Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Sportförderung 2019
"Athleten sind Gewinner des Jahres"

Der deutsche Spitzensport hat ein gutes Jahr hinter sich. Athleten, Trainer und Verbände können sich über mehr Geld vom Bund freuen. Noch vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen. Was hat sich 2019 noch verändert?

Marina Schweizer im Gespräch mit Matthias Friebe | 28.12.2019
Eine Flagge mit dem Logo für die Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020.
Im kommenden Jahr finden die Olympischen Spiele in Tokio statt. Um dort erfolgreich zu sein, unterstützt der Bund den deutschen Sport mit 279 Millionen Euro. (dpa / Michael Kappeler)
An Geld gemessen war das ein gutes Jahr für den deutschen Sport. Denn der Trend hat sich bestätigt: Es gibt immer mehr Steuergeld für den Spitzensport. Ganz anders als noch vor einigen Jahren, als man sich im Sport noch beklagte, weil der Bund nicht mehr allein als Geldgeber auftreten wollte.
Marina Schweizer beschäftigt sich in der Sportredaktion des Deutschlandfunks mit Sportförderung. Sie sagt: "Die Haltung des Bundes hat sich verändert, man geht wieder lockerer mit dem Sport um. Lockerer als das mit Beginn der Spitzensportreform vor 3 Jahren war, als man noch mehr Gold fürs Geld forderte. Der heutige Bundesinnenminister Seehofer, der ja auch Sportminister ist, mahnt seit Monaten mehr Leichtigkeit im Spitzensport an. Und da nimmt man es jetzt auch nicht mehr so genau mit der ursprünglichen Forderung: Erst die Reform, dann das Geld."
Mehr Geld als im Vorjahr
Der Sport kann sich über ein sattes Plus freuen. 279 Millionen Steuergeld für das kommende Jahr. Das ist ein Plus von 34 Millionen für das kommende Jahr. Doch die höhe Bezuschussung des deutschen Sports stößt nicht nur auf Zustimmung. Kritische Beobachter befürchten, dass die angekündigen Reformen der ineffizienten Strukturen jetzt erst mal auf der Strecke bleiben. Schweizer stellt dabei fest: "Ein Beispiel ist die Vielzahl an Bundesstützpunkten für einzelne Sportarten, die ja mit Steuergeldern finanziert werden. Diese Reduzierung ist nicht in dem angekündigten Umfang erfolgt, wohl auch, weil es einfach regionalpolitisch unpopulär ist, wenn ein Stützpunkt geschlossen wird und Spitzenathleten umziehen müssen."
"Athleten sind Gewinner des Jahres"
Die Athleten kämpfen seit zwei Jahren in dem ausgegliederten Verein "Athleten Deutschland" selbst für ihre Belange. Sie konnten in diesem Jahr einige Erfolgsmeldungen verzeichnen. Schweizer berichtet im DLF-Gespräch: "Dieses Jahr wurden bei der Verwaltung die letzten Hürden hinsichtlich einer direkten Bezahlung von Athleten eingerissen, ohne, dass sie zum Beispiel bei der Bundeswehr, Polizei oder Zoll angestellt sind. Die Athleten hatten eine Gerechtigkeitslücke angemahnt – und dieses Jahr gab es endgültig grünes Licht: Es gibt dafür insgesamt 7 Millionen Euro."
Dazu komme die Athletenrente , die in diesem Jahr beschlossen wurde. Die Rente soll laut Konzept das ausgleichen, was die Athleten durch einen späteren Berufseinstieg einbüßen. Da geht es um insgesamt 900 Athletinnen und Athleten, für die jeden Monat 250 Euro in einen Fond eingezahlt werden sollen.
Gutes Zeichen für den deutschen Sport
Schweizer stellt fest, dass man aus den aktuellen Entwcklungen auch ein politisches Klima feststellen könne. Es gebe inzwischen fraktionsübergreifend keinen Sportpolitiker, der die Belange der Athleten nicht als absolut wichtig einstufe: "Es lässt sich eigentlich niemand nehmen, für bessere Bedingungen einzutreten. Die Athleten scheinen sportpolitisch ein populäres Thema. Die Athletinnen und Athleten haben es geschafft, alle hinter sich zu bringen und alle wollen, dass es ihnen auch finanziell besser geht."
Für viele Sportler sei es ungemein wichtig, dass sie sich mehr auf Training und Wettkampf konzentrieren können. Denn ihre internationale Konkurrenz habe teilweise ganz andere Voraussetzungen, berichtet Schweitzer. Die Sportförderung werde international unterschiedlich gehandhabt. Es gebe Nationen, in denen noch viel mehr Geld fließt – aus ganz unterschiedlichen Gründen, in manchen Ländern sind Staatssportler zum Beispiel ein wichtiger Imagefaktor.
Ein goldener Plan für Sportstätten?
Wenn Schweizer auf das kommende Jahr schaut, ist sie vor allem auf den "Goldenen Plan für Sportstätten" gespannt, den Bundesinnenminister Seehofer Anfang Dezember angekündigt hat. Der Plan beinhaltet eine kräftige Finanzspritze für den Breitensport, der seit langer Zeit unter einem Investitionsstau ächzt: In Deutschland seien viele Hallen gar nicht mehr nutzbar, sei es, weil die sanitären Anlagen ihren Namen nicht mehr verdienen, weil Ballsportarten Teile der Decke abstürzen lassen könnten oder, weil die Heizung nicht funktioniert, so Schweizer.