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Sternstunden
Der Pianist Jorge Bolet

Jorge Bolet stand wie sein großer Rivale Wladimir Horowitz für eine aussterbende romantische Klavierästhetik. Erstmals wurden Berliner Rundfunkaufnahmen aus den 1960er Jahren mit Neuheiten seines Repertoires kommerziell veröffentlicht.

Von Philipp Quiring | 11.04.2019
    Schwarz-Weiss Aufnahme der Pianisten Jorge Bolet im Profil, am Flügel spielend 1973
    Der Pianist Jorge Bolet während einer Studio-Aufnahme 1973 (Archiv Deutschlandfunk Kultur)
    Obwohl Jorge Bolet zu den großen Ausnahmebegabungen des vergangenen Jahrhunderts zählt, existiert bis heute keine Biografie über ihn.
    Der gebürtige Kubaner steht in der von Czerny und Liszt ausgehenden, von Leschetitzky und Anton Rubinstein fortgeführten, romantisch-virtuosen Tradition des Klavierspiels. In den USA erhielt er seine Ausbildung bei Leopold Godowsky und bei dessen Schwiegersohn David Saperton.
    Er debütierte bereits siebzehnjährig in der Carnegie-Hall unter Fritz Reiner und konnte einige Jahre später zwei bedeutende internationale Wettbewerbe gewinnen. Doch sein virtuoses Spiel kam nicht überall gleichermaßen an, einige Kritiker fanden seinen Stil zu unmodern. So suchte Bolet sein Glück zunächst in der Politik als Diplomat, bis er nach dem 2. Weltkrieg noch einmal bei Abram Chasins Unterricht nahm und dann durchstartete.
    Sein Spiel war gleichermaßen geprägt von Noblesse und einer scheinbar mühelosen Virtuosität, die er jedoch nie als Selbstzweck ansah.
    Claude Debussy
    Images II für Klavier
    Frédéric Chopin
    12 Études, Op. 25, Nr.1
    Leopold Godowsky
    aus: Sinfonische Metamorphosen nach Themen von Johann Strauss
    Nr. 2, "Die Fledermaus"
    Norman Dello Joio
    Sonate für Klavier Nr. 2
    Jorge Bolet, Klavier
    Aufnahmen aus den Jahren 1961 bis 1968