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Spuren bis in alle Welt

Singapur und Osteuropa, Schweiz, Finnland und die Serie A - der Wettskandal im italienischen Fußball reicht mittlerweile weit über die Niederungen der Provinz hinaus. Auch ein Teamkollege von Miroslav Klose steht unter Manipulationsverdacht.

Von Tom Mustroph | 04.01.2012
    Er kommt aus Singapur und soll Eng Tan Seet heißen: der Boss des bislang am weitesten gefächerten Manipulationsrings im internationalen Fußball. Dieser Meinung ist die Staatsanwaltschaft Cremona. Sie nahm im Juni 2011 eine ganze Reihe von Zweit- und Drittliga-Spielern des Landes fest, die Dutzende Spiele verschoben haben sollen. Kurz vor Weihnachten legten die Staatsanwälte nach. Sie erließen sieben Haftbefehle gegen bereits zuvor verdächtigte Italiener sowie zehn weitere Festnahmeersuchen gegen ausländische Staatsbürger.

    Sieben davon kommen aus Osteuropa und werden der sogenannten "Gruppe der Zigeuner" zugerechnet, die vornehmlich von der Schweiz aus operiert. Sie sollen ihre Einsätze bei asiatischen Wettanbietern platziert haben - und zwar über Eng Tan Seet und zwei Komplizen in Singapur.

    Auf die Spur des Singapurer Trios gerieten die Ermittler durch einen Landsmann, der derzeit in Finnland wegen Wettmanipulationen im Gefängnis sitzt, Laut diesem Zeugen soll Eng Tan Seet großflächig in die unteren Etagen des europäischen Fußballs investiert haben.

    Weil einige der um die Weihnachtszeit Verhafteten zu reden begannen, stehen mittlerweile 43 aktive Profis aus den obersten drei italienischen Ligen unter Manipulationsverdacht. Darunter auch prominente Namen: zum Beispiel der von Miroslav Kloses Teamkollegen bei Lazio Rom, Stefano Mauri. Der streitet bislang jede Beteiligung ab. Wegen der Flut an neuen Erkenntnissen kündigte der Präsident des italienischen Fußballverbandes ein erweitertes Sportgerichtsverfahren an.