Freitag, 29. März 2024

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Spanien in der Coronakrise
"Die Polizei fährt auf der Straße Patrouille"

Die Ausgangssperren in Spanien würden ernstgenommen, sagte die Studentin Mira Petermann, die zum Erasmus-Studium in Córdoba ist, im Dlf. Sie dürfe ihre WG nur für wichtige Besorgungen verlassen. Sie wolle aber die Hoffnung nicht aufgeben, das Auslandssemester doch noch abschließen zu können.

Mira Petermann im Gespräch mit Kate Maleike | 17.03.2020
Coronavirus und Ausgangssperren in Spanien: Sicherheitskräfte auf den leeren Straßen Madrids.
Wegen des Coronavirus sind in Spanien Ausgangssperren verhängt worden - das trifft auch deutsche Studenten im Auslandsstudium (picture alliance / AFP7)
Kate Maleike: Eigentlich hat sie sich schon super-wohl gefühlt und eingelebt, doch jetzt hat die Coronakrise vieles verändert: Die 24-jährige Forstwissenschaftsstudentin Mira Petermann erlebt gerade in Spanien die Auswirkungen der Pandemie. Seit einem Monat ist sie zum Auslands-Erasmus-Semester an der Uni Córdoba.
Mira Petermann: Hallo!
Maleike: Ausgangssperre und Alarmzustand seit dem Wochenende, das ist das, was Spanien beherrscht. Was heißt das für Sie im Moment genau?
Online-Vorlesung klappt "eher mäßig"
Petermann: Ja, für mich heißt es, dass ich zu Hause bleiben muss. Ich kann nur rausgehen, wenn ich eben wichtige Besorgungen wie Lebensmittel oder zur Apotheke gehen muss. Die Polizei fährt auch auf der Straße Patrouille mit Lautsprecherdurchsagen, dass bitte alle kooperieren sollen, zu Hause bleiben und so weiter. Also es wird hier schon recht ernstgenommen.
Coronavirus
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Maleike: Das ist ja wahrscheinlich ein Zustand, der möglicherweise noch länger anhält. Das heißt, die Uni ist auch eingestellt, also Sie haben keine Vorlesungen mehr oder irgendwas, was man Studium nennen könnte?
Petermann: Genau, also heute hatte ich meine erste Online-Vorlesung, das wurde gestern irgendwie spontan noch angeordnet, und es klappt aber eher mäßig. Also die sind da noch mit der Technik von der Plattform und so, das ist alles noch nicht wirklich ausgereift. Aber sie versuchen es zumindest.
Ein historisches Gebäude der Universität von Cordoba in Andalusien, Spanien.
Nun geschlossen: ein historisches Gebäude der Universität von Córdoba (picture alliance / Imagebroker)
Maleike: Sie sind jetzt, habe ich gesagt, gerade erst in Córdoba angekommen. Tatsächlich ist ein Auslandssemester ja auch zum Beispiel am Ende mit keiner Klausur, aber in dem Fall jetzt mit einer Hausarbeit versehen. Wie werden Sie das bewältigen können jetzt, wenn die Uni gar nicht mehr läuft richtig?
Petermann: Also ich werde jetzt einfach versuchen, mich so weit wie möglich an die Anweisungen zu halten. Wir haben schon in manchen Fächern eben Aufgaben bekommen, in manchen Sachen sind wir uns halt nicht sicher, wie wir das jetzt machen sollen, weil uns das halt nicht genau erklärt wurde, und dann eben auch noch auf einer anderen Sprache, die man eigentlich lernen wollte und jetzt natürlich zu Hause eingesperrt irgendwie nicht so richtig weiterkommt. Aber wir werden es auf jeden Fall probieren.
Bisher sind alle "standhaft und wollen abwarten"
Maleike: Sie leben ja in einer internationalen WG, das heißt, mit anderen Kommilitonen zusammen, die auch aus anderen Ländern kommen. Wie sind da die Überlegungen? Wollen Sie alle eigentlich da bleiben, also in Spanien bleiben, da verharren, oder haben einige schon die Koffer gepackt?
Petermann: Also in meiner WG sind bisher alle standhaft und wollen abwarten, auf jeden Fall die zwei Wochen jetzt oder beziehungsweise vielleicht wird es ja auch auf 20 Tage ausgeweitet, die Quarantäne. Und wir haben auch eine Brasilianerin, die kann gar nicht zurück, glaube ich, also einfach geldtechnisch. Und ich weiß jetzt auch nicht genau, wie das mit den Grenzen ist, ob die nicht sowieso schon zu sind, und die Flüge werden ja auch gekürzt. Also wir haben uns jetzt alle drauf eingestellt, einfach abzuwarten.
