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Skandal im Kunsthandel
Der Haftbefehl war keine Fälschung

Die Berliner Polizei ermittelt in einem Betrugsfall in der Kunstszene, bei dem ein Millionenschaden entstanden sein soll. Im Visier der Behörden: ein bekannter Galerist mit Dependancen im Ausland.

Tobias Timm im Gespräch mit Stefan Koldehoff | 18.10.2019
Bei einer Razzia in mehreren Bundesländern und im Ausland haben BKA-Fahnder eine mutmaßliche Bande von Kunstfälschern hochgehen lassen. Sie sollen laut BKA seit 2005 mehr als 400 gefälschte Gemälde verkauft und mehrere Millionen Euro verdient haben.
Heiße Ware: beschlagnahmte Kunstfälschungen nach einer Razzia 2013 (picture-alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
Betrogen wird mit ihr, seit es die Kunst gibt. Seit die Kunstpreise aber schier unglaubliche Höhen erreichen – 450 Millionen Dollar für einen nicht einmal sicheren Leonardo da Vinci sind nur ein Beispiel – boomt auch das dunkle Geschäft mit den Bildern, Plastiken, Zeichnungen; der Fall Beltracchi hat das 2011 vor Augen geführt. Und immer heißt es anschließend: Einzelfall, passiert nie wieder. Nun gibt es aber offenbar einen neuen Fall in Deutschland, der größere Dimensionen hat. Von einem Schaden in Millionenhöhe ist die Rede, von schwerem Betrug und von einem namhaften Berliner Galeristen, der festgenommen wurde. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er erst einmal von der Haft verschont.
Verdacht auf Betrug
Dem 67-jährigen Galeristen wird vorgeworfen im Zusammenhang mit dem Verkauf von hochwertigen Kunstwerken mehrere Personen betrogen zu haben, außerdem spricht die Polizei von Urkundenfälschung. Bislang besteht jedoch nur der Verdacht, so der Journalist Tobias Timm ("Die Zeit", "monopol"), der in dem vorliegenden Fall recherchiert, im Deutschlandfunk.
Außerdem gebe es nur sehr spärliche Informationen von Seiten der Behörden. Bekannt, so Timm in "Kultur heute", sei aber, dass der Galerist unter anderem Werke von Georg Baselitz und Gerhard Richter ausgestellt habe.
Fälscher noch unbekannt
Nach Informationen des Deutschlandfunks hatte ein Sammler von dem Galeristen ein Bild eines bedeutenden Künstlers erhalten, das er später über ein großes Auktionshaus weiterverkaufen wollte. Eine Rückfrage beim Künstler ergab aber, dass es sich um eine Fälschung handelte. Wer das Bild gefälscht hat, ist derzeit noch nicht bekannt. Der betroffene Kunsthändler hat sich zu den Anschuldigungen bislang nicht geäußert und war auch für Rückfragen nicht zu erreichen, so Timm.