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Stadtsoziologie
"Ethnische Kolonien sind Übergangsräume"

Die europäische Stadt hat Konjunktur. Sie ist ein integrativer Ort, nicht nur für Flüchtlinge, erklärt der Stadtsoziologe Walter Siebel im Deutschlandfunk. "Städte sind Orte, an dem Fremde leben." Ein Ort sei dann eine Stadt, "wenn man seine Mitbewohner nicht mehr kennt".

Walter Siebel im Gespräch mit Beatrix Novy | 26.12.2015
    Das Luftbild zeigt das Projektgebiet Mitte Altona zwischen dem Bahnhof Altona (unten links) und dem S-Bahnhof Diebsteich (oben rechts) in Hamburg.
    Das Luftbild zeigt das Projektgebiet Mitte Altona zwischen dem Bahnhof Altona (unten links) und dem S-Bahnhof Diebsteich (oben rechts) in Hamburg. (Foto: Matthias Friedel Luftbildfotografie/BSU/dpa)
    Viele streben hierhin: Touristen, Arbeitsnomaden, junge Familien, die den urbanen Lebensstil den Suburbs vorziehen. Auch Wirtschaftsmigranten und Flüchtlinge erwarten sich vor allem von den großen Städten Arbeitsmöglichkeiten, Selbstverwirklichung und den Kontakt mit Menschen aus der alten Heimat. Es ist, heute mehr denn je, die kulturelle Produktivität der Stadt, die ihre vielen auseinanderstrebenden Kräfte zu einem besonderen Ganzen fügt. Städte sind Integrationsmotoren. Doch es gibt auch Negativbeispiele wie die Pariser Banlieues oder andere sozial schwierige Viertel in den großen Städten, die von Arbeitslosigkeit oder städtischer Verwahrlosung geprägt sind.
    Walter Siebel, Soziologe und ausgewiesener Stadtforscher, bringt in seinem jüngsten Buch "Die Kultur der Stadt" historische Entwicklungen und neuere Erscheinungsformen der von Globalisierung, Ökonomisierung und Kulturalisierung geprägten Stadt zusammen. In dieser Konstellation erscheint die Stadt mehr denn je als das, was sie immer war: als Ort, wo sich Fremde begegnen.
    Das Gespräch können Sie mindestens sechs Monate im Audio-Angebot nachhören.