Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Sonja Zekri über Kulturberichterstattung
„Der 11. September hat das Feuilleton für immer verändert“

Nach den Terroranschlägen von 2001 habe das Zeitungsfeuilleton auf die aktuelle Dringlichkeit reagieren und Erklärungen liefern müssen, sagte die Journalistin Sonja Zekri im Dlf. Damals seien auf den Kulturseiten bislang unbekannte Stimmen zu Wort gekommen: etwa von Politologen oder Orientalistinnen.

Sonja Zekri im Gespräch mit Antje Allroggen | 23.07.2019
Journalistin Sonja Zekri
Die Kulturjournalistin Sonja Zekri (dpa)
Die klassische Rezension bezeichnet Sonja Zekri als die "Königin des Feuilletons", die unangefochten geherrscht habe. Doch das sei schon lange nicht mehr so. Andere journalistische Formen seien mittlerweile auch auf den Kulturseiten der Zeitungen zu finden: Nachrichten, Reportagen und Interviews zum Beispiel.
Geburt des modernen Feuilletons
Zekri verweist auf mehrere Wendepunkte in der Geschichte des Feuilletons. So sieht sie den so genannten "Historikerstreit" Mitte der 1980er Jahre als "Geburt des modernen Feuilletons": "Damals wurde verhandelt: 'Wo steht die Bundesrepublik? Wo steht sie in ihrer Erinnerungskultur?' - Das brauchte Raum, das brauchte Platz. Das hatte überhaupt nichts zu tun mit irgendeiner Form von nachrichtlicher Berichterstattung."
Keine Großdeuter mehr
Die Zeiten des Debattenfeuilletons seien inzwischen aber vorbei, sagt Zekri: "Die Ära der Großdeuter der Gegenwart ist an ihr Ende gekommen." Sonja Zekri schreibt den Sozialen Medien in diesem Bereich eine größere Wichtigkeit zu. Außerdem beobachtet sie einen zunehmenden Meinungspluralismus.
Die Schönheit eines guten Gedankens
Auch das Feuilleton ihrer Zeitung ist auf Instagramm und Facebook aktiv. "Wir sind der Meinung, dass unser spezielles Feuilleton-Angebot, das eine Wertschätzung für die Schönheit eines guten Gedankens ist – das hat natürlich ein Publikum in den Sozialen Medien. Davon sind wir überzeugt."
Sonja Zekri leitet, gemeinsam mit ihrem Kollegen Andrian Kreye, seit 2015 das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Zuvor hatte sie aus dem Nahen Osten über den Arabischen Frühling berichtet und war als Korrespondentin in Moskau gewesen. Bevor sie 2001 bei der Süddeutschen Zeitung anfing, hatte sie als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen und Medien gearbeitet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.