Gehirns erhoffen. Die Verknüpfung von Sinneseindrücken fasziniert aber seit langer Zeit auch Komponisten. Vor allem im 19. Jahrhundert versprach man sich von einer Zusammenführung verschiedener Sinneswahrnehmungen eine potenzierte künstlerische Wirkung. Richard Wagner hat daraus die Idee des Gesamtkunstwerks entwickelt, György Ligeti setzte seine eigene Synästhesie ebenso wie Olivier Messiaen in Kompositionen um.