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Skaterfilme
Skateboarder aus Leidenschaft

Filmemacher Sebastian Linda ist durch seine spektakulären Skaterfilme bekannt geworden, die er einfach selbst oder durch Crowdfunding finanziert. Für den fünfeinhalb Minüter "Revenge of the Beasts" hat er den Deutschen Webvideopreis in der Kategorie Action erhalten, denn auch ganz ohne Kameraschiene kann Sebastian Linda extreme und aufregende Bilder drehen.

Von Heike Schwarzer | 28.08.2014
    "Mit dem Skateboard kann man sich überall, wo ein fester Boden ist, frei bewegen, in einer unglaublich flexiblen Weise, und dadurch tolle Perspektiven machen, deshalb habe ich es eigentlich überall mit dabei."
    Wenn er Musikvideos oder Werbefilme dreht zum Beispiel, denn damit verdient Sebastian Linda sein Geld.
    "Zum Beispiel kann man kann total gut jemanden verfolgen, locker vom Skateboard aus, während man ein Interview macht. Und wenn man 18 Jahre wie ich Skateboard fährt, dann hat man auch die Sicherheit, dass da nichts passiert."
    Skaten und Filmen - sein halbes Leben gehört das für den 30jährigen schon zusammen. In seiner Dresdner Wohnung hängt das, was übrig bleibt von seinen Hobbys und dieser außergewöhnlichen Arbeitsweise.
    "Ich hab noch 15 Skateboards bei mir, lebenslang gerechnet hab ich vielleicht schon 300 Skateboards verschlissen."
    Das Letzte gerade erst beim Dreh in Indonesien. Dieses Land steckt Sebastian Linda noch in den Knochen. Er hat dort gedreht für einen seiner „Herzensfilme", wie er es nennt. Die produziert er nicht für den Markt, sondern ausschließlich fürs Internet, ganz unabhängig von Geldgebern und irgendwelchen Erwartungen.
    "Eigentlich mache ich die Filme und vertreibe sie auch im Internet, weil jeder kann sich dort einfach raussuchen, was er gut findet, sie prämieren, in Facebook teilen und sagen: Hey, ich find den Film geil! Das gefällt mir, dass ich nicht abhängig bin von Redaktionen, Preisverleihungen und sonstigen; sondern dass die Leute völlig frei entscheiden und sagen, den Film mag ich, den finde ich cool."
    Und das tun sie, weltweit. Gerade erst beim Dreh in Indonesien hat ihn einer am Straßenrand angesprochen. Er kannte seine Dresdner Skaterfilme aus dem Internet. Vier Filme hat Linda mit den Beasts gedreht, mit einer Gruppe kreativer Skater aus Dresden.
    Und die springen mit einem Skateboard in der Hand wie Seeungeheuer aus dem Indischen Ozean. So beginnt „The Journey of the beasts", taufrisch produziert und – trotz einer Länge von 30 Minuten - ein Kracher: Angeschaut bisher über 250.000 Mal, dabei steht der Skaterfilm kaum zwei Wochen im Netz.
    "Die wahre Überraschung war für mich: Er wurde am ersten Tag 16.000 Mal geteilt und 50 000 Mal angeschaut. Was unglaublich war! Das zeigt einfach, dass die Menschen völlig unberechenbar sind. Und wenn denen was gefällt, dann schauen die auch eine halbe Stunde einen Film an."
    In den ersten drei Beast-Filmen hat Sebastian Linda viel ausprobiert, erzählerisch und visuell. Dabei sind er und seine Skater-Kollegen, ...
    "wir sind über Dresden hergefallen wie so Biester und haben es bescatet, sehr cool. Meiner Meinung nach ist Dresden die schönste Stadt Deutschlands, man hat unglaubliche Freiheiten, schöne Plätze, deshalb hat es locker für drei Teile gereicht, die man hier drehen konnte."
    Doch dann kam die Lust mit den Beasts auch dorthin zu gehen, wo keiner Skateboards kennt, ans andere Ende der Welt, nach Indonesien, nach Bali.
    Das Spannende war einfach dann an Orte zu gehen, auf einen Vulkan zum Beispiel wenn wir Leuten begegnen, die noch nie Skateboards gesehen haben. ZU schauen was passiert da, was halten die davon, was passiert, wenn die das selber mal ausprobieren? Das war die Grundidee."
    Sebastian Linda nimmt sich viel Zeit, um das zu zeigen: Die überraschten, freudigen Gesichter von Kindern und Senioren über die eigentlich vertraute und nun auf dem Skateboard so herrlich bewegte Welt. Sebastian Linda, ein Romantiker, ein Poet in einer Branche, die eigentlich von harten Stunts und perfekter Action lebt.
    "Skateboarden ist für mich etwas sehr Emotionales, was mir großes Glück bringt. In den Skatervideos ist es aber oft so, einen unangreifbaren Superheldenboarder zu zeichnen, der drei Minuten durchfährt, kein Mal hinfällt und wenn, dann steht er wieder auf, blutend, und zieht es trotzdem durch. Find' ich auch cool. Aber dann auch zu zeigen, dass Skateboarden eine höchst emotionale Sache ist, das ist mir sehr wichtig."
    Und dabei geht er ganz nah ran, nimmt uns Zuschauer mit auf sein Board. Er macht Sonne, Nacht und Gegenlicht zu seinen Assistenten. Und auch wenn über aller Exotik ein satter emphatischer Sound liegt, Linda lässt uns trotzdem hören wie das Board am Vulkanstein entlang crasht oder nach einem Luftkreisel schwer auf dem Asphalt landet.
    Er gräbt sich durch Reisfelder im Abendlicht und folgt den Skatern durch balinesisches Verkehrschaos und sattgrüne Wiesen. Eine Dynamik, die sich Sebastian Linda auch am Schnittplatz immer wieder hart erkämpft.
    "Das ist wirklich eine unglaubliche Arbeit. Da denke ich jedes Mal: Das war's. Das mach ich nicht noch mal. Aber wenn ich dann merke, dass es Leute so glücklich macht, dann denke ich: Nee, nächstes mal zieh ich das noch krasser durch."