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Spendenloch
Probleme beim Wiederaufbau des Berliner Schlosses

Von Claudia Henne | 18.08.2014
    Wie war das noch mit dem König und seinen neuen Kleidern? Genau, die gab es nicht und die vollmundig versprochenen Spender für das Berliner Schloss gibt es auch nicht in der gewünschten Anzahl. Das ist nicht neu und neu sind auch nicht die Beschwichtigungen, die der Vorsitzende des Fördervereins, Wilhelm von Boddien, in solchen Momenten verbreitet.
    Was soll der Mann auch anderes tun als Optimismus zur Schau tragen? Schon 2006 hagelte es massive Kritik an seinem Förderverein, an ihm, an seinen Versprechungen und seinen bescheidenen Möglichkeiten, diese auch wirklich einzulösen.
    Bis 2011 zeigte die Spendenuhr gerade einmal 2,3 Millionen Euro im Jahr. Nach Baubeginn wurden es mehr und 2013 klingelten 9,1 Millionen Euro in der Fördervereinskasse. Schön, aber da liegen die benötigten 80 Millionen doch noch in weiter Ferne.
    Insofern macht sich die Bundesbauministerin zu Recht Sorgen. Die großzügigen Spender, der anonyme Mäzen - bisher haben wir von keinen Wundertaten gehört. Boddien wiegelt weiter ab. Das wird schon bis 2019. Und die Politik hat es gerne hingenommen, dass hier einer verspricht, für die barocken Fassaden zu sorgen - mit privaten Mitteln.
    Einst versprach ein Bundesbauminister Tiefensee, dass 2013 das Schloss eröffnet würde – nun ja. Die Bundestagsabgeordneten, die 2002 für den Wiederaufbau des Stadtschlosses mit der Rekonstruktion der barocken Fassaden gestimmt hatten, können ja kein Schloss ohne Fassaden wollen. Also auf die private Schatulle – spenden liebe Abgeordnete einmalig zehn Prozent von ihren Diäten oder wem das zu viel ist, man kann auch einzelne Steine kaufen. Das wäre doch ein aussagekräftiges Zeichen, oder?
    Die seit Jahren undurchsichtige Gemengelage in Sachen Fassadenschmuck lässt die Berliner kalt. Die steuern täglich Millionen zu einem Flughafen bei, von dem noch nie ein Flugzeug gestartet ist. Da fällt eine nackte Schlossfassade gar nicht ins Gewicht und nackte graue Häuserfluchten gehören zum gewohnten Inventar der Hauptstadt.
    Und: Die meisten Berliner haben dieses Schloss nicht gewollt und über den Inhalt, das Humboldtforum, reden sie, wenn es eröffnet wurde, 2019. In Berlins Mitte zählt für viele eine andere Geschichte. Da liegt der Kalte Krieg begraben und mit ihm der abgerissene Palast der Republik. Diese Phantomschmerzen sollte niemand unterschätzen.
    Und die junge, hippe urbane Stadtgesellschaft? Die bleibt gerne virtuell. Die Touristen aus aller Welt, die zurzeit die Stadt fluten, kommen nicht, weil hier ein Stadtschloss gebaut wird. Das ihre zuhause ist im Zweifel schöner. Und die großen Firmen? Sie halten sich bedeckt und warten ab – bis, ja bis endlich das geschieht was als Motto auf der Website des Fördervereins zu lesen ist:
    "Wenn Du ein Schiff bauen willst,
    so trommle nicht Leute zusammen,
    um Holz zu beschaffen,
    Werkzeuge vorzubereiten,
    Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
    sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!"
    (Antoine de Saint-Exupéry)