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Steinmeier in Südafrika
Präsident Ramaphosa wirbt um deutsche Unternehmen

Mehr deutsche Investitionen in seinem Land - das wünscht sich Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosas. Doch Black-Empowerment-Regeln und Landreform verunsichern deutsche Unternehmer. Vertrauen stärken, steht daher ganz oben auf Ramaphosas Agenda beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Von Johanna Herzing | 21.11.2018
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) und Matamela Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, geben sich nach einer Pressekonferenz die Hand
    Cyril Ramaphosa (r.) und Frank-Walter Steinmeier wünschen sich mehr deutsche Investitionen in Südafrika (dpa/Bernd von Jutrczenka)
    Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nutzt die Gelegenheit, lobt die deutschen Unternehmen, preist das duale Ausbildungssystem. Mehr als 600 deutsche Firmen seien in seinem Land tätig, 100.000 Jobs auf diesem Weg entstanden. Mehr davon, so die Botschaft beim Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten in Südafrika: "Deutsche Unternehmen helfen dabei, durch diese Form der Berufsausbildung Fertigkeiten neu zu entwickeln und auf diese Weise helfen sie auch dabei, junge Menschen in Südafrika zu emanzipieren."
    Auch der deutsche Bundespräsident sähe gern noch mehr deutsche Investitionen in Südafrika. Deshalb wird er bei diesem Besuch von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Vor der örtlichen Presse sagt Frank-Walter Steinmeier: "Eine Erfahrung, die sie in Südafrika auch gemacht haben, ist, dass deutsche Unternehmen, die manchmal schwerer zu bewegen sind zu investieren als andere, dann, wenn sie die Entscheidung getroffen haben, zu investieren, auch bleiben; über Höhen und Tiefen hinweg eher nachhaltig investieren, als dass sie auf den schnellen Dollar aus wären."
    Wahlsieg Ramaphosas verunsichert deutsche Unternehmer
    Ein Bild, das auch Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzender der Firma B. Braun vermitteln will. Sein Unternehmen für Medizintechnik ist bereits seit den 1990er Jahren im Land aktiv, 850 Beschäftigte allein in Südafrika. Die Ära der Regierung Jacob Zumas – geprägt durch Korruption und Vetternwirtschaft - hätten das Geschäft von B. Braun nicht beeinträchtigt, erklärt Große.
    Den Wahlsieg Cyril Ramaphosas, der als Reformer und Hoffnungsträger gilt, sieht er jedoch als deutlichen Einschnitt: "Wir müssen jetzt in Südafrika unter der neuen Regierung Ramaphosa schon sehen: Wie geht es weiter mit Investmentschutz? Wie geht es weiter mit den Black-Empowerment-Regeln? Das konnten wir alle auf der Reise diskutieren und wir sehen hier eigentlich von der südafrikanischen Seite eine große Offenheit diese Themen anzugehen."
    Afrika als Zukunftsmarkt begreifen
    Über die Black-Empowerment-Regeln, die Große anspricht, sollen Schwarze, Coloureds und Inder in Südafrika gezielt wirtschaftlich und beruflich gefördert werden. Unternehmen die sich nicht zumindest in Teilen an die entsprechenden staatlichen Regeln halten, sind von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen. Dennoch appelliert Große an die deutsche Industrie, Afrika als Zukunftsmarkt zu begreifen.
    Dabei sei es wichtig, Wertschöpfung vor Ort zu betreiben und Jobs für Südafrikaner zu schaffen: "Es ist überhaupt kein Problem zu sagen, dass man auch gewinnorientiert ist. Aber wenn wir aus Europa hier Afrika nicht in dieser Form unterstützen, indem wir hier aktiv werden, kriegen wir ganz sicher in der Zukunft noch mehr Probleme – Migration. Und ich glaube schon, dass Afrika heute mit 1,1 Milliarden Menschen, in 2050 wird sich das verdoppelt haben, sehr attraktive Märkte für uns sind und ich denke, es wird verstärkte Aktivitäten in Zukunft in Afrika geben."
    Ramaphosas beruhigt Investoren
    Südafrikas Präsident wiederum ist bemüht, das Vertrauen deutscher Investoren zu stärken. Die viel diskutierte noch ausstehende Landreform und gar Enteignungen müssten sie nicht fürchten, so Ramaphosa: "Wir können doch nicht Menschen einladen in unserem Land zu investieren und ihnen dann anschließend ihre Investitionen nehmen. Das wäre als würde man einen Gast zu sich nach Hause einladen und ihn dann ausrauben. So etwas machen wir nicht!"