Samstag, 20. April 2024

Archiv

Spitzensportreform
Unverhoffter Geldregen

Über Inhalte und Finanzierung der Spitzensportreform wird noch gestritten. Jetzt erhält der chronisch klamme Sport einen Geldsegen aus der Lotterie "Sieger-Chance" der GlücksSpirale. Ein willkommener Obolus in schwierigen finanziellen Zeiten.

Von Heinz Peter Kreuzer | 24.06.2017
    Die deutsche Turnerin Sophie Scheder während der Olympischen Spiele 216 in Rio.
    Die deutsche Turnerin Sophie Scheder während der Olympischen Spiele 216 in Rio. (picture alliance / dpa / Alexey Filippov)
    Endlich einmal ein Geldregen für den organisierten Sport, um den nicht lange gefeilscht werden musste. Fünf Prozent der Teilnehmer an der Glücksspirale haben auch die Zusatzlotterie "Sieger-Chance" gespielt. Die Erträge nach einem Jahr waren erstaunlich. Friederike Sturm, Präsidentin von Lotto Bayern und Federführerin der Kooperation "Sieger-Chance": "Zwischenzeitlich haben wir 8,5 Millionen Zweckerträge eingespielt für den DOSB, und das ist natürlich eine schöne Summe, wenn man weiß, dass die Glücksspirale 16 Millionen einspielt. Und in der Gesamtschau ist das eine Erfolgsgeschichte."
    Die Zusatzlotterie spielte in so kurzer Zeit schon halb so viel ein wie die Mutterlotterie. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, freut sich über diesen Mehrfachnutzen der Glücksspirale, die einst für die Unterstützung der Sommerspiele 1972 in München gegründet wurde. Die Millionen fließen in den Sport. Einen Anteil erhält die Deutsche Sporthilfe, hier profitieren alle Sportler, die von der Organisation gefördert werden. "Die Mittel, die an die Sporthilfe gehen, gehen pauschal an die Sporthilfe im Sinne der Stärkung der Haushaltes der Sporthilfe."
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann (Jessica Sturmberg)
    Für die Sportler ein ersehntes Zubrot
    Ansonsten profitiert nur der Sport in den acht Bundesländern, die die Zusatzlotterie anbieten. In Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden werden diverse Projekte im Spitzensport gefördert. Zu Beginn vor allem für die Winterspiele 2018 in Pyeongchang. DOSB-Präsident Hörmann nennt ein Beispiel: "Es beginnt bei einem Projekt im alpinen Skisport nennt sich so schön 'Messplatz zur Unterstützung der Materialanpassung von Skischuhen, Bindungen und Knieorthesen zur Verbesserung des Gleitverhaltens für Athleten'. Klingt komplex, ist es wahrscheinlich auch, wird also im alpinen Bereich helfen."
    Und gemeinsam mit den Landessportbünden wird auch der Nachwuchs-Leistungssport gefördert. Bei den Sportlern ist die neue Geldquelle ein ersehntes Zubrot. Rodel-Olympiasieger Felix Loch beschreibt seine Sportart als kostenintensiv, Material und Trainingslager im Ausland sind schwer zu finanzieren. Gerade für junge Rodler sei es eine wichtige Erfahrung, die Bahnen im Ausland kennenzulernen. "Im Endeffekt sind alle Sportler, egal ob Wintersportart oder Sommersportart, um jeden Euro froh, den wir zusammen bekommen und uns bei unserer Leistungsentwicklung weiter hilft."
    Sogar Spitzenturnerinnen müssen für die einfachsten Dinge selbst zahlen
    Das sieht auch Turnerin Sophie Scheder so. Die Bronzemedaillengewinnerin am Stufenbarren von Rio weist auf die Kosten für die Geräte und Lehrgänge hin. Auch Spitzentrainer aus dem Ausland werden für Workshops eingekauft. Und sogar Spitzenturnerinnen müssen für die einfachsten Dinge selbst zahlen: "Wenn wir bei Bundesliga-Wettkämpfen starten wollen, müssen wir selber erst einmal zahlen, damit wir überhaupt starten können. Das sind die Finanzierungen, die dazu kommen."
    Neben den Investitionen in den Leistungssport wird mit dem Geld der "Sieger-Chance" auf Initiative der Verbände der Anti-Dopingkampf unterstützt. Das DOSB-Präsidium beschloss eine Zahlung von einer Viertelmillion Euro an die Nationale Anti-Doping-Agentur. Das bestätigte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper dem Deutschlandfunk. Und auch der Dopingopfer-Hilfe-Verein DOH werde in den kommenden drei Jahren mit jeweils 42.000 Euro gefördert. Der DOH profitiert aber nur indirekt von den Erträgen der Zusatzlotterie, sagt DOSB-Präsident Hörmann: "Nicht aus den Mitteln direkt, aber das ist ja bei uns auch wieder so, was bei uns gegebenenfalls hilft, kann man an anderer Stelle gegebenenfalls umsetzen."
    Idee kam durch Hamburger Olympiabewerbung
    Da also jetzt einige Projekte aus der "Sieger-Chance" finanziert werden, geht ein Teil der frei werdenden Gelder an den Doping-Opferhilfe-Verein.
    Die Idee für diese Sport-Zusatzlotterie zur Glücksspirale war während der Hamburger Olympiabewerbung entstanden. Auch nach dem Ende der Olympiaträume wurde das Vorhaben forciert, mittlerweile bieten acht der sechzehn Landeslotterie-Gesellschaften die "Sieger-Chance" an. Weitere sollen hinzukommen, bis spätestens 2019 will auch Hamburg mitmachen.
    Ein Hinweisschild mit dem Logo "Deutsche Sport - Lotterie" steht an einem Weg im Schönhausenpark in Krefeld (Nordrhein-Westfalen).
    Die Deutsche Sportlotterie steht vor einer ungewissen Zukunft. (picture-alliance / dpa / Horst Ossinger)
    Um Deutsche Sportlotterie ist es still geworden
    Dagegen engagiert sich Lotto Hessen in der Deutschen Sportlotterie, bei der Hessen im November des vergangenen Jahres die Federführung übernommen hat. Seit dem Relaunch ist es wieder still geworden um die Lotterie. Für Friederike Sturm, die Präsidentin von Lotto Bayern, ist das Angebot keine Konkurrenz: "Ich wünsch dem Kollegen mit seiner Deutschen Sportlotterie ganz viel Erfolg. Weil, beide Projekte wollen ja den Sport fördern und das ist ja ein gutes Ziel."
    Während die "Sieger-Chance" durchstartet und Millionen in den Sport schießt, ist die Sportlotterie in den Startlöchern hängen geblieben. Sie fördert bisher zehn Athleten mit jeweils 500 Euro monatlich. Deshalb sagt DOSB-Chef Hörmann: "Es wäre wünschenswert, wenn die Deutsche Sportlotterie eine ähnliche Entwicklung nimmt."