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Sportwetten
Sport ist der Verlierer

Glücksspiel und Sport sind eng verwoben. Die Gelder aus Lotterien und Wetten finanzieren einen großen Teil des Sports. Aber auch für die Glücksspiel-Veranstalter ist es ein lukratives Geschäft, da wird der Kampf um Marktanteile mit harten Bandagen geführt.

Von Heinz Peter Kreuzer | 31.01.2015
    4,5 Milliarden Euro haben die Sportwetten Anbieter im Jahr 2014 umgesetzt 2013 waren es noch 3,8 Milliarden Euro. 226 Millionen Euro kassiert der Finanzminister, nur der Sport hat wenig davon. Denn im neuen Glücksspiel-Staatsvertrag wurde trotz aller Bemühungen des Deutsche Olympischen Sportbundes keine Beteiligung festgeschrieben. Der Kölner Sportrechtler Professor Martin Nolte:
    "Wobei man sagen muss, dass eine wichtige Verankerung fehlt. Dass nämlich der organisierte Sport einen Teil der fiskalischen Beträge, die erzielt werden, insbesondere aus dem Bereich der Sportwetten, zur Sicherung seiner sportlichen Wettbewerbe im Wege einer Finanzierungsgarantie gesichert bekommt. Eine solche Klausel fehlt. Für eine solche hat der organisierte Sport mit Nachdruck gekämpft. Das ist nicht passiert."
    Florierendes Geschäft
    Für den Sport wäre eine solche Beteiligung lukrativ. Obwohl der Sportwetten Markt immer noch nicht geregelt ist, floriert das Geschäft. Mitte 2012 ist der neue Glücksspiel-Staatsvertrag in Kraft getreten. Auf 20 Konzessionen wurde die Anzahl der Wettanbieter beschränkt. Die Klagen der abgewiesenen Bewerber waren zu erwarten gewesen. Auch die von Lottogesellschaften gegründete ODS war umstritten, da auch Landessportbünde an ihr beteiligt sind. Streitpunkt war das Trennungsgebot, wonach Sportveranstalter keine Sportwetten veranstalten dürfen. Sind Landessportbünde Sportveranstalter oder nicht war die Frage. Letztendlich erhielt ODS die Lizenz. Westlotto-Geschäftsführer Theo Goßner:
    "Da können sie jedes Sponsoring von einem Wettanbieter –
    sie sehen ja in der Bundesliga, wie viele es gibt – in Frage stellen. Weil die sehr eng mit Sportvereinen, den Bundesligaklubs verbunden sind. Auch das könnte man dann in Zweifel ziehen."
    Problematische Vergabeverfahren
    Da gehen die Meinungen weit auseinander, aber in einem sind sich die Beteiligten aller Parteien einig: Das Vergabeverfahren wurde falsch angegangen. Die vielen Gerichtsentscheidungen vor deutschen und europäischen Gerichten kann der renommierte Verfassungsrechtler Ronald Reichert, der private Wettanbieter vertritt, nicht immer nachvollziehen.
    "Als Anwalt kann ich sagen, dass ich in den letzten 20 Jahren meiner anwaltlichen Tätigkeit keinen Bereich erlebt habe, in dem so lange, so nachhaltig, so beharrlich man sich über Verfassungs- und Europarecht hinwegsetzt. Und eine Vielzahl von Rechtsregimen einander ablösen und die alle durch ein und dasselbe gekennzeichnet sind, nämlich durch die Bereitschaft des Gesetzgebers, sich über geltendes Recht, nämlich Verfassungs- und Europarecht, hinwegzusetzen."
    Dass so etwas in Deutschland passieren kann, empfindet Reichert als Skandal:
    "Man wird es wahrscheinlich nur damit erklären können, dass wir es beim Glücksspielrecht mit einer Materie zu tun haben, bei der der Staat selbst als Akteur mit profitiert vom Glücksspiel und deswegen zwei Herzen in seiner Brust wohnen."
    Hohes Steueraufkommen
    Die geduldeten privaten Wettanbieter sorgen trotzdem für dieses hohe Steueraufkommen, der staatliche Anbieter Oddset ist nur mit etwa vier Prozent beteiligt. Dafür unterstützen die 16 Lotteriegesellschaften den Spitzen- und Breitensport mit etwa einer halben Milliarde Euro. Die Fördergelder werden mit der Lotteriesteuer, Konzessionsabgaben und der Glücksspirale finanziert.
    Denn die Soziallotterie muss zukünftig mit der Deutschen Sportlotterie konkurrieren. Diese will mit ihren Einnahmen Sportler und den Anti-Dopingkampf unterstützen. Lotto Hessen gehört zu den Gesellschaftern der Sportlotterie, alle anderen 15 Lotteriegesellschaften sehen sie als Konkurrenz für die Glücksspirale. Theo Goßner:
    "Insofern haben wir ja in NRW gesagt, dass wir die DLS nicht über unsere Annahmestellen vertreiben, weil wir eben hier die Konkurrenz zur Glücksspirale sehen. Wir wollen lieber die Glücksspirale weiter ausbauen, das halten wir für den besseren Weg."