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Spiel mit dem Feuer

Der Juli bricht in Deutschland alle Hitzerekorde und mit jedem Tag, an dem Regen ausbleibt, wächst die Waldbrandgefahr. Zum Beispiel in Thüringen, das zu den waldreichsten Bundesländern überhaupt zählt.

Von Blanka Weber | 20.07.2010
    Das sind seltene Töne momentan. Ein leichter Regen, vor wenigen Tagen im Forst von Willrode bei Erfurt. Chris Freise hat hier tagelang keinen grauen Himmel gesehen, der Nieselregen ist erfrischend, doch kein Grund zur Entwarnung:

    "Die Waldbrandgefahr wird vor allem dadurch ausgelöst, wie viel trockene Biomasse verfügbar ist und das, was wir hier an Niederschlag bekommen, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein."

    Thüringenweit gilt Warnstufe zwei, mancherorts sogar drei. Es habe eine schleichende Trockenheit gegeben, sagt der Forstamtsleiter:

    "Wir hatten einen – für Forstleute und Landwirte – wunderbaren feuchten Mai, der kälteste und kühlste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit sehr viel Niederschlag. Das ist für die Pflanzen unheimlich wichtig, gerade für Bäume, um über das Jahr zu kommen, und ab Juni hat bei uns eine wahre Trockenheit eingesetzt."

    Nur 14 Prozent des üblichen Jahresniederschlages hat es gegeben. Die Vegetation ist nun sehr trocken, selbst die Brennnesseln, sagt Chris Freise, seien halb verdorrt. Nicht nur die Nadelholzbestände sind trocken, auch die sonst unempfindlicheren Laub- und Mischwälder. Bei dieser Hitze wirken selbst Tautropfen wie Glasscherben:

    "Ich hätte es auch selbst nicht für möglich gehalten, aber wir hatten jetzt zwei Brände, die so entstanden sind, kleine, auf der Freifläche, aber das macht eben deutlich, auch wenn es regnen sollte, die Austrocknung der Biomasse ist so groß, auch dieses Hitzepotenzial, das ganz schnell wieder eine kritische Situation entstehen kann."

    Gewarnt wird also vor offenem Feuer - ob im Wald oder davor -, denn auch die Felder und Wege sind trocken:

    "Stellen sie sich vor, was passiert bei einer lustigen Grillfeier, wo jemand ins Stolpern gerät, mit ein bisschen Wind dazu, das beherrschen Sie so schnell nicht mehr. Vorsicht mit dem Auto. Katalysatoren heizen sich auf, parken sie nicht über Grasflächen und vor allem parken Sie auch nicht die Waldeingänge zu, wenn es wirklich brennt, brauchen wir einen schnellen Zugang und die Hauptwege am Wald müssen frei sein."

    Passé sind Feuerwerk und Himmelslaternen, sagt der Fachmann. Alles, was unbeherrschbar ist, sei ein Spiel mit dem Feuer:

    "Fakt ist, wir haben einen Klimawandel, das sehen wir auch im Wald, der Wald wächst so gut, wie seit 60 Jahren nicht mehr, weil sich die Vegetationsperiode um 14 Tage verlängert hat. Darauf reagieren insbesondere Nadelbäume. Was aber auch Fakt ist, es wird wärmer und in einigen Jahresperioden wird es trockener."

    Auch in den nächsten Tagen werden Regentropfen eher seltene Töne sein.