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So umweltbewusst sind wir Deutschen

Biolebensmittel, Mülltrennung, Energiesparlampen und energieeffiziente Haushaltsgeräte: Der Deutsche gibt sich gerne öko. Eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes überprüft das alle zwei Jahre - dieses Mal mit gemischtem Ergebnis.

Von Christel Blanke | 18.01.2013
    Peter Altmaier ist insgesamt zufrieden. Denn Umweltpolitik ist für immer mehr Menschen in Deutschland ein wichtiges Thema und das freut den zuständigen Minister natürlich. Altmaier spricht von einer aufschlussreichen Erhebung:

    "Weil sie deutlich macht, dass die Umweltpolitik im öffentlichen Bewusstsein wieder den Platz zurückgewonnen hat, den sie vor der Banken-, Wirtschafts- und Eurokrise hatte. Sie hat einen Sprung gemacht auf Platz Zwei der wichtigsten politischen Aufgaben. Das bestärkt mich in der Auffassung, dass das Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft viel stärker ist, auch die letzten Jahre viel stärker gewesen ist, als es in der politischen Wahrnehmung bisweilen reflektiert worden ist."

    Der Bundesumweltminister liest aus der Studie heraus, dass die Deutschen bereit sind, sich den Herausforderungen der Energiewende zu stellen. Alle zwei Jahre untersucht das Umweltbundesamt - kurz UBA -, wie es um das Umweltbewusstsein der Deutschen bestellt ist. Für die jüngste Studie wurden im vergangenen Sommer 2000 Personen befragt. 40 Prozent von ihnen glauben, dass ein anspruchsvoller Umwelt- und Klimaschutz nötig ist, um Zukunftsaufgaben wie die Globalisierung bewältigen zu können. Vor zwei Jahren waren es noch 34 Prozent. Die Tendenz ist also steigend.

    Die Frage war aber auch: Was tun die Befragten selbst für die Umwelt? Mehr als doppelt so viele Menschen als vor zwei Jahren gaben an, Ökostrom zu beziehen. Der Anteil derer, die in erneuerbare Energien investieren, hat sich verdreifacht, ebenso der Anteil derer, die Klimagase, die durch ihr Verhalten entstehen, kompensieren - also zum Beispiel, indem sie für eine Flugreise zusätzlich einen Klimaschutzbeitrag zahlen. Schlechter sieht es allerdings bei ganz alltäglichen Dingen aus. Der Studie zufolge werden weniger energieeffiziente Kühlschränke gekauft als vor zwei Jahren und bei anderen elektrischen Geräten wird weniger darauf geachtet, sie nicht unnötig laufen zu lassen. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, spricht von einem erstaunlichen Widerspruch:

    "Denn gleichzeitig sagen die Menschen, dass sie die Preisentwicklung für besonders wichtig halten bei der Energie, also sie legen Wert auf Sparen, das Potenzial wird aber noch nicht ausgeschöpft. Daraus schließe ich, dass wir noch mehr aufklären müssen, welche Möglichkeiten man denn tatsächlich hat, wie viel Geld man tatsächlich sparen kann, wenn man ganz einfache Mittel nutzt, wie beispielsweise nicht benötigte Geräte auch auszuschalten."

    Allerdings gibt es eine neuere Studie, die die Prüforganisation Dekra erstellt hat. Und da sieht das Bild deutlich besser aus. 1100 Bundesbürger wurden befragt und fast jeder Zweite gab an, die Heizung runterzudrehen oder sich wärmer anzuziehen. 86 Prozent der Befragten achten auf ihren Stromverbrauch beim Kochen, Waschen und beim Licht. Außerdem kritisieren 80 Prozent von ihnen die Preispolitik der Energiekonzerne, so Umweltminister Altmaier:

    "Das heißt, wir haben in dieser neuen Studie noch mal eine Weiterentwicklung der UBA-Studie, die aufgrund des Erhebungszeitraums auf diese letzten Diskussionen nicht eingehen konnte."

    Der UBA-Studie zufolge führen mehr Einkommen und eine höhere Bildung zu einem stärkeren Umweltbewusstsein. Das heißt aber nicht, so UBA-Präsident Flasbarth, dass damit auch eine geringere Umweltbelastung einhergeht:

    "Gleichzeitig sind das natürlich die Menschen, die auch einen höheren Konsum haben und damit auch eine größere Umweltbelastung zwangsläufig auslösen."

    Hoch ist die Sensibilität beim Einkauf von Lebensmitteln. Allerdings stehen hier der Preis, die Qualität und die Frische an erster Stelle:

    "Und dann kommt erst an hinterer Stelle die Regionalität, Saisonalität, fair gehandelt oder Bio."

    Ähnlich sieht es aus im Verkehr. Alternativen zum Auto werden zwar positiv bewertet, aber letztendlich steigt nur ein Viertel der Befragten regelmäßig in Busse oder Bahnen ein. Bequemlichkeit und Schnelligkeit schlagen hier den Umweltschutz.