Dienstag, 19. März 2024

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Sport in der Coronakrise
"Turnhallen müssen aufgemacht werden"

Viele Menschen verzichten aufgrund der Corona-Pandemie auf Sport. Das sei keine gute Entwicklung, wie der Kreislaufforscher Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule herausstellt. Denn Sport sei wichtig für das Immunsystem. Sportanlagen sollten deshalb so schnell wie möglich wieder öffnen.

Hans-Georg Predel im Gespräch mit Matthias Friebe | 30.05.2020
In einem Schrank liegt ein Medizinball auf einen anderen. An einer Seite des Balls sind zwei Flecken zu sehen.
Hans-Georg Predel sagt, Sportanalgen müssten so schnell wie möglich öffnen. (Picture Alliance / dpa / Norbert Schmidt)
Gesperrte Sportplätze, geschlossene Turnhallen, Kontaktverbote: Die Coronakrise zwingt viele aktive Menschen dazu, Zuhause zu bleiben. "Corona zwingt zur Faulheit. Und wenn es nicht Corona ist, sind es die Maßnahmen, die zur Trägheit führen", sagte Hans-Georg Predel vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln im Gespräch mit dem DLF. Und das sei schlecht, denn Sport, am besten im Freien, stärke das Immunsystem. Predel befürchtet deshalb, dass das "kollekive Immunsystem" unter der Coronakrise leiden wird. "Das wäre eine ganz schlechte Entwicklung in diesen Zeiten." Deshalb müsse man dagegenhalten, mit Bewegung und Sport im Freien.
Nun sei es wichtig, Sport auch während einer Pandemie möglich zu machen."Wir müssen unsere Infrastruktur so verändern, dass Bewegung möglich ist. Wir müssen die öffentlichen Sportanlagen Corona-sicher und begehbar machen. Ganz wichtig sind auch Strategien, um Mannschaftssport möglich zu machen, das ist gerade für Kinder und Jugendliche von größter Bedeutung", sagte Predel. "Je länder diese Situation anhält, desto schwieriger wird, die positiven Verhaltensmuster wieder zu etablieren."
Die Beine eines Jungen mit Fußball, vor einem Tor mit Torwart
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Eine echte Herausforderung sei dabei die mögliche Ansteckungsgefahr über die Luft, vor allem in geschlossenen Räumen. Predel stellt deswegen auch eine Maskenpflicht zur Debatte. Nichtsdestotrotz sei Predel "ganz klar dafür" Turnhallen unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen wieder zu öffnen. "Hier bitte ich immer wieder, eine Risiko-Nutzen-Abrechnung durchzuführen. Turnhallen müssen aufgemacht werden. Eine absolute Sicherheit werden wir nie haben und eine Infektion ist ein kleines, aber kalkulierbares Risiko. Wir müssen mit dem Virus leben lernen."
Die Vermeidung der Infektion ist das eine, das andere ist die Forschung übe die Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion. Man wisse darüber bisher noch sehr wenig, so Predel. "Ich hoffe, und es gibt gute Hinweise dafür, dass die Erkrankung in den meisten Fällen folgenlos ausheilt, gerade bei sportlich aktiven Menschen." Es gebe aber Hinweise, nach denen mittel- bis langfristen Schäden auftreten könnten. "Gerade für die Lunge", sagte Predel. Aktuell arbeitet Predel an einer Studie, die die Langzeitfolgen des Coronavirus für Sportler erforscht. "Wir wollen Strategien entwickeln, um zu vermeiden, dass es überhaupt zu diesen Folgeschäden kommen kann."