Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Statt der Tropenakazie die Scheinakazie

Wenn die Frühlingssonnenstrahlen die Natur erwärmen, denkt mancher über neue, haltbare Gartenmöbel nach. Attraktive Angebote im Baumarkt sind jedoch gar nicht selten darauf zurückzuführen, dass das Holz irgendwo in den Tropen illegal geschlagen wurde - doch es gibt auch Alternativen, die sogar im Inland wachsen.

Von Nils Theurer | 07.05.2009
    Eine der beliebtesten Holzsorten für Garten- und Terrassenausstattung ist Teak. Die besten Qualitäten besitzen die Resistenzklasse Eins und Teak kann völlig unbehandelt und ungeschützt über Jahrzehnte im Regen stehen bleiben.
    Über die Herkunft des Holzes machen Hersteller teilweise unklare Angaben:
    "Müsste ich gerade nachlesen, wo es genau herkommt."

    "Wir haben nur Holz aus Indonesien! Ich weiß nicht, ob es andere gibt, die noch woanders her Holz bekommen."

    "Nachweisen ist schwierig, denn Indonesien gehört zu den korruptesten Staaten der Welt."
    Aber selbst die Teak-Plantagen in Indonesien seien durch Urwaldrodung entstanden und bedrohten die Artenvielfalt massiv, kritisiert Greenpeace in seinem Holz-Merkblatt.
    Dabei gibt es ähnlich wie beim Transfair-Kaffee eine Bescheinigung für Holz: Das FSC-Siegel steht für die Zertifizierung des "Forest Stewardship Council". Es garantiert ein Mindestmaß an ökologisch und sozial verträglichem Anbau. Doch bei manchem Messeaussteller ist es noch völlig unbekannt:
    "Ob es da ein CF ... - wie heißt das? - ein FSC-Siegel gibt?"

    "Ja, wie heißt das? Siegel gibt es viele."
    Dieser Aussteller zeigt für seine aus Kambala-Holz gefertigte Badewanne eine Urkunde aus Ghana. Reinhard Behrend von der Organisation "Rettet den Regenwald" hält solche Urkunden für höchst fragwürdig: Wenn sich Länder selber Unbedenklichkeit bescheinigen, seien diese Zertifikate einfach nur Müll, sagt er.

    Aber auch dem FSC-Siegel steht "Rettet den Regenwald" skeptisch gegenüber. Die Organisation ist aus dem FSC-Verband seit Jahren ausgetreten, im März entschied sich Robin Wood für den gleichen Schritt: Beide Umweltgruppen halten die Ausweitung von Eukalyptus- und Kiefernplantagen für weder ökologisch verträglich noch sozial gerecht.

    Greenpeace und WWF halten weiterhin an FSC fest, es gibt jedoch noch eine Vielzahl weiterer Siegel. So haben es die Verbraucher schwer, sich im Dschungel der Zertifikate zurechtzufinden. Alle Siegel außer FSC seien jedoch viel weniger wert und eher Selbstbescheinigungen der Holzindustrie sagt Nina Griesshammer, die Waldexpertin beim WWF.

    Aber die Käufer machen es den Herstellern häufig leicht, bestätigen Aussteller:
    "Nein, das wird gar nicht gefragt, das spielt eigentlich nur die Pflege und die Haltbarkeit eine Rolle."
    Es gibt zudem Alternativen: Die eher unbekannte Robinie oder Scheinakazie schneidet gerade bei Gartenmöbeln viel besser ab, empfiehlt die Organisation "Rettet den Regenwald". Sie darf nicht mit der echten, tropischen Akazie verwechselt werden. Die Scheinakazie wächst sogar im Rheintal und ist meist feuchteresistenter als Plantagenteak. Darüber hinaus stelle der Einschlag derzeit ökologisch kein Problem dar, da die Robinie zumindest in Europa planmäßig und nach Grundsätzen der Nachhaltigkeit bewirtschaftet werde, fasst Ulrich Bick vom Hamburger Heinrich von Thünen-Institut die Vorteile zusammen. Auch Corinna Hölzel von Greenpeace nennt Teak erst an zweiter Stelle:
    "Die erste Wahl sollte immer einheimisches Holz sein. Für Gartenmöbel ist das Robinie, die ist sehr gut geeignet, denn das Holz ist hart und auch wetterfest. Wenn es dann aber doch unbedingt Tropenholz sein muss, dann sollten die Verbraucher auf das FSC-Siegel achten."