Sowjet-Raumsonde "Luna 9"

Die erste weiche Mondlandung vor 50 Jahren

Mondsichel bei Neumond
Luna 9 war die erste Sonde, die im Mondumfeld Sonnenstrahlung und Sonnenwind messen konnte. © imago/blickwinkel
Von Dirk Lorenzen  · 03.02.2016
Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges lieferten sich die USA und die UdSSR einen Wettlauf zum Mond. Im Februar 1966 sah es noch so aus, als lägen die Sowjets weit vorn. Nach diversen Fehlschlägen gelang mit der Raumsonde Luna 9 endlich die ersehnte Landung.
"Luna 9 war die erste Mission, die weich auf dem Mond gelandet ist. Das hat einen langen Weg gebraucht von Luna 4 bis Luna 9, bis das endlich geklappt hat. Aber am 3. Februar 1966 ist das wirklich passiert. Das war natürlich schon eine raumfahrttechnische Meisterleistung."
Ralf Jaumann, Planetenwissenschaftler am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof, hat bis heute großen Respekt vor dem Können der sowjetischen Flugingenieure. Ihre Ausdauer wurde belohnt. Nachdem die Vorgängersonden entweder gar nicht erst bis zum Mond gekommen oder dann doch ungebremst aufgeschlagen waren, gelang mit Luna 9 endlich die ersehnte Landung.
"Das Schwierige, auf dem Mond zu landen, ist sicherlich erst einmal überhaupt zum Mond zu kommen. Also das Hinfliegen. Dann müssen sie absteigen und landen und eigentlich bei Luna 9 in einem völlig unbekannten Gebiet. Das heißt, man wusste nicht, wie groß die Berge sind, man wusste nicht, wie groß die Gesteinsbrocken auf der Oberfläche sind. Bei Luna 9 war das natürlich schon eine große Herausforderung."
"Das ist eine Messung, die da das erste Mal durchgeführt wurde"
Bei der Ankunft am Mond drehte sich die Raumsonde und bremste mit ihren Triebwerken. Zudem dämpften Luftsäcke den Aufprall ab. Als die Kapsel nach mehreren Hüpfern schließlich zur Ruhe gekommen war, nahmen die Instrumente an Bord ihre Arbeit auf.
"Es sind im Grunde genommen zwei Sachen passiert: Das erste war, man hat die Sonnenstrahlung gemessen und auch den Sonnenwind gemessen. Das ist eine Messung, die da das erste Mal durchgeführt wurde auf einer Oberfläche außerhalb der Erde und damit natürlich auch außerhalb des Erdmagnetfelds und außerhalb der Erdatmosphäre, das war schon sehr, sehr bedeutend. Und das zweite ist: Man hat natürlich die Oberfläche auch fotografiert. Man hat also ein Panorama von dieser Landestelle erstellt. Klar, das war schon gewaltig, als man das erste Mal das Gefühl hatte, man würde selber auf dem Mond stehen, in die Ferne gucken und einmal rings herum zum Horizont schauen."
Für die Sowjetunion war die automatische Mondlandung ein weiterer prestigeträchtiger Triumph. 1957 hatte man schon mit Sputnik 1, dem ersten Satelliten, vorne gelegen – ebenso 1961, als mit Juri Gagarin der erste Mensch um die Erde kreiste. Doch dieser dritte Streich wurde für die Sowjets zu einer zweischneidigen Angelegenheit.
"Mit dieser Landung hatten natürlich die Russen die Nase vorne. Sie hatten etwas geschafft, was der NASA bis dahin nicht gelungen war. Das hat aber gleichzeitig natürlich auch wieder zur Beflügelung der Aktivitäten und Anstrengungen der NASA geführt, um dann eben kurze Zeit später, muss man ja sagen, drei Jahre später dann, bemannt auf dem Mond zu landen. Ich denke, diese geglückte Landung hat noch einmal sehr, sehr stark dazu beigetragen, das Apollo-Programm richtig zu pushen."
Ohne Sergej Koroljow gelang nicht mehr viel
Luna 9 war der letzte Sieg der Sowjetunion beim Wettlauf zum Mond. Drei Wochen vor der Landung war Sergej Koroljow gestorben, der geniale Chefkonstrukteur der sowjetischen Raumfahrt. Ohne Koroljow gelang den Sowjets nicht mehr viel.
Und so setzte dreieinhalb Jahre nach der Landung von Luna 9 nicht ein Russe seinen Fuß in den staubigen Mondboden, sondern der US-Astronaut Neil Armstrong. Dennoch führte die Sowjetunion ihr Programm Anfang der 70er-Jahre fort, verzichtete allerdings darauf, Menschen zum Mond zu schicken.
Die Sonden Luna 16, 20 und 24 landeten auf dem Mond und flogen wieder zurück zur Erde – mit insgesamt 300 Gramm Gesteinsproben an Bord. Und die beiden automatischen Lunochod-Fahrzeuge legten auf der Mondoberfläche mehr als 50 Kilometer zurück. Doch seitdem ist es um den Mond recht still geworden, bedauert Ralf Jaumann – denn wissenschaftlich gibt es auf dem Begleiter der Erde noch viel zu tun. Daher setzt der Forscher darauf, es möglichst bald Luna 9 gleich zu tun und wieder auf dem Mond zu landen:
"Nachdem sich die ESA, die NASA, die Chinesen, die Inder, auch die russische Raumfahrtagentur wieder sehr stark für den Mond interessieren, sind wir schon guter Hoffnung, dass wir noch mal zum Mond zurückkommen. Aber man wird sicherlich noch eine Zeit lang brauchen, um sich international abzustimmen und auch das Geld zu besorgen. Aber ich denke, dass wir in den nächsten zehn Jahren wieder Mondmissionen haben werden."
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