Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Start der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona

In Barcelona beginnt der "Mobile World Congress", laut Angaben des Veranstalters, die größte Mobilfunkmesse der Welt. Im Mittelpunkt der Ausstellung: so genannte Smartphones. Handys mit schnellen Prozessoren und Internetanbindung. Doch was ist eigentlich mit dem klassischen Handy?

Von Thomas Reintjes | 15.02.2010
    "Ich habe selbst kein Smartphone, nein. Aber nicht aus Überzeugung, sondern weil ich es einfach nicht nutze."

    "Ich privat nutze keins, nein. Ich mag es, mein Handy in die Hosentasche zu stecken."

    Nora Basting und Caroline Bornhold kennen die Vor- und Nachteile von Handys und Smartphones. Beruflich setzen sie sich beide mit der Technik auseinander. Caroline Bornhold ist Redakteurin beim Fachportal inside-handy.de. Für sie selbst ist vor allem wichtig, dass ihr Mobiltelefon klein ist. Da fallen Smartphones schnell aus dem Raster. Denn die vermeintlichen Alleskönner protzen meist mit einem großen berührungsempfindlichem Bildschirm, eventuell einer vollständigen Buchstabentastatur, GPS-Ortungsantenne und vielem mehr. All das macht sie teils doppelt so groß wie einfache Handys - und um ein vielfaches teurer in Anschaffung und Betrieb.

    Trotzdem sind Smartphones beliebt. Caroline Bornhold kennt die Zielgruppe:

    "Eigentlich für jeden, der gerne seinen Alltag auch mit dem Handy organisieren möchte, der auch gerne mit dem Handy ein bisschen arbeiten möchte, und einen etwas bequemeren Zugang zum Internet haben möchte."

    Bequemlichkeit scheint ein wichtiges Stichwort zu sein. Denn den Zugriff auf das Internet, auf Websites und E-Mail-Konten erlauben inzwischen auch Handys, die nicht in die Kategorie Smartphone fallen. Auch ein Kalender gehört zur Standard-Ausstattung. Aber wer all dies viel benutzt, für den ist das Smartphone mit seinem großen Display wohl die bessere Option. Wenignutzer dagegen sollten zum Klassiker greifen:

    "Wenn ich jetzt nur telefonieren will, nur SMS schreiben will oder nur mir meinen Wecker stellen will, dann reicht ein Handy vollkommen aus, da braucht man kein Smartphone."

    Das Smartphone ähnelt in vielerlei Hinsicht einem Computer. Es hat ein eigenes Betriebssystem, etwa Windows Mobile. Das vereinfacht zum einen die Bedienung für Menschen, die Erfahrung mit Computern haben. Auf der anderen Seite werden damit aber auch die Gefahren vom PC auf das Handy übertragen: Viren, Würmer und Trojaner. Nora Basting vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik:

    "Es gibt Schätzungen von Antiviren-Software-Herstellern, dass es schon mehrere hundert, also an die tausend Schadsoftware-Programme für mobile Anwendungen gibt. Also das ist auf jeden Fall ein wachsendes Problem, eben weil die Smartphone-Nutzung doch deutlich zunimmt und das natürlich insofern auch immer attraktiver wird, dafür Schadsoftware dann zu entwickeln."

    Die Programmierer von Handy-Viren haben kommerzielle Interessen. Sie wollen Nutzerdaten ausspionieren oder Handy-Bank-Anwendungen angreifen. Auf Smartphones sind davon deutlich mehr zu finden als auf klassischen Handys. Natürlich gibt es auch Gegenmaßnahmen: ein Virenscanner oder eine Firewall sind inzwischen auf fast jedem Heimcomputer installiert. Doch auf Smartphones sind sie noch eine Seltenheit. Von einem Smartphone-Nutzer wird also viel verlangt: Er muss aufmerksam sein und die Sicherheit seines Geräts im Auge behalten. Beispielsweise indem er regelmäßig Updates für Betriebssystem und Programme aufspielt, um mögliche Sicherheitslücken zu schließen. Ein Einfallstor für Schädlinge und Angreifer können auch Schnittstellen sein, über die das Telefon mit der Umgebung kommuniziert: etwa Bluetooth-Funk für die Freisprechanlage oder WLAN für den Internetzugang im Flughafen, Bahnhof oder Café. Nora Basting:

    "Probleme gibt es in erster Linie dann, wenn diese Schnittstellen permanent offen sind und darüber eben möglicherweise, ohne dass er Nutzer es merkt, Daten abfließen können. Deswegen gilt von unserer Seite die Empfehlung, diese Schnittstellen so lange zu deaktivieren, wie ich sie nicht brauche, also beispielsweise die Bluetooth-Verbindung. Und wenn möglich auch mit einem Passwort zu schützen, dass man da also Sicherheit an diesen Schnittstellen schafft."

    Ein Tipp, der übrigens für jedes Handy gilt. Unbemerkt Daten abfließen können vor allem bei Smartphones auch dann, wenn die Geräte beziehungsweise deren Programme eigenständig mit ihrem Herkunftsort telefonieren. Manche melden sich nämlich regelmäßig über die Internetverbindung bei ihrem Hersteller oder beim Programmierer einer Anwendung. Spyware, kleine Programme, die das Verhalten des Nutzers beobachten, sind wie auf PCs auch auf Smartphones aktiv. Mitunter könnten daraus umfangreiche Nutzerprofile erstellt werden, besonders, wenn der Anbieter auch andere Datenquellen anzapfen kann - etwa Surfstatistiken vom Heimcomputer. Durch das Smartphone könnten sie um Aufenthaltsorte des Nutzers angereichert werden. Der deutsche Datenschutz greift dabei nicht immer, denn viele Datensammel-Computer stehen in Übersee. Nicht zuletzt klagen Smartphone-Nutzer über hohe Kosten und niedrige Akkulaufzeiten - weitere Pluspunkte für den guten alten Handy-Knochen.