Donnerstag, 18. April 2024

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Sporthelfer
"Man lernt etwas über die Organisation von Sportunterricht "

In Nordrhein-Westfalen ist mit Franziska Knappheide die 50.000. Sporthelferin ausgezeichnet worden. Wer die Sporthelferausbildung mache, könne zugleich einen ersten Schritt hin zu einer späteren Übungsleiter- oder Trainerausbildung machen, sagte Jens Wortmann, Vorsitzender der Sportjugend NRW im DLF. Man könne auch einiges mitnehmen, was einer Lehramtsausbildung nicht abträglich sei.

Jens Wortmann und Franziska Knappheide im Gespräch mit Michael Böddeker | 29.08.2016
    Kinder laufen bei einer Leichtathletikwettkampf
    Freiwillige für Bewegung und Spiel: In Nordrhein-Westfalen wurde der 50.000. Sporthelfer ausgezeichnet. (Deutschlandradio - Hendrik Maaßen)
    Michael Böddeker: Sport während der Pause, den gibt es oft wie von alleine. Die Schülerinnen und Schüler spielen dann zum Beispiel einfach Fußball, aber um das Ganze etwas professioneller zu gestalten, gibt es sogenannte Sporthelfer. Das sind Schüler zwischen 13 und 17 Jahren, die eine besondere Fortbildung mitgemacht haben. Heute wurde in Emsdetten die 50.000. Sporthelferin ausgezeichnet, unter anderem von Jens Wortmann, dem Vorsitzenden der Sportjugend NRW. Ihn habe ich gefragt, wer denn die 50.000. Sporthelferin geworden ist.
    Jens Wortmann: Die 50.000. Sporthelferin ist Franziska Knappheide vom Martinum Gymnasium in Emsdetten, die auch hier neben mir sitzt.
    Böddeker: Dann kann ich ja mit ihr auch kurz noch sprechen. Frau Knappheide?
    Franziska Knappheide: Hallo!
    Böddeker: Glückwunsch zur runden Zahl – 50.000. Sporthelferin. Wie ist denn die Ausbildung gelaufen, was haben Sie da für eine Fortbildung gemacht?
    Knappheide: Also es ist erst mal im Rahmen bei uns an der Schule. In der achten Klasse kann man sich für einen Verantwortungskurs entscheiden, und ich habe mich da für die Sporthelferausbildung entschieden, und das läuft dann in Form von Unterricht ab. Unsere Lehrerin hat uns ganz normal da innerhalb … das war dann achte, neunte Stunde. Dann haben wir ganz normal gelernt erst mal, wie macht man so eine Gruppeneinteilung oder wie macht man es mit den Kindern richtig, in welchem Alter sollte man was machen, und dann hatten wir da auch ein paar praktische Einheiten, also zum Beispiel kamen dann mal fünfte Klassen, wo wir dann einfach mal mit denen so einen Tag gestaltet haben, und dann diese dann sozusagen ein bisschen unterrichtet haben oder begleitet haben.
    "Was mache ich mit den Kindern und welche Angebote gibt man denen?"
    Böddeker: Aus dem Schulunterricht kennen viele wahrscheinlich noch sowas wie Hilfestellung. War das auch Teil des Ganzen?
    Knappheide: Ja, natürlich. Also wenn man dann … wir hatten dann zum Beispiel einen Parcours aufgebaut, dann gehört sowas natürlich auch dazu, aber das ist eher zweitrangig. Es geht eher darum, was mache ich mit den Kindern und welche Angebote man denen überhaupt gibt. Darum ging es grundsätzlich.
    Böddeker: Was für Angebote können Sie den Schülern denn dann machen, also wie sieht das konkret nachher auf dem Schulhof aus?
    Knappheide: Also wir haben unter anderem hier einen Container, wo die Kinder vorbeikommen können und sich Spielsachen ausleihen können, und über die Sporthelfer läuft das dann auch. Die machen also sozusagen die Ausleihe. Dann haben wir auch noch einen Sporttag für die Fünftklässler, die sind dann ja immer neu in der Schule. Da machen wir dann immer – im Dezember ist das meistens –, dass wir dann einfach so einen Tag machen mit denen. Da haben wir verschiedene Sportangebote oder auch eine Hüpfburg oder sowas dabei. Das wird auch von den Sporthelfern vorbereitet, genauso wie ein Spiele- und Sporttag am Ende des Schuljahres. Da werden verschiedene Workshops angeboten, also können die Kinder sich entscheiden für einen Sport, den sie zum Beispiel noch nicht so gemacht haben, und das wird auch alles von Sporthelfern vorbereitet und auch durchgeführt.
    Böddeker: Ja dann viel Spaß und viel Erfolg dabei!
    Knappheide: Ja, danke schön!
    Bödekker: Herr Wortmann, Sie sind als Vorsitzender der Sportjugend NRW auch beteiligt. Kann man mit dieser Ausbildung, mit dieser Fortbildung auch nach der Schule noch was anfangen?
    "Wir haben jetzt die ersten Sporthelfer, die Sportlehrer geworden sind"
    Wortmann: Ja, die Sporthelferausbildung ist so konzeptioniert, dass wir eine parallele Ausbildung im Sport haben, die Gruppenhelferausbildung, deren erster Schritt hin zu einer späteren Übungsleiter- oder Trainerausbildung ist, und durch diese gleichen Inhalte in beiden Ausbildungen – Gruppenhelfer und Sporthelfer – ist auch sichergestellt, dass die Sporthelferausbildung auch später teilweise anerkannt wird auf eine dann vielleicht folgende Übungsleiter- oder teilweise auch Trainerausbildung.
    Böddeker: Oder wenn man Sportlehrer werden will, kann das auch schon mal so ein erster Schritt sein?
    Wortmann: Es kann insofern ein Schritt sein, es wird natürlich nicht als Studium anerkannt, dass ich dafür Creditpoints bekomme, aber wir haben auch ein Beispiel gehabt – unser Programm ist ja 2003 an den Start gegangen –, wir haben jetzt die ersten Sporthelfer, die auch Sportlehrer geworden sind, und man lernt natürlich vieles, nämlich vor einer Gruppe zu stehen, mit Schülerinnen und Schülern zu arbeiten, man lernt etwas über die Organisation von Sportunterricht und außerschulischem Sport an der Schule, sodass es dort einiges gibt, was man sicherlich mitnehmen kann und was einer Lehramtsausbildung nicht abträglich ist.
    Böddeker: Sagt Jens Wortmann, er ist Vorsitzender der Sportjugend NRW. Heute wurde der 50.000 Sporthelfer in NRW zertifiziert beziehungsweise, wie gerade gehört, eine Sporthelferin, Franziska Knappheide.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.