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Start der Grünen Woche
Klöckner wirbt für Digitalisierung in der Landwirtschaft

Bei der Grünen Woche in Berlin steht in diesem Jahr das Tierwohl und entsprechende Kennzeichnungen von Lebensmitteln im Vordergrund. Auch die Digitalisierung der Agrarwirtschaft ist ein Thema. Laut Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bietet sie die Chance auf einen effektiveren Ressourceneinsatz.

Von Dieter Nürnberger | 18.01.2019
    Klöckner bei der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin
    Julia Klöckner will die Digitalisierung in der Landwirtschaft vorantreiben (imago / snapshot / F.Boillot)
    Längst hat die Grüne Woche, die weltweit größte Messe der Agrar- und Ernährungswirtschaft, zwei Funktionen: Zum einen - und das macht der anhaltende Besucherandrang deutlich - bleibt sie die so oft und salopp zitierte größte Fressmeile der Welt. Zum anderen steht immer mehr die Branche selbst im Mittelpunkt. Es geht um Produktionsbedingungen ebenso wie um Verbraucherwünsche. Um Klimaschutz genauso wie um fairen Handel. In diesem Jahr dreht sich vieles um das Tierwohl. Umfragen zeigen, dass vier von fünf Bundesbürgern die Massentierhaltung ablehnen.
    Missstände in Ställen beenden
    Weshalb die Politik nach jahrelanger Verweigerung nun doch ein staatliches Tierwohl-Label zur Verbraucherorientierung plant. Teile des Handels wollen sogar mit einer eigenen Kennzeichnung ab April vorpreschen. Gestritten wird weiterhin über die Standards oder Kriterien dieser Zertifikate. Etwa, wie verpflichtend eine solche Etikettierung für die Hersteller sein soll. Tierschutzbundpräsident Thomas Schröder begrüßt daher die Debatte, doch will er zuallererst die Missstände in den Ställen beendet wissen.
    "Schnäbel werden gekürzt, es gibt in der Zucht Tiere, die zu Fleischbergen hochgezüchtet werden. Das alles sind Lücken, die dringend der Gesetzgeber, der Deutsche Bundestag, schließen muss. Erst dann haben wir überhaupt eine Ausgangsstufe, von der wir sagen können, ab jetzt lohnt es sich über ein Tierwohl-Kennzeichen nachzudenken."
    Negative Auswirkungen immer mehr sichtbar
    Umweltverbände und auch viele Kleinbauern hadern seit jeher mit den Auswüchsen einer intensivierten Landwirtschaft. Monokulturen auf den Feldern, zu hohe Pestizid- und Düngemitteleinsätze - eine nachhaltige Produktion sehe anders aus, negative Auswirkungen der Agrarindustrie würden immer mehr sichtbar. Beispielsweise das Insektensterben, sagt Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland:
    "Wenn eben Mais auf Mais auf Mais angebaut wird, dann ist das keine gute fachliche Praxis. Insofern wäre eine Landwirtschaft, eine Agrarpolitik, die so etwas nicht nur nicht honoriert, sondern, die so etwas abstellt, auch ein wirkungsvoller Beitrag zur Sicherung der Biodiversität."
    Massive Kostenersparnis durch Digitalisierung
    Parallel zur Grünen Woche findet auch ein internationales Agrarministertreffen in Berlin statt. Heute Nachmittag wird auch die Bundeskanzlerin erwartet. Ihr Thema: Die Digitalisierung der Agrarwirtschaft. Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sieht hier viele Herausforderungen und auch Chancen:
    "Wenn wir die Digitalisierung so nutzen, dass Düng- und Pflanzenschutzmittel nur da ankommen, wo sie auch hinkommen müssen - mit Hilfe der Digitalisierung - dann haben wir eine massive Kostenersparnis. Wir haben auch massiv weniger Einwirkungen auf die Umwelt. Da können wir also Ressourcen schonen und sogar produktiver und effektiver in der Landwirtschaft sein."
    Für Julia Klöckner ist es die erste Grüne Woche als zuständige Bundesministerin. Die CDU-Politikerin rief im Vorfeld der Messe zu einem neuen Dialog der Branche mit den Verbrauchern auf, der nicht reflexartig von der Landwirtschaft abgewehrt werden sollte. Auf der anderen Seite seien die Bauern auch nicht der "Buhmann der Nation".