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Sportausschuss
Hilfen für den Sport nach Bedarfsermittlung

Nach sechs Wochen Corona-Pause hat der Sportausschuss des Deutschen Bundestages wieder getagt. Dabei ging es ausschließlich um die Auswirkungen der Pandemie auf den deutschen Sport und wie die Politik Verbände und Vereine unterstützen kann.

Von Robert Kempe | 22.04.2020
Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag
Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag (dpa / picture-alliance / Gregor Fischer)
Diskutiert wurden im Ausschuss Lageberichte des Deutschen Olympischen Sportbunds, der Stiftung Deutsche Sporthilfe und des Bundesinnenministeriums.
Das erklärt in seinem internen Bericht, der dem Deutschlandfunk vorliegt, dass zwar kein Verband bisher zusätzliche Mittel beantragt hat, doch die Situation im Hinblick auf Einnahmeverluste, etwa durch Sponsoringleistungen für die Verbände, existenzgefährdend sei. Der sportpolitische Sprecher der Union, Eberhard Gienger, rechnet mit Insolvenzen.
"Es geht hier für viele Verbände um das nackte Überleben, kann man sagen, und in dem Zusammenhang natürlich auch für viele Vereine um das nackte Überleben."
Eberhard Gienger, CDU-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Turner
Eberhard Gienger, CDU-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Turner (dpa picture alliance / Marijan Murat)
Olympiastützpunkt Kienbaum ungenutzt
Das BMI teilte mit, dass der Olympiastützpunkt Kienbaum fehlende Einnahmen befürchtet, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Eigentlich würden dort gerade Athleten in dieser Zeit an ihrer Olympiaform arbeiten - doch Trainingsbetrieb findet nicht statt. Sollte Kienbaum weiterhin nicht genutzt werden können, würde für dieses Jahr ein Mehrbedarf von 1,2 Millionen Euro entstehen, so das Ministerium.
Die Mittel, die im Haushalt eingestellt sind, würden auch ausgegeben, betont der parlamentarische Staatssekretär Stephan Mayer, CSU.
"Wir haben für dieses Jahr 2020 zum Glück einen auskömmlichen Sporthaushalt. Und dieser Sporthaushalt ermöglicht es uns, sowohl was die Unterstützung der Trainer anbelangt, was die Förderung der Athleten anbetrifft, aber auch was die Unterstützung der Olympiastützpunkte und der Bundesstützpunkte anbelangt, alles weiter so fortzusetzen, wie wir es geplant haben. Wir werden natürlich auch gemeinsam mit dem DOSB sehr intensiv versuchen zu eruieren, ob es besondere Härten gibt."
Der CSU-Politiker Stephan Mayer auf dem CSU-Parteitag am 18.10.2019 in München
Der CSU-Politiker Stephan Mayer (dpa / Sven Simon)
Sporthilfe: Auswirkungen noch nicht abzuschätzen
Unverändert werde auch die Athletenförderung fortgeführt, teilte die Stiftung Deutsche Sporthilfe dem Ausschuss schriftlich mit. Eine Verlängerung der Förderung für die Top-Athleten für Olympia nächstes Jahr sei derzeit in Abstimmung. Die Zukunft aber ist unsicher. Die Sporthilfe ist auf Fördermittel aus der Wirtschaft angewiesen. Die Auswirkungen der Krise seien noch nicht abzuschätzen. Man spiele Risikoszenarien durch, so die Stiftung. Sieben Millionen Euro erhält die Sporthilfe vom BMI. Die seien sicher, so Staatssekretär Stephan Mayer.
"Es wird hier trotz der abgesagten Olympischen Sommerspiele, trotz vieler abgesagter Wettkämpfe nicht zu einer Reduzierung unserer Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe kommen. Und unsere Hoffnung ist natürlich, dass trotz der angespannten Situation, in der sich auch viele Unterstützer der Deutschen Sporthilfe befinden, Gleiches auch für die Privatwirtschaft gilt."
FDP will 330 Millionen Euro für Notfallhilfen
In Anträgen fordert die Opposition nun Soforthilfen für den Sport. Die Grünen beantragten einen Rettungsschirm für kleine und gemeinnützige Organisationen, darunter auch Sportvereine. Die FDP fordert, einen Notfallfonds über 300 Millionen Euro für den Breitensport zu schaffen plus 30 Millionen an kurzfristiger Hilfe für den Sport, so die sportpolitische Sprecherin der Fraktion Britta Dassler. Damit sollen Liquiditätslücken bei den Bundesländern geschlossen werden.
"Natürlich müssen die Sportvereine auch die Corona-Zeit überleben können. Wir haben 156 Milliarden bereitgestellt und verabschiedet, um die Wirtschaftsunternehmen zu sichern und zu stärken, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben. 330 Millionen ist unendlich viel Geld, aber gemessen an den 156 Milliarden, die wir verabschiedet haben, ist es ein ganz kleiner Posten.
Eberhard Gienger von der Union teilte mit, dass man unter Umständen offen sei, einen Notfallfonds einzurichten. Aber:
"Dann sollte man das in den nächsten Tagen und Wochen versuchen, auch zu eruieren, wie groß der Bedarf ist. Wir müssten dann natürlich auch gegebenenfalls wissen, in welche Größenordnung wir zu denken haben."
Der DOSB will derzeit den Bedarf ermitteln.