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Spenden sammeln für Japan

Nach der Katastrophe werden in Japan Spenden gebraucht. Nicht alle vermeintlichen Hilfsorganisationen sind aber seriös.

Von Daniela Siebert | 16.03.2011
    Wenn man sich in Berlin auf der Straße umhört, wird schnell klar: Jeder ist erschüttert über die Katastrophe in Japan. Auch die Bereitschaft zu helfen ist groß, doch bei vielen mischen sich Misstrauen und Orientierungslosigkeit:

    "Da gibt es doch diese Organisation für Ärzte, diese internationalen Ärzte!? An die würde ich spenden, denn die würden das vielleicht am Besten anlegen. Rotes Kreuz vielleicht, weiß man aber nicht, wie viel Geld da verloren geht, wie viel Geld für Verwaltung draufgeht."

    "Ich hab schon gespendet für Tsunamiopfer in Thailand, warum nicht für Japan?"

    "Ich erkundige mich, welche Organisationen sich damit beschäftigen. Mein Status ist immer so 100 Euro."

    "Die Organisationen, die dahinterstehen, die wollen auch bei solchen Sachen leider auch ihr Geld verdienen, und ob es nun wirklich an den Ort hinkommt, das ist immer sehr zweifelhaft. Spenden ja, aber Vertrauen: weniger. Da müsste ich es selber hinbringen und das kann ich leider nicht."

    In Kenntnis dieser Gemütslage hat das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen DZI nun mehrere sachdienliche Ratschläge veröffentlicht. Die Organisation mit Sitz in Berlin untersucht seit Jahren Hilfsorganisationen auf ihre Seriosität und Effizienz und vergibt ein viel beachtetes Spendensiegel. Bei Spenden für Japan rät Geschäftsführer Burkhard Wilke zur Vorsicht:

    "Man sollte nicht auf den erstbesten emotionalen Spendenaufruf reagieren, sondern nach Organisationen suchen, die über nachgewiesene Erfahrungen und Kontakte nach Japan verfügen. Denn nach aktuellem Stand ist es nicht sinnvoll, eigene deutsche Mitarbeiter oder Sachgüter dorthin zu schicken, sondern da kommt es darauf an, die Spenden, die hier gesammelt werden in Deutschland, an kompetente Partnerorganisationen weiterzuleiten."

    Das DZI überprüft solche Bedingungen von Hause aus und hat auf seiner Homepage auch Namen von Hilfsorganisationen aufgelistet, die es für vertrauenswürdig hält:

    "Ich möchte jetzt einzelne Namen nicht mündlich nennen, zum einen entstehen schnell Namensverwechslungen und zum anderen möchte ich nicht ein oder zwei Organisationen herausheben. Es ist bisher eine geringe, überschaubare Zahl von Adressen, die wir unter www.dzi.de direkt auf unserer Homepage nennen in unseren Empfehlungen, und das sind allesamt Organisationen, die nachgewiesenermaßen kompetente Partner dort vor Ort haben."

    Dazu gehören der Deutsche Caritasverband, die Aktion Deutschland Hilft und World Vision Deutschland. Auch das Deutsche Rote Kreuz DRK ist dabei. Das sammelt derzeit unter dem Stichwort "Tsunami 2011" für die Katastrophenhilfe in Japan. Man reiche die deutschen Spendengelder weiter an das Japanische Rote Kreuz sagt DRK-Pressesprecherin Svenja Koch.

    "In der aktuellen Situation ist das Japanische Rote Kreuz in der Betreuung von Evakuierten eingebunden, zum Beispiel in der Stadt Sendai, die fast vollständig weggespült wurde, es sind 200 Notunterkünfte, die betrieben werden, dort sind freiwillige Helfer des Roten Kreuzes, die den Leuten zur Seite stehen, mit Wasser, mit Essen, einem Bett, einer Decke und auch psychosozialer Betreuung."

    Sachspenden für Japan hält man in der jetzigen Situation auch beim DRK nicht für sinnvoll. Svenja Koch beruhigt zudem Spender, die sich fragen, was mit ihrem zweckgebundenen Beitrag passiert, wenn die Helfer gar nicht mehr in die Katastrophenregion können, weil sie radioaktiv verseucht ist?

    "Die Zweckbindung der Spenden ist immer für fünf Jahre, das heißt, man kann sie verwenden für Nothilfe und für den Wiederaufbau."

    Dazu gehören beispielsweise auch Katastrophenschutzschulungen oder der Aufbau von Rettungsdiensten, so Koch. Zielgerichtete Spenden für Japan sind also möglich und sinnvoll. Wie berechtigt die Warnungen zur Vorsicht dabei sind, musste das DZI gestern selbst erleben: Jemand hatte bundesweit an Zeitungsredaktionen Spendenaufrufe im Namen des DZI und eines vermeintlichen Mitarbeiters* geschickt – inklusive einer Bankverbindung. Dabei handelt es sich um einen Betrugsversuch, stellte das DZI gestern Abend per Eilmeldung klar und erstattete Anzeige.

    * Den Namen haben wir gelöscht, weil es zu Verwechslungen mit Menschen zufällig gleichen Namens gekommen war.