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Steigende Energiepreise
"Einfach mal den alten Tarif auf die Probe stellen"

In den nächsten Monaten steigen die Strompreise an. Ein Grund dafür sei die Energiewende, sagte Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox im DLF. Er rät dazu, die Anbieter in der Region zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln. Es gebe viele günstige Tarife auf dem Markt.

Lundquist Neubauer im Gespräch mit Britta Fecke | 17.03.2017
    Ein grüner Stromstecker liegt am 03.11.2013 in Berlin auf einer Stromrechnung.
    Die Strompreise steigen in den nächsten Monaten an. (picture-alliance / Jens Kalaene)
    Britta Fecke: Es klang nach einer Entwarnung. Die Energiepreise sind im letzten Monat deutlich langsamer angestiegen. Die Kosten für Strom, Kraftstoff und Heizöl sind im Vergleich zum Januar nur noch um 0,3 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Energiepreis-Monitor des European Climate Foundation hervor. Doch dieser Trend scheint, sich zumindest bei den Strompreisen nicht fortzusetzen. – Ich begrüße Lundquist Neubauer. Er ist Pressesprecher beim Vergleichsportal Verivox. Herr Neubauer, wann erwarten Sie denn, dass die Strompreise erneut erhöht werden?
    Lundquist Neubauer: Schönen guten Tag. – Allein jetzt zum 1. April steigen die Strompreise von 30 Grundversorgern. Das betrifft in etwa vier Millionen Haushalte in Berlin, Hamburg und Bremen. Durchschnittlich steigen die Preise um etwa drei Prozent, was für eine kleine Familie etwa 35 Euro im Jahr sind.
    Fecke: Wer erhöht denn alles die Preise? Sie sprachen gerade die Grundversorger an.
    Neubauer: Genau. In Berlin ist es Vattenfall, ebenso in Hamburg. Das sind so die Großen.
    Fecke: Was ist mit den alternativen Anbietern?
    Neubauer: Die erhöhen auch die Preise. Allerdings haben wir in unserer Auswertung jetzt nur die Grundversorger betrachtet. Die Alternativversorger machen das ja auch unterjährig. Aber tendenziell steigen die Strompreise natürlich.
    "Auf der Kostenseite haben die Versorger immer mehr zu berappen"
    Fecke: Wie wird dieser Preisanstieg begründet?
    Neubauer: Das ist auf die Kostenseite der Versorger zurückzuführen, also die Energiewende. Die EEG-Umlage ist auf ein Rekordniveau gestiegen. Die Netzentgelte steigen auch, das sind die Entgelte, die die Versorger für die Durchleitung von Strom bezahlen müssen. Das heißt, auf der Kostenseite haben die Versorger immer mehr zu berappen. Auf der Habenseite war es bisher so, dass der Einkauf relativ günstig war, aber auch hier sehen wir den Trend, dass an der Strombörse der Strompreis leicht nach oben geht und wir daher davon ausgehen, dass in Zukunft eher mit steigenden Strompreisen zu rechnen ist.
    Fecke: Die Netzentgelte müssen ja, wie Sie sagen, alle berappen. Ist es dennoch sinnvoll, den Stromanbieter zu wechseln, oder steigt das überall gleich an?
    Neubauer: Das ist auf jeden Fall sinnvoll. Die sind regional natürlich unterschiedlich, aber die Versorger geben das ungleich an den Verbraucher weiter. Das heißt, die einen versuchen, neue Kunden anzulocken, und können dann günstigere Preise durchsetzen als andere Versorger.
    "Den alten Tarif einfach mal auf die Probe stellen"
    Fecke: Was raten Sie, wenn jetzt die Strompreiserhöhung ins Haus flattert? Wie wechsle ich am sinnvollsten?
    Neubauer: Das Gute ist ja: Wenn die Strompreiserhöhung ins Haus flattert, dann haben Verbraucher ein Sonderkündigungsrecht. Das heißt, der Versorger muss sechs Wochen vorher Bescheid geben, dass er die Preise erhöht, und der Verbraucher kommt dann mit einer sehr kurzen Frist von zwei Wochen aus dem Vertrag raus. Verbraucher, die sowieso noch nie gewechselt haben, die kommen jederzeit aus ihrem Vertrag. Das heißt, wir raten dann dazu, einfach mal den alten Tarif auf die Probe zu stellen, im Internet die Postleitzahl eingeben, den Jahresverbrauch, um zu schauen, ob günstigere Tarife im Markt vorhanden sind, und da gibt es mit Sicherheit viele gute günstige Tarife.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.