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Slowakei
Wahl zwischen zwei Proeuropäern

In der Slowakei findet die Stichwahl um die Präsidentschaft statt. Wer neues Staatsoberhaupt wird, entscheidet sich zwischen der Rechtsanwältin Zuzana Caputova und dem EU-Kommissar Maros Sefcovic. Nach letzten Umfragen sieht alles nach einem Sieg von Caputova aus. Sie gilt als Gesicht des Wandels.

Von Peter Lange | 30.03.2019
    Zuzana Caputova und Maros Sefcovic
    Die Bürgerrechtlerin Zuzana Caputova geht am Samstag als Favoritin in die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Slowakei gegen EU-Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic (AFP / VLADIMIR SIMICEK )
    In der Slowakei verordnet ein Gesetz den Wahlkämpfern vor der Abstimmung eine Pause von 48 Stunden. So ist auch der Wahlkampf um die Stichwahl für das Präsidentenamt bereits seit Donnerstag abgeschlossen. Das letzte Wort in der allerletzten TV-Debatte richteten der Kandidat und die Kandidatin an das Wahlvolk:
    "Liebe Mitbürger, liebe Slowakei, ich bitte Sie sehr darum, am Samstag zur Wahl zu kommen", sagt Maros Sefcovic, "Kommen Sie, um eine Wende im Präsidentenpalast zu wählen".
    "Noch ist nichts gewonnen", so Zuzana Caputova. "Es ist wichtig, dass sie am Samstag kommen und ihre Meinung zum Ausdruck bringen."
    Favoritin gegen den EU-Kommissar
    Maros Sefcovic, der EU-Kommissar, aufgestellt von der Smer und Zuzana Caputova, die Rechtsanwältin und Bürgerrechtlerin - beide gelten als brauchbare Alternativen. Pro-Europäisch sind sie beide, der Kandidat ist eher links, die Kandidatin eher liberal.
    Caputova ist mit ihren 40 Prozent aus der ersten Runde die Favoritin. Sefcovic kam auf 18 Prozent. Er ist mehr noch als seine Konkurrentin darauf angewiesen, Stimmen aus dem Lager der unterlegenen rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Kandidaten zu holen.
    Dass er von der Smer aufgestellt worden ist, von der skandal-belasteten größten Regierungspartei, ist für ihn bei aller Erfahrung, die er einbringt, ein zusätzliches Handicap: "Ich kann für sie kämpfen im Ausland. Ich biete eine saubere Weste, bin unbelastet von der Innenpolitik. In das Präsidentenamt will ich meine ganze Kraft investieren."
    Ein Stück Machtwechsel?
    Zuzana Caputova steht für die demokratische Opposition innerhalb und außerhalb des Parlaments, für jene Kräfte, die für einen grundlegenden Wandel immer wieder auf die Straße gegangen sind, seit dem Mord an dem Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kuznirova vor gut einem Jahr.
    Wenn Sie sich nach einer anständigen, neuen Politik sehnen, wenn sie ein faires und gerechtes Land wollen, das auch verantwortlich mit der Umwelt umgeht, und in dem auch an gedacht wird, deren Stimme schwächer ist, dann geben sie ihre Stimme dem Kandidaten, der sie mehr angesprochen hat.
    Der Wahlausgang wird am Ende auch zeigen, ob die traditionellen Bindekräfte der eigentlich konservativen und katholischen slowakischen Gesellschaft nachlassen. Eine geschiedene Frau als Präsidentin, noch dazu eine mit dezidiert liberalen Ansichten, das wäre mehr als nur ein Stück Machtwechsel.