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Spanische Banken herabgestuft

Moody's hat zunächst mehr als 20 italienische Banken schlechter bewertet und jetzt auch 16 spanische Banken herabgestuft. Sie leiden darunter, dass viele Spanier nach dem Platzen der Immobilienblase ihre Kredite nicht mehr bedienen können.

Von Michael Braun | 18.05.2012
    Stramme Kursverluste in Spanien zum Handelsauftakt, die schnell wieder aufgeholt wurden. Sinkende Renditen bei spanischen Staatsanleihen: Das bedeutet keine Entlastung. Das zeigt Unsicherheit an. Oliver Roth vom Handelshaus Close Brothers Seydler über die jüngste Zuspitzung der Finanzkrise, nachdem die amerikanische Ratingagentur Moody's 16 spanische Banken herabgestuft hatte:

    "Wir müssen auf jeden Fall mit Rückschlägen leben. Wir sind mitten drin in dieser Finanzkrise. Und die wird uns auch noch eine ganze Zeit lang auf Trapp halten. Dennoch muss man es auch positiv sehen: Wir leben noch. Und von daher: Solange wir noch schimpfen können, haben wir durchaus Grund zur Hoffnung, dass wir auch ein Ende der Krise erleben werden."

    Zu den 16 Kreditinstituten, deren Kreditwürdigkeit herabgestuft hatte, zählt mit Santander die größte Bank der Eurozone. Um gleich drei Stufen sank ihre Bonität. Nicht besser erging es BBVA, der Nummer zwei, und der Nummer drei im Lande, La Caixa. Die spanischen Banken sitzen nach der 2008 geplatzten Blase am Häusermarkt auf Immobilienkrediten in Höhe von 307 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon gilt als problematisch.

    Die faulen Kredite werden die Banken kaum alleine abschreiben können. Die Regierung will helfen. Aber ob sie es kann, ist zweifelhaft.

    "Die Banken und der Staat sind natürlich in einer Schicksalsgemeinschaft."

    Sagt Ulrich Rathfelder, Länderanalyst bei der Helaba. Denn der Staat braucht auch die Banken, die sich zu niedrigem Zins bei der Europäischen Zentralbank Geld besorgen können und es dann in Staatsanleihen stecken könnten, was sie aber immer weniger gerne tun:

    "Die spanischen Banken haben wohl mit dem Geld der EZB spanische Staatsanleihen gekauft. Aber das machen sie ja auch nicht gerne. Und sie werden in Zukunft auch nicht mehr so gerne spanische Staatsanleihen kaufen wollen. Denn man hat ja in Griechenland gesehen: Wenn es tatsächlich zum Schwur kommen sollte, dann ist es für die Banken eine schwere Last, wenn sie ein hohes Portfolio an spanischen Staatsanleihen hätten.""

    Und gemeinschaftliche Hilfe sei es über Eurobonds oder direkte Kredite des Rettungsfonds ESM an die spanischen Banken sind bislang in Europa nicht konsensfähig. In vergleichbaren Währungsräumen sei solcher Widerstand nicht denkbar, blieben die Regionen nicht sich selbst überlassen, sagt David Milleker, der Chefvolkswirt von Union Invest:

    "Die Problemlage, vor der Geldpolitik steht, vor der Fiskalpolitik seht, ist im Euroraum wesentlich komplexer als in den USA, wo niemand auf die Idee käme, bei einer kalifornischen Bankenkrise die Rekapitalisierung über den kalifornischen Staat vornehmen zu lassen. Der Euroraum ist von Anfang an nicht das gewesen, was Volkswirte als optimalen Währungsraum bezeichnen würden."

    Spanien geht nun in die Offensive: Mithilfe namhafter Wall-Street-Häuser will die Regierung heimische Banken durchleuchten und damit Vertrauen an den Märkten zurückgewinnen. So solle nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters Goldman Sachs etwa die Problembank Bankia analysieren. Beratungsgesellschaften wie Oliver Wyman sollten die gesamte Finanzindustrie des Landes einem Stresstest unterziehen. Die Absicht: Möglichst unabhängige Prüfer sollen den Märkten Klarheit über die Risiken verschaffen. Die Regierung in Madrid scheint zu wissen: Mit schlimmen Wahrheiten kann der Markt umgehen. Mit Unsicherheit und Vertrauensverlust nicht.

    Unterdessen stufte die Ratingagentur Fitch nach den gescheiterten Bemühungen um eine Regierungsbildung in Griechenland die Kreditwürdigkeit des Landes weiter herab und begründete das mit der Gefahr, dass das Land aus der Euro-Zone ausscheiden könnte. Und es wurde bekannt, dass Europäische Zentralbank und EU-Kommission an Notfallszenarien für den Fall arbeiten, dass Griechenland aus der Euro-Zone austreten sollte. Das sagte EU-Handelskommissar Karel De Gucht einer belgischen Zeitung. Der ehemalige belgische Außenminister machte zugleich deutlich, dass der Austritt Athens nicht das Ende des Euro bedeute.