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Spende an NGO
Coca-Cola beeinflusste Forschung über Fettleibigkeit

Coca-Cola wollte in den USA offenbar die Debatte über Fettleibigkeit beeinflussen - indem der Konzern eine Nichtregierungsorganisation finanzierte, die Forschung in diesem Bereich betreibt. Inzwischen ist klar: Der Getränkehersteller nahm wohl auch direkten Einfluss auf die Arbeit der NGO. Jetzt ist eine führende Mitarbeiterin zurückgetreten.

25.11.2015
    Cola-Flaschen stehen in einem Kasten
    Hat Coca Cola versucht, die Forschung zu beeinflussen? (AFP / Lionel Bonaventure )
    Die Getränke von Coca Cola gelten nicht gerade als Garant für eine schlanke Linie, im Gegenteil: Mit ihrem hohen Zuckeranteil machen sie, in großen Mengen konsumiert, eher dick. Der Konzern wollte aber offenbar dafür sorgen, dass die Amerikaner das nicht so wahrnehmen. Das Unternehmen spendete 1,5 Millionen Dollar an die Nichtregierungsorganisation "Global Energy Balance Network" - das hatte die "New York Times" bereits im August berichtet. In der relativ jungen NGO haben sich Wissenschaftler verschiedener Universitäten zusammengeschlossen. Sie setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, durch zu wenig Bewegung oder schlechte Ernährung bedingte Krankheiten wirksamer zu bekämpfen.
    E-Mails belegen enge Zusammenarbeit
    Präsident der Organisation ist James O. Hill, ein Mediziner der Universität Colorado, der zum Thema Fettsucht forscht. Nach dem Bericht hatten sowohl Coca Cola als auch die NGO die Spende bestätigt, allerdings betont, dass der Getränkekonzern keinerlei Einfluss auf die Entscheidungen der Wissenschaftler nehme. Nun hat allerdings die Nachrichtenagentur Associated Press Auszüge aus mehreren E-Mails veröffentlicht, die das Gegenteil nahelegen.
    Demnach kommunizierte Hill schon vor der Gründung der NGO mit führenden Angestellten von Coca Cola. Zitiert wird zum Beispiel eine E-Mail, in der Hill schreibt, es sei zwar nicht fair, dass das Unternehmen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit als Bösewicht gelte, aber ein Fakt. Er wolle dafür sorgen, dass Coca Cola nicht mehr als Problem wahrgenommen, sondern mit Spaß verbunden werde. In einer anderen Mail rät er dem Konzern dazu, sich darauf zu konzentrieren, sich stärker für Sport zu engagieren. Er habe ein Konzept für eine Studie entwickelt, um in der öffentlichen Wahrnehmung zu untermauern, dass ein solche Förderung durch einen Getränkekonzern sinnvoll sei. Die Studie werde zwar vermutlich sehr teuer, könne aber die Stimmung zugunsten von Coca Cola beeinflussen.
    Universität Colorado zahlt Spende zurück
    Die Universität Colorado hat inzwischen Spende in Höhe von einer Million Dollar an Coca Cola zurückgezahlt, die im Zusammenhang mit Hills Engagement beim "Global Energy Balance Network" stand. In der Folge räumte Coca-Cola-Präsident Kent Muhtar ein, dass sein Unternehmen auch an andere Organisationen und Wissenschaftler gespendet hat - seit 2010 insgesamt 120 Millionen Dollar.
    Muhtar betonte nach der Veröffentlichung der E-Mails, der Konzern werde seine Aktivitäten in Zukunft transparenter gestalten. Der Konzern teilte inzwischen mit, dass die führende Mitarbeiterin im Bereich Wissenschaft und Gesundheit, Rhona Applebaum, zurückgetreten sei. Die 61-Jährige habe sich entschieden, im Oktober in den Ruhestand zu gehen. Applebaum war laut den E-Mails eine der Hauptverantwortlichen für die Kommunikation mit dem "Global Energy Balance Network".
    (jasi/dk)