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Sternenhimmel am Kuppeldach

Planetarien bieten nicht nur Sternshows für Erwachsene sondern haben ihr Programm auch auf Schüler - und sogar Kindergartenkinder - zugeschnitten. Denn im Planetarium kann oft sehr viel anschaulicher und eindrucksvoller demonstriert werden, wie Jahreszeiten oder Tag und Nacht zu erklären sind oder welcher Unterschied zwischen Sonne, Mond und Sternen besteht.

Von Michael Engel | 11.04.2009
    Planetarium Wolfsburg: Das auffällige Gebäude mit der blauen Kuppel ist schon von weitem zu sehen. Staunend kommen 53 Kinder vom Edith-Stein-Kindergarten herein. Manchen ist ganz mulmig zumute, weiß Ivonne Schüler, eine der fünf Betreuerinnen.

    "Für die Kleinen ist es ja noch bisschen, weil Sterne sind ja nur im Dunklen zu sehen, bei manchen so ein bisschen Bauchschmerzen noch aber eine Faszination ist es natürlich immer wieder, wenn der Sternenhimmel leuchtet."

    Auch Dirk Schlesier, der wissenschaftliche Mitarbeiter und Moderator im Planetarium, beruhigt die Kleinen - vorsorglich. Nein, Aliens, also Außerirdische, gibt es hier auch nicht, antwortet er auf Nachfrage eines besorgten Jungen. Die meisten Kinder haben die Rückenlehne der Sitze schon nach hinten geklappt und schauen erwartungsvoll nach oben.

    "Also, ich sehe schon, ihr hab's euch richtig bequem gemacht. Liebe Kinder, ich darf Euch alle sehr, sehr herzlich hier im Planetarium Wolfsburg begrüßen: 'Teddy und die Eiskönigin' - Ich kann Euch schon mal versprechen, das ist ein tolles Programm. Da kommen viele Figuren vor in diesem Programm. Zum Beispiel Teddy, der Magistrat und eben die Eiskönigin."

    Die Geschichte "Teddy und die Eiskönigin" wurde eigens für die kleinen Besucher entwickelt. Anstelle von Sternen erscheinen die Wände einer Bibliothek auf der Kuppel. Teddy, der viele ungelöste Fragen hat, plant eine Reise zur Eiskönigin, um sich von ihr die Jahreszeiten erklären zu lassen: Astronomie - ein Wintermärchen!

    "Die Eiskönigin zog mit ihrem Finger eine Linie in den Schneeball, sodass er in zwei Hälften geteilt wurde. Eurer kleines Tal liegt hier oben, im Norden der Kugel. Und weil diese Hälfte im Juni und im Juli zur Sonne hin geneigt ist, ist dann Sommer mit langen Tagen und kurzen Nächten."

    Schon im Kindergarten wurden die kleinen Besucher auf diesen Vormittag vorbereitet. Mit Kinderliedern über Sterne, Gedichten, Bilderbögen und Rollenspielen. Wer wie die Erzieherin Isabel Jahn schon öfter im Planetarium war, kommt gerne wieder.

    "Wir haben das Interesse geweckt. Was früher in der Grundschule erst Thema war, ist es jetzt schon im Kindergarten. Und die Kinder wollen das wissen. Man muss es nur altersgerecht anschaulich vermitteln. Und das ist das Wissen und das Verständnis der Kinder da."

    2,50 Euro kostet der Astronomiekurs. Manche Kitas nehmen mit Bus und Bahn weite Anfahrten in Kauf. Für die Schülergruppen, die aus einem Umkreis von Hannover bis Magdeburg kommen, gibt es moderierte Vorträge: Sternbilder werden erklärt, für Abiturienten geht es gar um "kosmische Bewegungen" unserer Sonne, die in 200 Millionen Jahren einmal um die Milchstraße kreist.

    Auch die vierte Klasse der Grundschule Elze ist heute zu Gast und bekommt die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

    "Ich habe mal was am Himmel gesehen. Und das war ganz hell und hat sich nur ganz langsam über den Himmel bewegt. Kannst Du mir sagen, was das war?"

    "Ja, bestimmt. Das kann zum Beispiel die internationale Raumstation gewesen sein, die ISS. Ja, also es gibt da eine richtige Raumstation oben am Himmel zu sehen manchmal, und das ist schön zu sehen: Die wird viel heller als die meisten hellen Sterne."

    Laut Lehrplan für die Grundschulen in Niedersachsen sollen astronomische Grundkenntnisse vermittelt werden. Es geht um Jahreszeiten, Tag-Nacht-Wechsel und den Unterschied zwischen Sonne, Mond und Sternen. Isabell Bialon möchte das Planetarium nicht mehr missen.

    "Also mit den vierten Klassen ist im Sachunterricht gerade das Thema 'Planeten' dran: Weltraum, Weltall. Und wir sind hierher gekommen, um den Kindern noch mal mit einem anderen Medium dieses Thema anschaulicher darzustellen. Ich bin schon zum zweiten Mal hier und bin jedes Mal begeistert und die Kinder auch."

    Es ist 11.30 Uhr. Die Kinder haben das Planetarium verlassen.

    Um 14.00 Uhr geht es weiter. Dann empfängt Dirk Schlesier den "Astro KinderClub". Mitglieder sind Schülerinnen und Schüler, die tiefer einsteigen möchten: Sie hantieren mit Teleskopen, kleben Raumsonden aus Papier zusammen und prägen sich die Sternenbilder ein.

    Noch ein paar Handgriffe. Dann sind die Computer gesteuerten Projektoren im Planetarium herunter gefahren. Bis zum Nachmittag, wenn die nächsten Kinder kommen. Astronomische Bildung - offeriert als Schulvorführungen oder im "Astro KinderClub" - ist für das Planetarium zu einer wichtigen Aufgabe geworden. Dirk Schlesier mag die Arbeit mit den Kindern. Schließlich hat auch bei ihm die Faszination für das Weltall vor vielen, vielen Jahren ganz klein begonnen. Mit einem astronomischen Fernrohr. Ursprünglich studierte er Geowissenschaften in Halle, am Ende waren die Sterne stärker. Und das möchte er gerne vermitteln.

    "Also, ich empfinde es immer so, dass die besonders Motivierten dann auch später mal einen Fuß in die Wissenschaftstür rein bekommen. Das müssen nicht die Kinder sein oder Schüler, die besonders kluge Antworten geben, aber ich bin immer der Meinung, die Kinder, die die ganze Zeit aufpassen, motiviert sind, und sagen: 'Hey, das möchte ich selber auch mal beobachten', das sind die Kinder, die auch später mal - denke ich - einen gewissen Draht zu der Wissenschaft bekommen, und da auch sehr, sehr gute Wissenschaftler werden."