"Spanische Unis haben uns auf dem Laufenden gehalten"
Maleike: Wie fühlen Sie sich denn von der Universität betreut? Und gibt es zum Beispiel vielleicht auch Kontakt von Ihrer deutschen Universität? Sie studieren ja eigentlich an der TU Dresden, das ist ja quasi die Partneruniversität dann für das Semester.
Petermann: Genau. Also von der spanischen Uni kamen direkt Anweisungen auf Spanisch und auf Englisch, und die haben uns die ganze Zeit auf dem Laufenden gehalten, was jetzt eben entschieden wurde von politischer Seite. Mit den Professoren ist man sowieso enger als in Deutschland, also wir haben super-viele WhatsApp-Gruppen, in die ständig was reingeschrieben wird und so weiter. Also da ist man schon immer up to date. Von der deutschen Uni habe ich jetzt auch gestern eine Mail bekommen, und die haben eben gesagt, wir sollten erst mal abwarten, falls wir eben nicht in Risikogebieten sind. Wenn wir in Risikogebieten sind, können wir natürlich nach Hause kommen, und nicht in Risikogebieten ist es halt nicht sicher, ob man das Geld zurückbekommt und so weiter, und da sollten wir uns dann eben gut überlegen, falls das nicht der Fall sein sollte, ob wir es stemmen können und so weiter.
Maleike: Also was sind denn dann jetzt gerade Ihre Gedanken dazu? Überlegen Sie, abzubrechen?
Petermann: Im Moment bin ich eigentlich noch recht hoffnungsfroh, aber klar, also ob man das Geld dann zurückzahlen muss und so weiter, das sind natürlich Fragen, die sich einem stellen. Aber ich will jetzt auch irgendwie die Hoffnung noch nicht aufgeben, es sind ja erst drei Tage Quarantäne.
Würde Auslandssemester "nicht wiederholen"
Maleike: Genau, und Sie hatten sich das ja auch so lange gewünscht und vorbereitet, das muss man ja auch mal sagen. Das macht man ja nicht einfach mal so. Das heißt also, eine Wiederholungsmöglichkeit oder so hätten Sie ja gar nicht?
Petermann: Nein. Man könnte es vielleicht wiederholen, darüber habe ich mir jetzt noch gar keine Gedanken richtig gemacht, ob es von organisatorischer Seite geht, aber ich glaube, ich würde es einfach nicht machen, weil es jetzt für mich so ein Versuch war und es hat supergut gestartet, und ich würde es, glaube ich, letztlich immer wieder vergleichen und vielleicht unzufrieden sein.
Maleike: Noch mal zu den Studienleistungen. Können Sie sich dann unter Umständen dieses Semester abschreiben?
Petermann: Ja. Also ich weiß jetzt nicht, wie das halt läuft mit diesen Online-Kursen, ob das klappt oder nicht. Es überlegen eben jetzt auch Leute, weil das Sommersemester in Deutschland ja nach hinten verschoben wird, wieder zurückzukommen und das dann eben in Deutschland zu machen. Aber für mich ist es an sich … Also es könnte schon eine Option sein, aber es wären eben nicht die gleichen Fächer. Also ich habe hier schon ganz andere Sachen und habe mich auch gefreut irgendwie, mal so über den Tellerrand hinauszuschauen.
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Maleike: Was kann man denn dann jetzt tun als Forstwissenschaftsstudentin, wenn man zu Hause bleiben muss? Wie vertreiben Sie sich die Zeit?
Petermann: Ja, wir haben uns so einen Ablaufplan, so eine Routine erstellt, mit halt Aufstehen, Frühstücken zusammen, also so die Essenszeiten einigermaßen synchronisiert, und dann morgens machen wir alle irgendwie halt unseren Kram für die Uni, lernen Spanisch, und nachmittags ist dann ein bisschen Sport, Work-out, und abends dann Film gucken oder mal zusammen kochen, Bier trinken und so was.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.