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Start-up aus Israel
Wie Autos vor Hacking geschützt werden können

Immer mehr Autos sind mit dem Internet verbunden. Damit steigt auch die Zahl potenzieller Hackerangriffe auf PKW - mit dramatischen Folgen. So können Bremsen von Hackern außer Kraft gesetzt werden. Ein junges Unternehmen aus Israel bietet Autoherstellern jetzt auf der ganzen Welt Schutzsysteme an.

Von Benjamin Hammer | 07.03.2018
    Fahrer mit Computer in seinem PKW
    Immer mehr Autos haben W-Lan an Bord (imago / Westend61)
    Unterwegs mit einem Geländewagen in Tel Aviv. Das Wetter ist gut, der Stau hält sich in Grenzen. Doch plötzlich spielen die Bremsen verrückt. Das Auto rollt unkontrollierbar in Richtung eines Zaunes. Der Fahrer bremst, aber nichts passiert. Die Systeme des Autos wurden gehackt.
    Zum Glück ist das hier nur ein Test. Neben dem Fahrer sitzt eine Mitarbeiterin des israelischen Unternehmens Argus. Auf ihrem Schoß hat sie einen Laptop. Mit dem ist sie tief in die Systeme des Geländewagens eingedrungen. Argus will solche Vorfälle in der Realität verhindern. Das Unternehmen bietet Autoherstellern auf der ganzen Welt Schutzsysteme an: Eine Firewall für Autos.
    "Stellen Sie sich vor, dass Sie sich auf der Autobahn befinden und plötzlich wird das Auto bis zum Stillstand abgebremst", sagt Yoni Heilbronn, er ist Marketingchef von Argus. "Das ist nicht nur furchteinflößend, sondern auch sehr gefährlich."
    "Ein Fahrzeug ist ein sehr lohnendes Ziel"
    Viele Millionen Autos auf der ganzen Welt sind bereits vernetzt. Für die Fahrer bringt das Vorteile, zum Beispiel beim Navi oder bei Absprachen mit der Werkstatt. Doch die Autos können so sogar über das Mobilfunknetz angegriffen werden. Die Gefahr wird in Zukunft noch größer: Wenn Autos – und damit der Computer - eines Tages autonom fahren.
    "Die Gleichung ist sehr einfach. Ein Computer, der mit der Außenwelt verbunden ist, kann gehackt werden. Überlegen Sie mal: Ein Fahrzeug ist ein sehr lohnendes Ziel. Es ist wertvoll. Und, noch wichtiger: Es befördert Menschen."
    Yoni Heilbronn steht in seinem Unternehmen
    Erfolgreiches Unternehmen aus Israel: Marketingchef Yoni Heilbronn (Deutschlandradio / Benjamin Hammer)
    Yoni Heilbronn ist wie die meisten seiner Kollegen nicht älter als Anfang 40. Argus Cyber Security gibt es erst seit fünf Jahren. Ein Startup, gegründet von Absolventen einer Einheit der israelischen Armee. Ihr Name: 8200, zuständig für Cyberabwehr und Cyberangriffe. Auch Yoni Heilbronn war in dieser Einheit. Über die Details seiner Arbeit darf er nicht sprechen. Doch der Erfolg seines Unternehmens hat viel damit zu tun.
    "Wenn die Soldaten entlassen werden, nach mehreren Jahren, drängen sie auf den zivilen Markt. Die meisten haben schon in jungen Jahren Dinge gelernt, die man kaum in irgendwelchen anderen Bereichen weltweit finden wird."
    Unternehmen im Wert von 400 Millionen Euro
    Die Erfahrungen der Einheit 8200: Sie sind ein Grund, warum Israel zu einer erfolgreichen Start-Up-Nation geworden ist. Längst haben auch deutsche Weltkonzerne die jungen Unternehmen entdeckt. Im vergangenen Jahr wurde Argus vom deutschen Automobilzulieferer Continental gekauft. Laut Medienberichten für rund 400 Millionen Euro. Grisha Alroi-Arloser, Geschäftsführer der deutschen Auslandshandelskammer in Tel Aviv sagt: Solche deutsch-israelischen Kooperationen bringen Vorteile für beide Seiten. Zum einen "dass das große Weltunternehmen für relativ wenig Geld interessante, neue Ideen und Technologien erwirbt. Und für das israelische Unternehmen liegt der Vorteil darin, dass der Marktzugang, den ein solches Unternehmen einem bietet, unwahrscheinlich groß und wichtig ist."
    Während der Testfahrt in Tel Aviv ist der digitale Angriff auf die Bremsen nach vier Sekunden schon wieder vorbei. Das Auto fuhr sehr langsam. Im Ernstfall könnte so ein Hack für die Insassen tödlich ausgehen. Argus aus Israel und weitere Unternehmen auf der ganzen Welt wollen verhindern, dass es jemals soweit kommt.