Mittwoch, 24. April 2024

Spontane Flucht beim Picknick
"Mit nichts als den Kleidern am Körper über die Grenze drüber"

Massenflucht von DDR-Bürgern über die ungarisch-österreichische Grenze während des "Paneuropäischen Picknicks" bei Sopron. Ein Reporter des österreichischen Rundfunks berichtet.

19.08.2014
    Jubelnde DDR-Flüchtlinge mit ihren Reisepässen in Österreich. Etwa 600 DDR-Bürger nutzten ein paneuropäisches Picknick an der ungarisch-österreichischen Grenze, bei dem ein Grenztor symbolisch geöffnet wurde, zur Flucht in den Westen.
    Etwa 600 DDR-Bürger nutzten ein paneuropäisches Picknick an der ungarisch-österreichischen Grenze, bei dem ein Grenztor symbolisch geöffnet wurde, zur Flucht in den Westen. Aufgenommen am 19. August 1989. (picture alliance/dpa/Votava)
    "Das Ganze hat sich so abgespielt, dass hier ein Fest der Paneuropa-Bewegung geplant war. Das heißt, Anhänger dieser Bewegung auf ungarischer und österreichischer Seite haben sich dort getroffen, um ein friedliches Zusammentreffen zu feiern. Ein Tor im Stacheldraht wurde geöffnet und plötzlich kamen mehr oder weniger unerwartet eine Menge DDR-Bürger, tauchten an der Grenze auf. In der Hand hatten sie bereits frisch ausgestellte Pässe der deutschen Botschaft in Budapest und die Grenzsoldaten ließen die DDR-Bürger eigentlich unbehelligt über die Grenze marschieren. Angeblich hat man schon Tage zuvor in Budapest und Sopron - das ist eine Grenzstadt in der Nähe der österreichischen Grenze - Flugzettel verteilt. Das heißt, die Flüchtlinge haben von diesem Fest gewusst, inoffiziell sagt man auch, dass die Grenzwächter davon gewusst haben, das heißt, man war einigermaßen darauf vorbereitet. Man war nicht darauf vorbereitet, dass so viele kommen würden. Das Ganze hat sich so abgespielt, dass sie mit dem Auto in die Nähe der Grenze hinfahren konnten, wurden dort dann angehalten, ließen das Auto mit allem stehen und gingen dann praktisch mit nichts als den Kleidern am Körper über die Grenze drüber. Nach Augenzeugenberichten ist die Grenze noch immer offen und man nimmt auch an, dass sie wahrscheinlich über Nacht auch offen bleiben wird."