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Stern in der Cassiopeia 1572
Tychos Supernova und das neue Weltbild

Als Tycho Brahe heute vor 445 Jahren abends von seinem Alchemie-Labor zu seinem Wohnhaus ging, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. In der Cassiopeia leuchtete ein neuer Stern – fast so hell wie die Venus.

Dirk Lorenzen | 11.11.2017
    Die Überreste der Tycho-Supernova heute, beobachtet im Röntgenbereich
    Die Überreste der Tycho-Supernova heute, beobachtet im Röntgenbereich (NASA/Chandra)
    Der adlige Däne sprach vom "größten Naturwunder aller Zeiten". Anderthalb Jahre lang beobachtete er den neuen Stern von seinem Wohnsitz Herrevads Kloster aus, das im heutigen Südschweden liegt. Er wies nach, dass sich das Objekt nicht bewegte. Damit musste es zur Sphäre der Fixsterne gehören, die aber nach der jahrtausendealten Lehre des Aristoteles ewig unveränderlich sein sollte.
    Tycho Brahe veröffentlichte bald das Buch "De stella nova", "Über den neuen Stern". Es machte ihn schlagartig zum berühmtesten Astronomen Europas. Der Adelsmann, der standesgemäß Jura studiert hatte, widmete sich dank der Supernova nun vollends seiner großen Leidenschaft, der Himmelskunde.
    Dreißig Jahre zuvor hatte Nicolaus Copernicus das neue Weltbild veröffentlicht, nach dem die Sonne und nicht die Erde Mittelpunkt der Welt ist. Tycho Brahe setzte nun alles daran, diese Theorie mit Beobachtungsdaten zu untermauern. Auf der Insel Ven im Öresund baute er das beste Observatorium seiner Zeit.
    Die Cassiopeia steht abends am Nordosthimmel, allerdings ohne Supernova (Position gelb markiert)
    Die Cassiopeia steht abends am Nordosthimmel, allerdings ohne Supernova (Position gelb markiert) (Stellarium)
    Das Sternbild Cassiopeia steht derzeit abends hoch im Nordosten. Es sieht aus wie der Buchstabe W. Der "neue Stern" leuchtete damals ein Stück oberhalb des rechten W-Teils. Dort glimmen noch immer die Überreste von Tychos Supernova. Dieses Geschenk des Himmels hat 1572 der Astronomie einen neuen Star beschert.