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Stasi-Verstrickungen im Sport
DOSB entscheidet in Causa Beilschmidt

In Thüringen dominieren bis heute mehrere höchst umstrittene Alt-SED- und Stasi-Kader die Sportstrukturen. Recherchen des Deutschlandfunks deckten 2014 Details zu den umfangreichen Stasi-Verstrickungen des Hauptgeschäftsführers des Landessportbunds Thüringen, Rolf Beilschmidt, auf. In der kommenden Woche soll nun das Ergebnis der Prüfung der Stasi-Causa Beilschmidt durch die DOSB-Stasi-Kommission öffentlich werden.

Von Thomas Purschke | 26.04.2015
    Blick in eine Telefonzentrale der Stasi
    IM "Paul Grün" war der Deckname des ehemaligen DDR-Hochspringers Rolf Beilschmidt, als er für die Stasi spitzelte. (picture alliance/dpa/ADN)
    IM "Paul Grün": unter diesem Decknamen spitzelte der einstige DDR-Hochspringer Rolf Beilschmidt seit 1976 für die Stasi. Er lieferte intime Informationen über enge Freunde und Bekannte in Jena. Auch über seinen Jugendfreund Roland Jahn, dem heutigen Chef der Stasiunterlagenbehörde. Zudem notierte die Stasi, dass Beilschmidt schon während seiner Athletenzeit Mitglied der SED-Parteileitung seines Sportclubs Motor Jena war. 1981 verzichtete die Stasi wegen „Unzuverlässigkeit" zunächst auf eine weitere inoffizielle Zusammenarbeit.
    Doch entgegen dem jahrelang von Beilschmidt beförderten Mythos, er habe sich damals einer weiteren Zusammenarbeit mit der Stasi entzogen, belegten zahlreiche Stasi-Dokumente, dass Beilschmidt als späterer einflussreicher Funktionär bis zur Wende eine intensive und vertrauliche Zusammenarbeit mit der Stasi pflegte.
    Doping relativiert, Ex-Spitzel befördert
    Auch in dieser Zeit informierte er über privateste Details und schreckte selbst vor der Denunziation von Freunden nicht zurück. Anfang 1989 wurde Beilschmidt Chef des extrem dopingverseuchten Leistungs-Sportclubs Motor Jena. Nach dem Ende der DDR baute er dann als Chef den Olympiastützpunkt in Thüringen auf: Er integrierte zahlreiche belastete Altkader und stieg 2001 zum Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes auf.
    Der wegen Dopings verurteilte einstige West-Bundestrainer Heinz-Jochen Spilker konnte in Thüringen als Vizepräsident des Landessportbunds Thüringen seine Resozialisierung auch dank der Unterstützung von Beilschmidt und Co. feiern.
    Das DDR-Staatsdoping hat Beilschmidt dagegen immer wieder bagatellisiert, zum Beispiel 2011 während einer öffentlichen Veranstaltung in Erfurt: Er selbst habe früher als Athlet Dopingmittel bewusst eingenommen. Das damalige Doping im Hochsprung habe, so seine Aussage, nur zwei bis drei Prozent an Leistungssteigerung gebracht. Auf direkte Nachfrage, dass Doping mit Anabolika damals schon verboten und es zudem Betrug am Sport war, sagte Beilschmidt, dass damals doch alle Spitzenathleten sämtlicher Nationen gedopt hätten.