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Staatliches Tierwohllabel
Bessere Haltung, höhere Fleischpreise

Das geplante staatliche Tierwohllabel soll für eine artgerechtere Schweinehaltung sorgen und gleichzeitig Erzeugern die Chance geben, höhere Preise zu erzielen. Dabei sehen die Pläne von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verschiedene Qualitätsstufen vor. Der Tierschutzbund begrüßt die Idee.

Von Matthias von Lieben | 09.01.2019
    Schweinezuchtbetrieb in Nordwestmecklenburg - wenige Tage alten Ferkel liegen am 21.08.2014 in einer Box in den Abferkelställen der Tierzucht Gut Losten.
    Schweine sollen mehr Platz im Stall bekommen (dpa / picture-alliance / Jens Büttner)
    Drei Qualitätsstufen soll es bei dem neuen staatlichen Tierwohllabel geben, berichtet die "Süddeutsche Zeitung", der die Pläne von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner bereits vorliegen. Von etwas besseren Bedingungen – das wäre die Einstiegsstufe - bis zu deutlichen besseren Bedingungen als bisher üblich – das wäre die Premiumstufe. Jede Stufe soll über den gesetzlichen Mindeststandards liegen, gelten würde das Label zunächst nur für Schweinefleisch.
    14 Vorgaben seien laut "Süddeutscher Zeitung" unter anderem für die Schlachtung, das Futter und den Transport der Tiere geplant. Fahrtdauer: maximal acht Stunden. Hinzu kommt: Während der Aufzucht im Stall sollen Schweine mehr Platz bekommen. In Stufe eins 27 Prozent mehr, in Stufe zwei 47 Prozent und in Stufe drei 100 Prozent mehr. Die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung wäre für Fleisch mit dem Tierwohllabel in allen drei Qualitätsstufen untersagt. Auch das Kupieren von Schwänzen soll eingeschränkt werden.
    Fleisch soll für Verbraucher vergleichbarer werden
    Die Idee ist, dass das Tierwohllabel Erzeugern dabei hilft, Fleisch aus besserer Haltung teurer zu verkaufen. So soll zum Beispiel Fleisch der Tierwohl-Einstiegsstufe rund 20 Prozent mehr kosten. Wichtiger Unterschied zu den bisherigen Labels von Handelsketten, die bislang ausschließlich die Haltung der Tiere betreffen und für viele Verbraucher unübersichtlich sind: Ein staatliches Label würde übergreifend gelten, der Verbraucher könnte also zum Beispiel Fleisch von verschiedenen Supermärkten miteinander vergleichen.
    Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, begrüßt, dass das Label keine reine Haltungskennzeichnung ist, sondern auch Kriterien wie Transport und Schlachtung integriert. Auch der Verzicht auf die betäubungslose Kastration von Ferkeln sei positiv zu bewerten:
    "Allerdings sind doch einige Kriterien gerade in der ersten Stufe aus Tierschutzsicht ungenügend. Unsere Forderung war da immer, dass sich klar vom gesetzlichen Tierschutzstandard abheben müssen. Aber offenbar geht es Frau Klöckner darum, in die Breite einzusteigen. Und da ist unsere Befürchtung, dass wieder Quantität vor Qualität geht."
    Geplant ist die Einführung des staatlichen Tierwohllabels für 2020. Die Teilnahme daran soll allerdings freiwillig sein. Verpflichtend könnte das Label nur auf europäischer Ebene eingeführt werden.