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Start der Georgsband-Aktion
In Orange und schwarz gegen die Ukraine

Zum 9. Mai werden in ganz Moskau orange-schwarz-gestreifte Bänder zu sehen sein. Ursprünglich für militärische Tapferkeit verliehen, erinnerte das Band in den letzten Jahren an den Sieg im Zweiten Weltkrieg. Jetzt aber wird es auch zum Symbol im Kampf gegen die Ukraine.

Von Gesine Dornblüth | 23.04.2015
    Großaufnahme des orange-schwarzen Georgsbands, hier zur Schleife gebunden am Revers einer Frau mit blondem geflochtenen Zopf.
    Das Georgsband ist schon mehrmals umgedeutet worden. (picture alliance / dpa / Anatoly Zhdanov)
    Eine Handvoll Studenten steht vor dem Gebäude der staatlichen russischen Informationsagentur „Russland heute" in Moskau. Sie verteilen orange-schwarz gestreifte Bänder an Passanten: Georgsbänder. Liza Akimuschkina studiert Medizin und ist freiwillig hier.
    "Ich möchte die Leute daran erinnern, dass der 9. Mai bevorsteht und dass sie die Veteranen ehren sollen."
    In den letzten Jahren ist das Georgsband in Russland immer populärer geworden. Bei den Siegesfeiern am 9. Mai trägt es mittlerweile fast jeder an der Brust, es flattert an Autos, ziert Handtaschen und Mädchenzöpfe – zur Erinnerung an den mühsam errungenen Sieg im Zweiten Weltkrieg. Lizas Urgroßvater ist 1945 zu Fuß fast bis nach Berlin marschiert.
    Liza: "Das Band symbolisiert Stolz auf unser Land, und auf die Soldaten, die damals gekämpft haben."
    Kampf für die menschliche Zivilisation
    Es geht bei der Aktion aber nicht nur ums Erinnern. Das wird bei der Pressekonferenz in der Staatsagentur ganz deutlich. Der Chef persönlich ist da, Dmitrij Kiseljow:
    "Das Georgsband hat heute ganz neue Bedeutungen erhalten. Es ist Symbol des Kampfes für die menschliche Zivilisation geworden. Symbol des Kampfes gegen die Dominanz einer Weltmacht."
    Er meint die USA. Kiseljow wettert im Staatsfernsehen regelmäßig gegen Amerika. Er steht auf der Sanktionsliste. Kiseljow schlägt einen direkten Bogen zwischen 1945 und 2015, von Hitlerdeutschland zur Ukraine.
    "In der Ukraine bildet sich ein faschistisches System heraus. Die ukrainische Führung hat nichts, was sie dem Volk sonst anbieten könnte. Das Georgsband ist deshalb nicht mehr nur Zeichen des Gedenkens, sondern mehr noch eine Aufforderung an unsere Zeitgenossen. Es ist Zeit, dass wir den Staffelstab von den Veteranen fest in die Hand nehmen und die Freiheit der Zivilisation verteidigen."
    Eine Videobotschaft aus dem Kosmos
    Es gehört zur Propaganda Russlands, die faschistische Gefahr in der Ukraine maßlos zu übertreiben. Die Separatisten in der Ostukraine kämpfen bereits mit Georgsbändern an den Uniformen und Waffen.
    Bei der Pressekonferenz tritt auch Nikolaj Zemzow auf, Chef des "Unsterblichen Regiments", einer patriotisch-militärischen Organisation:
    "Beim Militär unterscheidet man zwischen Freund und Feind. Das Georgsband ist eine Kennung geworden für all diejenigen, die zu unserer Welt gehören, zu unserem Wertesystem, für die, die Russland lieben und Russland dankbar sind."
    Dann meldet sich noch der Kosmos. Eine Videobotschaft von der Raumstation:
    "Hallo Erde! Wir hoffen, dass es dies Jahr so viele Bänder werden, dass wir sie aus dem Kosmos sehen."
    Fünf Millionen Georgsbänder wollen die Organisatoren bis zum 9. Mai allein in Moskau verteilen. Die Medizinstudentin Liza hat sich vorgenommen, der Sache jede freie Minute zu widmen. Sie hofft auf eine Belohnung:
    "Wahrscheinlich darf ich am 9. Mai als Freiwillige an der Parade auf dem Roten Platz teilnehmen."