Zuletzt hatten die frühere Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner, aber auch Hockey-Bundestrainer Markus Weise und Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen geäußert, die nächste Sportlergeneration sei zu weich und könne sich nicht mehr quälen. "Man kann es nicht auf die motivationalen Aspekte reduzieren. Also die, die im Spitzensport aktiv, die gestartet sind bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft, die können sich auch schinden - so wie Sie es ausdrücken - sonst hätten sie es nicht so weit geschafft", sagte Carmen Borggrefe.
Man müsse sich vielmehr die Frage stellen, gibt es überhaupt noch junge Athletinnen und Athleten, die bereit sind, sich auf eine Spitzensportkarriere einzulassen. "Und da vermute ich, dass die Zahl derer, die den Weg in das System suchen, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist", sagte die Sport-Soziologin. Das dürfte weniger auf individuelle Gründe zurückzuführen sein, als vielmehr auf gesellschaftliche.
Was sagen die Eltern, was sagen die Freunde?
"Man muss einfach schauen, wie ist denn der Stellenwert des Leistungssports in unserer Gesellschaft. Erhalten die Sportler soziale Unterstützung in ihrer Familie, stehen die Eltern dahinter, was sagen die Freunde? - Ganz wichtiger Punkt: Werden die Athleten bei der dualen Karriere unterstützt? Wieviel Verständnis wird ihn in Schulen, in Hochschulen entgegengebracht. Man könne sich schon vorstellen, dass es zu motivationalen Problemen komme, wenn man selbst zum Training gehen muss, während die Freunde ganz andere Dinge machten", so Borggrefe.
"Da könnte man sagen, dass war vor 20,30 Jahren auch nicht anders. Was sich geändert hat, ist die gesellschaftliche Bedeutsamkeit des Spitzensports. Die Frage, wieviel Anerkennung man bekommen kann und inwiefern dass auch akzeptiert wird", sagte Carmen Borggrefe.