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Spaß im Uni-Alltag

Die deutsche Studentenkabarettszene hat sich in den letzten Tagen im brandenburgischen Cottbus getroffen. 24 Gruppen und Solisten zogen die aktuellen politischen Ereignisse und den Uni-Alltag durch den Kakao. Für die einen ein schlichter Austausch, hofften die anderen darauf, entdeckt zu werden und vielleicht den Sprung in die Profiliga zu schaffen.

Von Claudia van Laak | 23.01.2006
    "Willkommen in Deutschland" heißt das Studentenkabarett aus Aachen. Zehn Studierende der Politologie hatten sich vom äußersten Westen in den äußersten Osten der Republik aufgemacht. Der Titel des Programms: "Vater Land Unter" - da durfte ein Merkel-Song genauso wenig fehlen wie ein Sketch über die Kampagne "Du bist Deutschland".

    " Wir sind Deutschland, wir sind wieder wer, wir verteidigen Deutschland, wir sind die größten Nettozahler der EU, wir sind Exportweltmeister, wir werden Fußballweltmeister, wir sind Papst, wir sind Gott, Oh Gott! "

    Das Aachener Kabarett-Ensemble ist aus einem Praxis-Projekt des Instituts für Politische Wissenschaften entstanden. Aus einem Semester wurden vier Jahre. "Wir wollen in die Profiliga," sagt Ensemblemitglied Ingo Strauch.

    " Die gesamte Gruppe eigentlich genau, ja, das ist ein hochgestecktes Ziel, aber man braucht ja was, in welche Richtung man marschiert, langfristig ist das schon ein Gedanke, auf jeden Fall. "

    Der ein oder andere Festivalteilnehmer aus früheren Jahren kann mittlerweile von seinen Auftritten leben. Auf dem Weg zum Profi ist auch Erik Lehmann aus Zwickau. Mit seiner genialen Parodie auf Edmund Stoiber riss er das Cottbuser Publikum von den Sitzen.

    " Es ist halt ein Steckenpferd. Wenn man den Mann mag, in Anführungsstrichen, was er so als Typ hergibt, dann funktioniert das, dann muss man den gar nicht oft angucken, aber wenn der im Fernsehen kommt, dann bin ich immer begeistert, da müssen alle ruhig sein. "

    Erfinder und Organisator des Kabarettfestivals ist Andreas Garber vom Kulturbüro des Studentenwerks. Als er vor 15 Jahren zum Studentenwerk kam, stellte er fest, …
    "… dass man eigentlich über die studentische Kabarettszene nichts weiß. In anderen Genres wie zum Beispiel im Theater gab es regen Austausch, gab es Festivals, Preise, und die Studentenkabarettszene, da wusste keiner vom anderen, da machte jeder sein Ding, und das war das Motiv. "

    Seitdem hat es sich Andreas Garber - früher selber einmal studentischer Kabarettist - zur Aufgabe gemacht, die studentische Szene zu vernetzen. Mit einer Internetseite und natürlich mit dem alljährlich stattfindenden Festival in Cottbus. Das übrigens ohne Wettbewerb und ohne Preise auskommt.

    " Studierende, die Kabarett spielen, sollen hier herkommen können, sich austauschen können, sollen möglichst viel mitnehmen können, das ist das Wichtige, die Atmosphäre soll stimmen, und da mit einem Wettbewerb Stress rein zu bringen, das wäre kontraproduktiv. "

    So haben die Ensembles aus Aachen, Rostock, Freiburg und elf weiteren deutschen Städten Kontakte geknüpft, Bühnenerfahrungen ausgetauscht und sich gegenseitig zu Auftritten eingeladen. Andreas Garber:

    " Also ein paar Effekte gibt's mit Sicherheit. Es sind auch Veranstalter und Agenten im Publikum. Und manche suchen ganz gezielt ihre Programme für ihre Häuser ganz gezielt in Cottbus zusammen. "
    " Ich sag Frieden, ich sag Freiheit, ich sag Gerechtigkeit. Nun übertreib aber mal nicht. "