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Sommerferien-Projekt
NRW-Schüler und Wissenschaftler tüfteln gemeinsam

Die Initiative "Coding for Tomorrow" will die Digitalisierung in deutschen Schulen voranbringen. Lehrer werden darin geschult, digitale Technik sinnvoll im Unterricht einzusetzen. In Düsseldorf können sich Schulklassen in Feriencamps an digitalen Projekten ausprobieren.

Von Vivien Leue | 08.07.2019
Schülerinnen und Schüler mit einer Virtual-Reality-Brille
Schülerinnen und Schüler mit einer Virtual-Reality-Brille (Bernd von Jutrczenka / dpa)
"Hallo zusammen!"
Ioannis Theocharis steht vor einer Gruppe von Schülern und Studierenden in einer hell ausgebauten alten Fabrikhalle in Düsseldorf, unweit des Hauptbahnhofes.
"Das hier ist der Micro-Controller, das ist ein Display."
Die 12- bis 15 Jahre alten Schülerinnen und Schüler einer Düsseldorfer Realschule sind Teilnehmer der Digital AG. Jeden Montagnachmittag kommen sie hierhin, um neue digitale Techniken zu erforschen. Heute sollen sie gemeinsam mit den Studierenden des Fachbereichs Medien der Hochschule Düsseldorf eine Datenbrille bauen, um mit ihr später virtuelle Welten erleben zu können. Trainer Theocharis teilt die Teams ein.
"Man stellt die Aufgaben so, dass die Schülerinnen und Schüler sie nicht allein bewältigen können. Aber wegen der Studierenden schaffen die das. Und da kommt das Development."
Ionannis Theocharis hat die Unterrichtseinheiten hier im Düsseldorfer Coding Hub der Initiative "Coding for tomorrow" konzipiert.
"Der pädagogische Ansatz ist der konstruktivistische. Das heißt, die Peers, die Studenten, bekommen so 50 Prozent an Infos, was die am Tag machen. Das ist gut, weil dann sehen die Schüler: Der Peer ist nicht der Gott, ist auch ein normaler Mensch."
Schon an diesem Punkt unterscheidet sich das Lernen im Coding Hub vom Lernen in der Schule. Außerdem orientieren sich die Unterrichtseinheiten nicht an Fächern. Viel Physik, außerdem Informatik, aber auch Ethik, Kunst, zum Teil Deutsch oder Mathe werden hier behandelt - manchmal alles an einem Tag.
"Das Lernen geht viel effizienter, viel stressfreier", schildert Theocharis seine Eindrücke nach den ersten drei Monaten dieses Pilot-Projekts, der interdisziplinären AG mit Schülern und Studenten.
Die Initiative "Coding for Tomorrow" hat bisher vor allem Lehrer zu digitalen Fragen und Unterrichtseinheiten fortgebildet oder Projekttage für Schulen angeboten. Sie wurde 2017 von der Vodafone Stiftung und der gemeinnützigen Organisation Junge Tüftler ins Leben gerufen. Die Leiterin der Vodafone Stiftung, Johanna Börsch-Supan, war von Beginn an dabei:
"Was uns wichtig ist, ist, dass wir problembasiertes und projektbasiertes Arbeiten fördern möchten."
Heißt konkret: Unterschiedlichste Klassen, von der ersten bis zur achten, kommen in den Coding Hub und tüfteln dort an digitalen Lösungen für spezifische Probleme.
"Das kann sein, dass wir fragen, wie musizieren wir elektronisch in Zukunft und dann bauen die Musikinstrumente und schreiben dazu ihre eigene Musik. Oder wie reisen wir in Zukunft. Dann bauen die mit Lego eigene autonome Fahrzeuge und bauen ihre Parcours hier dafür."
Schüler und Studierende tüfteln gemeinsam
Erkenntnisse aus diesen Unterrichtseinheiten fließen dann wieder in die Lehrerfortbildungen, sagt Börsch-Supan.
"Wir möchten unbedingt eine nachhaltige Wirkung an Schulen erzielen."
Am Tisch neben ihr feilen der 15-jährige Realschüler Jonathan Nünning und Mathias Langmann, Master-Student im Fach Medieninformatik, gerade an einer virtuellen Welt:
"Wir arbeiten mit einem 3D-Framework, das nennt sich Unity, damit lassen sich zum Beispiel Spiele programmieren oder 3D-Räume generieren."
Sein Tandem-Partner Jonathan war überrascht, wie schnell er sich in das neue Programm einarbeiten konnte.
"Ich habe das jetzt zum ersten Mal gemacht. Also mit dem Erstellen, das ist eigentlich ganz einfach, da braucht man vielleicht ein, zwei Stunden für, bis man das kann."
Einen Tisch weiter bauen die beiden Sechstklässler Amelie und Bongani zusammen mit zwei Studentinnen an der Datenbrille, mit der die virtuellen Welten später erlebbar gemacht werden sollen. Amelie erzählt:
"Ich wollte schon immer mal Digitalsachen machen. Ich arbeite zuhause auch viel mit dem Computer, ich habe meinen Eltern schon viel beigebracht."
Mit all dem neuen Wissen aus der Tüftelei mit den Studierenden werden Amelie, Jonathan und all die anderen Schülerinnen und Schüler ihren Eltern wohl bald noch weitaus mehr beibringen können.