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Start in die Zehnerjahre

Eine, die das kommende Hörspieljahrzehnt mitgestalten kann, ist Martina Müller-Wallraff, neue Leiterin des Ressorts "Hörspiel und Akustische Kunst" beim Westdeutschen Rundfunk.

Von Frank Olbert | 12.12.2009
    Frank Olbert: Frau Müller-Wallraff, gibt es jetzt schon etwas, wo Sie vorhaben einen Akzent zu setzen?

    Martina Müller-Wallraff: Wir haben im WDR ein Hörspielprogramm, das sehr stark mit Marken arbeitet. Wir haben verschiedene Sendeplätze, auf denen wir stark profilierte Angebote machen. Das ist etwas sehr Gutes, dass wir die Möglichkeit haben das Programm so aufzufächern. Innerhalb der Profile, die sich da ausgeprägt haben, kann man natürlich noch viel ausprobieren und zuspitzen.

    Olbert: Wie sind Sie eigentlich zum Hörspiel gekommen?

    Müller-Wallraff: Wie die berühmte Jungfrau. Ich habe nie vor mir hergetragen, dass ich als Kind schon leidenschaftlich Hörspiele gehört hätte. Ich habe eine Ausbildung zur Journalistin gemacht. Das war ein Volontariat beim WDR, wo man ja bimedial ausgebildet wird, also im Rundfunk und im Fernsehen. Und dann kam das Hörspiel zur Tür hereingestürzt, was wirklich mehr oder weniger ein Zufall war. Das fing an mit einer Urlaubsvertretung und ich merkte, dass mich das Hörspiel sehr interessiert, weil es viele Freiräume und Spielräume öffnet. Hörspiel ist für mich Radio im schönsten Sinne.

    Olbert: Wenn Sie auf Ihre bisherige dramaturgische Arbeit zurückblicken. Was waren da zentrale Produktionen?

    Müller-Wallraff: Zentral war natürlich "Rocky Dutschke 68" von Christoph Schlingensief, schon allein deshalb, weil das meine allererste Produktion war. Es war für mich in der Arbeit sehr inspirierend, unglaublich anstrengend, aber auch ganz wichtig gerade als erstes Stück, um zu sehen, wie weit ich mich dehnen kann, was möglich ist. Das war etwas ganz anderes, als das, was bis dahin so im Alltagsgeschäft produziert wurde.

    Olbert: Gibt es einen Herzenswunsch, den Sie als neue Hörspieldramaturgin des WDR haben?

    Müller-Wallraff: Der Hauptwunsch ist natürlich, dass man das blühende Hörspiel, so wie es sich im WDR zurzeit in seiner Vielfalt darstellt, erhalten kann. Dann ist die Hoffnung, dass auch innerhalb des Teams die Spielfreude erhalten bleibt und sich noch steigert, sodass man Dinge ausprobiert. Das ist mir das Wichtigste, dass man immer wach dafür bleibt, wo könnte man etwas ein bisschen modifizieren, wo kann man die einzelnen Koordinaten ändern oder kleine Parameter mal umschrauben, damit das Ganze wieder lebendig ist.