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Sprachkurs
"Auf die deutsch-chinesische Freundschaft - Prost!"

Wer in China Geschäfte machen will, sollte sich nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit der Kultur des Landes auskennen. Vieles beruht auf persönlichen Kontakten. In einem Crashkurs der IHK bekommen die Teilnehmer deswegen auch einen Einblick in das Wertesystem Chinas.

Von Eva Wolk | 22.04.2014
    Eine Miniatur-Chinaflagge hängt neben einer Miniatur-Deutschland-Flagge an einem Ständer, der auf einem Tisch steht. Im Hintergrund sitzen Menschen am Tisch.
    Deutschland gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Chinas. (dpa/picture alliance/Martin Schutt)
    "Ni hao" - "Guten Tag". "Ni hao ma" - "Geht es Dir gut?" sagt man zur Begrüßung."
    "Bislang hab ich eigentlich immer gedacht, um Gottes Willen, Chinesisch, das ist vollkommen unmöglich, so was kann man überhaupt nicht lernen. Ich bin sehr angetan, was man in zwei Tagen über die Sprache lernen kann."
    "Wir haben natürlich nicht nur zwei Tage ein bisschen Chinesisch gelernt, sondern ganz viele kulturelle Hintergründe erzählt bekommen, und das war eigentlich das richtige Highlight dabei."
    Renate Preising und Wilhelm Brunner erfuhren in diesem Kurs vor allem Eins: Dass die Sprachkenntnisse zweitrangig sind für den Erfolg in China. Zwar können sie nach dem Kurs Standardsituationen wie Begrüßung, Selbstvorstellung und Kommunikation in Hotel und Taxi auf Chinesisch bewältigen. Doch der tiefere Sinn eines solchen Kurses ist, die Perspektive der Teilnehmer zu verändern. Sie sollen verinnerlichen: Geschäftserfolg in China hängt ab von der Kenntnis und Umsetzung eines Wertesystems, das einem westlichen Geschäftsmann erst mal befremdlich erscheint.
    "Wir lehren die Sprache, damit man über die Sprache auch weiß, warum die Menschen denken, so wie sie denken."
    Nicht gegen die fremde Mentalität wehren
    Kursleiter Manuel Vermeer ist Sinologe am Ostasieninstitut der Hochschule in Ludwigsburg und Unternehmensberater. Er widmet einen Großteil der zwei Kurstage der chinesischen Mentalität und den traditionellen Grundregeln im persönlichen Umgang. In China macht man Geschäfte mit Personen und nicht mit abstrakten Unternehmen. Das bedeutet: Die Pflege persönlicher Beziehungen ist in China das Nonplusultra - etwa wie unser Networking hoch zehn. Konkretes Ziel des IHK-Kurses ist es, bei den Teilnehmern die innere Bereitschaft zu wecken, sich auf diese Regeln einzulassen - und sie dabei nicht zu bewerten im Bewusstsein, dass der Geschäftserfolg davon abhängt. Denn solange man sich innerlich gegen die fremde Mentalität wehrt, ist man wenig glaubwürdig.
    "Wir sind sehr effizient, sehr schnell und haben alle möglichen Stressfaktoren und kommen eigentlich nicht dazu, wirklich zu überlegen: Was wäre wichtig, um mit dem Partner zusammenzuarbeiten? Und man muss Kontakte pflegen, über Jahre hinweg erhalten, regelmäßig dorthin fahren, nicht nur anrufen, wenn es Probleme gibt, auch mal im Guten fragen, wie geht es meinem Partner..."
    Pflegen heißt hier: investieren. Es geht nicht um Gefühle, sondern um maximalen Nutzen für beide Seiten. Die Investitionsmittel sind Respekt und Loyalität, gegenseitige Komplimente, Gefälligkeiten und Geschenke. Offene Aussprachen, direkte Kritik, Ironie - das sind No-Gos. Es gilt strikt, das Gesicht zu wahren - und nicht nur das eigene, sondern auch das des Partners. Dabei sind viele Details zu beachten. Wilhelm Brunner erzählt, wie er mal in ein chinesisches Fettnäpfchen getreten ist:
    "Die Esskultur spielt in China eine ganz große und wichtige Rolle. Und ich hab jetzt zum Beispiel bei den früheren Besuchen oft den Fehler gemacht, dass ich mich eben hingesetzt habe und mein Glas Bier oder mein Glas Wein für mich alleine getrunken habe. Und ich hab mich immer wieder gewundert: Dann kommt der Chef oder jemand - und "gam bei" heißt "Prost" - und trinkt mit mir. Aber ich wusste über Jahre nicht, dass ich ja dann im Gegenzug auch auf den chinesischen Geschäftspartner trinken muss."
    "Auf die deutsch-chinesische Freundschaft!"
    Das wird dem Ingenieur nach dem Chinesisch-Crashkurs nicht mehr passieren. Auch Renate Preising hat der Kurs das fremde Wertesystem nähergebracht.
    "Also ich habe Demut gelernt. Die Chinesen haben die viel, viel ältere Kultur, und - ob nun berechtigt oder nicht - fühlen sich uns Westlern immer überlegen und sehen uns natürlich mit ganz anderen Augen, als wir uns selber sehen. Und dass man sich da ein bisschen zurücknimmt, habe ich gelernt. Und das verstehe ich auch."
    "China ist sehr schön! Auf die deutsch-chinesische Freundschaft - Prost!"

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