Donnerstag, 25. April 2024

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Skandale und Doping im Sport
"Es darf nicht immer nur um Titel gehen"

Nach den jüngsten Doping-Skandalen wird die Kritik am organisierten Sport aus der Gesellschaft immer lauter. An einem Wendepunkt zum Guten befinde sich der Sport deshalb aber noch lange nicht, sagte der ehemalige Deutschlandfunk-Sportredakteur Herbert Fischer-Solms. Auch die jüngst verabschiedete Spitzensportreform werde daran nichts ändern.

Herbert Fischer-Solms im Gespräch mit Philipp May | 11.12.2016
    Der ehemalige DLF Sportredakteur Herbert Fischer-Solms.
    Der ehemalige DLF Sportredakteur Herbert Fischer-Solms. (imago )
    Vom Wendepunkt im Sport könne man nicht sprechen: "Am Ende hat sich immer wieder die Haltung von Sportverbänden und Regierungen durchgesetzt, die auf die Anziehungskraft von Medaillen gesetzt haben und bereit waren, Medaillen um jeden Preis in Kauf zu nehmen."
    Die jüngst verabschiedete Spitzensportreform werde daran nichts ändern, kritisiert der Sportjournalist. "Ich halte sie für alles andere als überzeugend". Sie sei vor dem Hintergrund entstanden, dass die Politik dafür auch mehr herausbekommen wolle. Es gehe dabei nicht um die Verbreitung populärer Sportarten und nicht darum, die Freude und den Spaß an Bewegung und Sport zu fördern. "Es geht nur um Medaillen und das kann nicht zu einem guten Ziel führen."
    Einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Doping sieht Fischer-Solms nicht. "Ich fürchte, nach den vielen Erfahrungen, die wir schon sammeln mussten, ist das nicht der Fall." Die Verbände würden zu sehr von sportlichen Erfolgen und den daraus resultierenden Fördergeldern profitieren. So auch die Funktionäre und die Sportartikelindustrie.
    Mehr Einsatz für die Allgemeinheit
    Fischer-Solms fordert in diesem Zusammenhang mehr Einsatz der Medien: "Sie könnten eine kritischere Rolle spielen, indem sie das Verhalten von Führungskräften bewerten und keine Angst haben."
    Der Sportjournalist sieht nur wenig Chancen, dass sich das System langfristig ändert. "Man müsste den Wettkampfcharakter in dem Sinne stärken, dass es nicht immer nur um Titel und Prämien geht". Fischer-Solms wünscht sich deshalb mehr Aktivitäten, die der Allgemeinheit zu Gute kommen. Diese Initiativen müssten von der Politik und auch von den Medien mehr gefördert werden.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.