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Sorbischer Rundfunk als Sprungbrett

Zwischen Bautzen und Hoyerswerda, leben etwa 40.000 Sorben. In der Spreewaldregion und bei Cottbus noch einmal 20.000. Die Sorben sind Angehörige einer slawischen Sprachenminderheit, die ihre kulturelle Identität bis heute bewahrt hat. Auch im Radio - beim Sorbischen Rundfunk im MDR-Studio Bautzen.

Von Alfried Schmitz | 12.10.2013
    "Ich bin der heutige Redakteur fürs Morgenprogramm von morgen früh und habe 7000 Probleme…"

    Benno Bilk bereitet gerade das Morgenmagazin für den nächsten Tag vor. Hektik ist angesagt, Beiträge müssen geschnitten, Telefoninterviews angefragt werden. Wir befinden uns in der oberen Etage eines viergeschossigen Bürogebäudes, das 1904 in der Bautzener Innenstadt errichtet wurde. Im Erdgeschoss ist das sorbische Kulturzentrum untergebracht. Im Innenhof liegen die Redaktionsräume der katholischen Sorben-Zeitung Katolski Posol und nur einen Steinwurf entfernt steht das Verlagshaus der Sorbischen Tageszeitung Serbske Nowiny. Hier schlägt das sorbische Herz von Bautzen. Hörfunkredakteur Benno Bilk hat wieder etwas Zeit für uns…

    "Das Programm am frühen Morgen ist ein ganz normales Morgenmagazin. Sehr wortlastig im Vergleich zu anderen Morgenmagazinen, weil wir glauben, die Sprache ist wichtiger als Musik. Mit einer Besonderheit, wir spielen nicht eine einzige Silbe in deutscher Sprache. Wenn Sie die Radioskala schauen, da haben Sie zwanzig Sender und die sprechen alle Deutsch. Und da muss dieser kleine Minderheitensender nicht auch noch in Deutsch senden und deswegen diese Abgrenzung. Und so achten wir bis heute auch sehr darauf, dass wir keine O-Töne in deutscher Sprache senden."

    Neben tschechischen, polnischen und englischen Pop-Songs, besteht der Hauptteil des Musikprogramms aus sorbischen Titeln. Die sind aber Mangelware, weil es sich für die Schallplattenindustrie nicht lohnt, CDs für eine kleine Sprachen-Minderheit herzustellen. Da aber der sorbische Rundfunk seinen öffentlich-rechtlichen Kultur-Auftrag besonders ernst nimmt, unterstützt man die sorbische Musikszene in Eigeninitiative, wie Bogna Koreng, die Studio-Leiterin des sorbischen Rundfunks erklärt.

    "Das heißt, wir schauen uns nach Interpreten um, nach Komponisten, Textern, nach Arrangeuren, für unsere Musikredakteure heißt das auch immer unterwegs zu sein in den Dörfern bei Konzerten, wo sind Talente."

    Übrigens hat auch Stefanie Kloß, die Sängerin von "Silbermond", ihre ersten Lieder auf Sorbisch gesungen, produziert vom sorbischen Rundfunk. Besonders stolz ist Studioleiterin Bogna Koreng auf die Jungendsendung Satkula. Die läuft jeden Montagabend von 20 bis 22 Uhr im sorbischen Programm des MDR.

    "Das ist so das Sprungbrett für junge Leute, die dann einen medialen Beruf ergreifen möchten. Da haben wir Schüler und Studenten, die diese Sendung selbst gestalten, die suchen sich ihre Musik, die suchen sich ihre Themen, die machen die Reportagen, die machen die Berichte…ich wüsste nicht, dass irgendwo etwas Ähnliches existiert. Für mich ist es wichtig, dass die jungen Leute dazu ermutigt werden, in der Öffentlichkeit die sorbische Sprache anzuwenden."

    Bogna Koreng ist nicht nur seit zehn Jahren Studioleiterin in Bautzen. Genau so lange moderiert sie auch schon das monatliche Fernsehmagazin "Wuhladko". Ihr Hauptanliegen ist es dabei, thematisch nicht nur die gängigen Sorben-Klischees zu bedienen, wie etwa das traditionelle Osterreiten.

    "Wuhladko bedeutet Ausblick, Ausguck oder Giebelfenster. Das heißt, wir schauen ins sorbische Land und darüber hinweg. Und es ist eine Sendung von Sorben für Sorben gemacht. Für mich ist das Wichtigste, zu zeigen, wir sind ein Volk, das lebt, dessen Sprache lebt, das auf allen Gebieten der Gesellschaft auch präsent ist."