Spanische IdentitätenAuf den Spuren einer Nation
Die Spanier haben ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer Nation. Der Verlust der einstigen Größe, der blutige Bürgerkrieg und die Diktatur unter Franco tragen ihren Teil dazu bei. Hinzu kommt, dass die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien, im Baskenland und in Galizien die Nation infrage stellen.
- Und wie definiert sich "spanisch", wo doch Katalanen und Basken eigene Träume träumen? (dpa-Bildfunk / AP / Emilio Morenatti)
Ende der ETA Schlussstrich in Schlangenlinien
Konflikt um Katalonien Zerrissene Familie
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Matthias W. Birkwald, Die Linke: "Rajoy hat alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte"
Barcelona Protest der "schweigenden Mehrheit"
Was also bedeutet es heute, Spanier zu sein? Für die einen ist Nationalismus eine Form von Götzentum. Für andere ist Verfassungspatriotismus der bessere Nationalismus. Wieder andere stört, dass Nationalstolz in Spanien als Huldigung des Diktators Franco ausgelegt wird. Und eine vierte Gruppe sieht sich in der Tradition der Republik der 1930er-Jahre. Was beinhaltet der Ruf nach "echtem Patriotismus", der in der sozialen Krise der vergangenen Jahre über die Plätze hallte? Und wie definiert sich "spanisch", wo doch Katalanen und Basken eigene Träume träumen?
Die "Gesichter Europas" begeben sich auf Spurensuche und treffen einen Historiker, einen Franco-Anhänger, einen linken Vordenker, eine Flamenco-Sängerin und einen Schriftsteller.
(AFP/ Javier Soriano)"Nationalismus erstickt das freie Denken"
Die Erinnerung an die einstige Größe, an Bürgerkrieg und Diktatur lasten auf dem kollektiven spanischen Gedächtnis. Auch der katalanische Separatismus stellt die Nation infrage. Eine schwierige Lage für Nationalismusforscher José Álvarez Junco.
(AFP/ Oscar del Pozo)"Stolz darauf, ein Frankist zu sein"
Mit dem Tod Francos 1975 wurde das Ende der Diktatur in Spanien eingeläutet. Besiegelt wurde es durch die Verfassung. Er bekenne sich zu dieser Verfassung, sagt Juan Chicharro. Trotzdem will der General a.D. das Erbe Francos bewahren.
(AFP/ Pierre-Philippe Marcou)"Volk" und "Vaterland" nicht den Rechten überlassen
Die spanische Linke hat sich seit der Diktatur nie um die Frage nach der nationalen Identität gekümmert, kritisiert Iñigo Errejón von Podemos. Spanien brauche aber dringend ein nationales Projekt.
(AFP/ Pierre-Philippe Marcou)
"Der Flamenco gehört dem spanischen Volk"
Der Flamenco ist Teil der spanischen Kultur. Nicht umsonst hat Franco versucht, ihn zur Propaganda zu missbrauchen. Doch der Flamenco lässt sich schlecht in den Dienst der Unterdrückung stellen, sagt Sängerin Carmen Linares.
(Deutschlandradio/ Hans-Günter Kellner)"Spanien ist mein Land, seit wir eine Demokratie haben"
Der spanische Schriftsteller Antonio Muñoz Molina bezeichnet sich selbst als Linken, will sich aber nicht an der Franco-Diktatur abarbeiten, sondern nach vorne blicken. Eine Art Verfassungspatriotismus könnte die Spanier einen, glaubt er.